PÖNIs BLOG (215): Die ewigen „DREI NÜSSE“; „DER KLEINE tolle NICK“; „CALL JANE“; „VIOLENT NIGHT“; „DIE SCHWIMMERINNEN“; TV-TIPPs; OSTROCK

0.)   Den deutschen WM-TV-Fußball haken wir also wieder (wie 2018) schnell ab.

Und konzentrieren uns lieber – freudig erregt – auf d e n TV-Märchenfilmklassiker, der 1973 als CSSR-/DDR-Co-Produktion unter der Regie von Václav Vorlicek  entstand, zum Kultfilm avancierte und seit langem fester Bestandteil im Weihnachtsprogramm der öffentlich-rechtlichen Sender ist: „DREI NÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL“. In den Hauptrollen wurden LIBUSE SAFRÁNKOVÁ (als Aschenbrödel) und PAVEL TRÁVNICEK (als Prinz) zu unvergessenen Protagonisten. Keine Frage – d e r Film gehört im Dezember auf den Bildschirm wie die Kugeln an den Christbaum. Hier sind alle Sendetermine des TV-Klassikers für diese Wochen zusammengestellt: Sonntag, 4.12., 12 Uhr: BR   /   Sonntag, 4.12., 15 Uhr: WDR   /   Sonntag, 11.12., 16.40 Uhr: MDR   /   Sonntag, 18.12., 13 Uhr: NDR   /   Samstag/Heiligabend, 24.12., 13.40 Uhr: ARD   /   weitere Heiligabend-TV-Termine: 16.05 Uhr: NDR   /   18.50 Uhr: ONE   /   20.15 Uhr: WDR   /   23.10 Uhr: SWR   /   Sonntag, 25.12., 11.05 Uhr: ARD   /   Sonntag, 25.12., 15.35 Uhr: RBB   /  Montag, 26.12., 17.25 Uhr: MDR   /   Samstag, 31.12., 13.15 Uhr: HR   /   Sonntag, 1. Januar 2023, 14.10 Uhr: SWR

1.)   ZAUBERHAFT. Titel = „DER KLEINE NICK ERZÄHLT VOM GLÜCK“ von Amandine Fredon und Benjamin Massoubre (Fr/Luxemburg 2021; B: Michel Fessler; Anne Goscinny; Benjamin Massoubre; Grafischer Schöpfer: Jean-Jacques Sempé; Schnitt: Benjamin Massoubre; M: Ludovic Bource; 82 Minuten; deutscher Kino-Start: 1.12.2022). Gleich gesagt  – zählt zu den schönsten Zeichentrickfilmen dieses Filmjahres. Feierte seine Weltpremiere bei den 75. Filmfestspielen von Cannes und wurde als „Bester Spielfilm“ beim Festival in Annecy ausgezeichnet.

Paris in den 1950er-Jahren. Es ist Jean-Jacques Sempés (17.8.1932 – 11.8.2022) Zeichnung eines kleinen Jungen , die bei René Goscinny (14.8.1926 – 5.11.1977) Interesse weckt, als die Beiden sich in einem Café begegnen. Gemeinsam entwickeln sie DER KLEINE NICK, und dabei darf Nick in diesem Trickspielfilm aus seinen Geschichten auch heraustreten, darf direkt mit seinen zwei Erfindern sprechen und vom Glück erzählen. Bei Goscinny sitzt er mal auf der Tastatur der Schreibmaschine oder an der Schulter und fragt neugierig nach dessen Leben; bei Sempé dagegen spricht er von der entstehenden Zeichnung-aus mit seinem Erfinder. Während dabei auch von den berührenden und traurigen Kindheitsgeschichten der beiden Erfinder erzählt wird, zeigt „DER KLEINE NICK ERZÄHLT VOM GLÜCK“ wie eine glückliche Kindheit aussehen konnte: Er geht zur Schule, findet Freunde, entdeckt Mädchen, fährt in die Ferien  – und lässt seine Zuschauer wie immer sowohl verschmitzt lächeln als auch laut heraus lachen: „Petsch!“, „Pöh!“, „Prima!“. Wunderbar.

Was für ein unwiderstehlich charmantes, witziges und warmherziges Vergnügen von Kinoglück. Mit Tiefgang und kunstvollen Animationsabenteuer, bei denen die kindliche und nicht die erwachsene Weltanschauung im Blick- und Mittelpunkt stehen. Großartig. Und auch ein Genuss: Für die nostalgische Filmmusik konnte „Oscar“-Preisträger Ludovic Bource („The Artist“) gewonnen werden. So entstand ein traumhaftes animiertes Gesamtwerk, das im nächsten Jahr von der USA-Academy unbedingt zur „Oscar“-Nominierung mit-einbezogen zählen sollte (= 5 PÖNIs).

2.)   STARKE AKTIVE FRAUEN. Titel = „CALL JANE“ von Phyllis Nagy (USA 2021; B: Hayley Schore; Roshan Sethi; K: Greta Zozula; M: Isabella Summers; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 1.12.2022). Der Film handelt von einer Schande  – Männer sind Herrscher. Bestimmen, was Frauen dürfen und – vor allem – was nicht. Denken und Machen sollen.  Oder umgekehrt.

Chicago, 1968. Während die Stadt und die Nation – mit hitzigen Rebellen – am Rande eines gewalttätigen politischen Umsturzes stehen, führt die bürgerliche Hausfrau Joy (ELIZABETH BANKS) mit ihrem Mann, einem Anwalt, und ihrer 15-jährigen Tochter Charlotte ein gewöhnliches, also gutbürgerliches Vorstadt-Leben. Doch Joys ungewollte Schwangerschaft führt sie unerwartet in einen lebensbedrohlichen Zustand. Sie muss sich mit einem medizinischen System auseinandersetzen und mit männlichen Ärzten = Entscheidern. Motto: Man ist nicht bereit, ihr zu helfen. Eine legale Abtreibung wird nicht akzeptiert, der Antrag des Ehepaares auf Genehmigung für einen „therapeutischen Abbruch“ wird von einem nur aus Männern bestehenden Klinikgremium einstimmig mit der Begründung abgelehnt, das Kind habe doch bei einer planmäßigen Beendigung der Schwangerschaft eine sehr gute Überlebenschance. Das Risiko, dass Joy durch die Schwangerschaft sterben kann, interessiert die Herren nicht. Also macht sich Joy allein auf den Weg, um eine adäquate Lösung zu finden. Ihre Suche nach einem Ausweg, führt sie zu den „Janes“, einer geheimen Frauen-Organisation, die Joy eine sichere Alternative durch Abtreibung anbieten – und damit nicht nur ihr Leben zu retten vermögen, sondern Joy auch grundsätzlich verändern.

Eine fesselnde und gerade in den USA auch gerade wieder aktuelle Geschichte, die zum Teil auf wahren Begebenheiten rund um das Jane-Kollektiv beruht. Das in einem Zeitraum von vier Jahren durch seine verdeckte und präzise Mobilisierung Tausende von Abtreibungen ermöglichte. Unterstützt von einem beeindruckenden Ensemble (in dem sich auch SIGOURNEY WEAVER als Virginia befindet), spielt Elizabeth Banks die engagierte Joy, deren Entschlossenheit und Charakterstärke auch mehr als ein halbes Jahrhundert später noch aktuell ist. Der Filmtitel „Call Jane“ bezieht sich auf die kurze Botschaft, die von der Organisation damals auf Zettel gedruckt und in Chicago aufgehängt wurden. Die Figur Virginia im Film ist lose an die „Janes“-Gründerin Heather Booth angelehnt. „CALL JANE“ oder: Ein auch Männer ansprechender Film, der spannend zu informieren versteht.

Von wegen  – 50 Jahre nach dem Grundsatzurteil des Supreme Court Roe v. Wade mit der Zustimmung zur Abtreibung in den USA ist seit einem Urteil vom 24. Juni 2022 das bundesweite Abtreibungsrecht in Amerika wieder „in Gefahr“  (= 4 PÖNIs).

3.)   BLUTIGE SCHLACHTEN. Titel = „VIOLENT NIGHT“ von Tommy Wirkola (USA 2022; B: Pat Casey; Josh Miller; K: Matthäus Weston; M: Dominik Lewis; 112 Minuten; deutscher Kino-Start: 1.12.2022).  Von wegen  – Stille Nacht, heilige Nacht: Hier wird gemeuchelt, dass nur so die Blutfetzen fliegen. Ausgangspunkt: Eine Gruppe von Söldnern stürmen das schlossige Anwesen einer wohlhabenden Sippe, deren Millionen erobert werden sollen. Genau während der Zeit, in der Santa Claus (DAVID HARBOUR) mit seinem tierischen Gespann durch die Gegend fliegt, um Weihnachtsgeschenke „abzuliefern“. Also holt der lustig-hölzerne, blutbeschmutzte Mister Body-Claus die Axt aus dem Sack und legt mit krachendem Fight los. Was die Räuberbande „irritiert“, denn wer rechnet denn schon damit, dass der echte Weihnachtskerl 1.) saufend und prügelnd existiert und 2.) sich mörderisch einzumischen versteht. In dem Presseblatt ist von Action-Comedy die Rede. Bei dieser rüden Hackerei und Knallerei, in  der – abwechselnd – mal viel gelabert und dann kräftig durchgezogen wird. Übrigens als Ober-Schurke Scrooge (!) langweilt der Herumkrakeeler JOHN LEGUIZAMO (= 2 PÖNIs).

4.)   BITTERE REALITÄT. Titel = „DIE SCHWIMMERINNEN“ von Sally El Hosaini (Co-B + R; GB/USA 2021; Co-B: Jack Thorne; K: Christopher Ross; M: Steven Price; 134 Minuten; deutscher Kino-Start – ziemlich unbemerkt – November 2022; HEIMKINO-Netflix-Start: 23. November 2022). „Es geht ums gewinnen, nicht darum, nett zu sein“, tönt der Vater und Schwimmtrainer Ezzat. Dessen Töchter Sarah (MANAL ISSA) und Yusra Mardini (NATHALIE ISSA) versuchen, ein möglichst normales Leben in dem vom Krieg heimgesuchten Syrien zu führen. Ihr Vater Ezzat (ALI SULIMAN), ein ehemaliger Schwimmer, unterstützt sie mit eiserner Trainingshärte seit ihrer Kindheit als Schwimmerinnen. Ihr Talent ist beachtlich, und Yusra träumt von einer 2016-Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Tokio. Doch dann werden die Bedingungen durch den Krieg immer elender. Nachdem eine Bombe die Schwimmhalle zerstört und Yusra fast getroffen hat, stimmt ihr Vater zu, die beiden Töchter – in Begleitung ihres Cousins Nizar (AHMED MALEK) – auf die Reise nach Deutschland zu lassen. Bevor Yusra 18 Jahre alt wird. Damit wäre sie noch in der Lage, nach der Ankunft eine Familienzusammenführung zu ermöglichen. Hoffnungsvoll geht der Weg zunächst, mit einem Touristenvisum, über Beirut nach Istanbul. Was dann folgt, ist keine fiktive Filmgeschichte, sondern das, worüber wir täglich aus den Zeitungen und dem Fernsehen sowie übers Radio erfahren, uns aber bislang nicht realistisch vorstellen konnten Oder wollten. Es beginnt auf einem einfachen und völlig überfüllten Schlauchboot mit defektem Motor über das Mittelmeer. Als das Boot auseinanderzubrechen droht, erweist sich das Schwimmtalent von Sarah und Yusra als nützlich, denn sie sind die einzigen, die schwimmen können. Vermögen das Bott aus dem Wasser-heraus zu steuern. Schon diese Episode würde für einige Hollywoodfilme reichen, doch danach wurde das Leben der Mardini-Schwestern erst richtig spektakulär. Ab jetzt bestimmen die fürchterlichen Ereignisse um „Grenzen“ einen unfassbaren Fluchtweg.

„Die Geschichte der Mardinis hat nicht nur etwas beklemmend Aktuelles, noch immer flüchten dem UNHCR zufolge jedes Jahr mehr als hunderttausend Menschen über das Mittelmeer, allein in diesem Jahr sind bereits 1830 dabei gestorben oder werden vermisst. Sie steht auch ganz allgemein für Fluchterfahrungen, für das, was Familien immer schon erlebt haben, wenn sie irgendwo wegmussten. Der Film erzählt eine unglaubliche Geschichte, die aber für Millionen Menschen auf der Welt tägliche Realität ist“ (SZ /Kritik von Verena Mayer/25.11.2022).  (= 4 1/2 PÖNIs).

5.)   TV-TIPPs: „DER ENGLISCHE PATIENT“ – verantwortete 1996 der britische Regisseur ANTHONY MINGHELLA. Er adaptierte den gleichnamigen Roman des kanadischen Autors Michael Ondaatje. Und hatte ein hochkarätiges Team beisammen, zu dem u.a. RALPH FIENNES, JULIETTE BINOCHE, WILLEM DAFOE sowie KRISTIN SCOTT THOMAS und COLIN FIRTH gehörten. 1997 gewann der Film 9 „Oscars“, darunter für den „Besten Film“ und für die „Beste Regie“. Am kommenden MITTWOCH (7.12.) präsentiert ARTE ab 20.15 Uhr dieses Meisterwerk, das am kommenden Freitag (9.12.) ab 14.15 Uhr dort wiederholt wird.

D E N Film habe ich sehr gemocht: „KALENDER GIRLS“ ist eine britisch-US-amerikanische Komödie von Nigel Cole aus dem Jahr 2003. Die Hauptrollen spielen HELEN MIRREN und JULIE WALTERS. Die Geschichte  basiert auf einer wahren Begebenheit. Im Lexikon des internationalen Films heißt es, der Film befinde sich „in der Tradition des britischen Arbeiterkinos“. Die Inszenierung sei „zurückhaltend“, die „hervorragenden“ Darstellungen überzeugten. Der RBB zeigt am nächsten DONNERSTAG (8.12.) ab 20.15 Uhr ein cineastisches Schmuckstück!

6.)   MUSIK: Von 1980 bis 1984 wurde SIE vier Mal zur beliebtesten Sängerin der DDR gewählt:  UTE FREUDENBERG. Ihren musikalischen Durchbruch hatte sie 1980 mit der Rockband Elefant durch das Lied „JUGENDLIEBE“, das zu den „Klassikern der DDR-Rock- und Popgeschichte“ zählt. Da sie im nächsten Jahr ihre Karriere ausklingen lassen will, fand ich es an der Zeit, „Jugendliebe“ jetzt zu meinem Lieblingssong dieser Woche zu erklären. Motto  – Höre ich gerne:

Wünsche viel Spaß mit der JUGENDLIEBE.

HERZlich:   PÖNI PÖnack

email: kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

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