1.) SIMPEL. Titel = „TICKET INS PARADIES“ von Ol Parker (Co-B + R; USA 2021; Co-B: Daniel Pipski; Produktion u.a.: George Clooney; Julia Roberts; K: Ole Bratt Birkeland; M: Lorne Balfe; 104 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.9.2022). Ist doch eigentlich ein angesagter Unterhaltungsgigant, wenn die Hollywood-Stars JULIA ROBERTS & GEORGE CLOONEY zusammentreffen – wie bereits zuvor für Filme wie „Ocean’s Eleven“ (2001/s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs); „Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“ (2002); „Ocean’s 12“ (2004/s. Kino-KRITIK/2 PÖNIs) und „Money Monster“ (2016/s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs). Hier aber leider nicht. Vielmehr wurde aktuell nur eine inhaltlich matte Promi-Bühne eingerichtet, in phantastischer Landschaft zwar – gedreht wurde u. a. auf der paradiesischen Insel Bali -, aber insgesamt ziemlich lahm. Mit vorhersehbaren Stunts und so genannten Gags. Julia & George heißen hier Georgia & David. Ihre Ehe fand vor langer Zeit statt, ihre Scheidung hat tönende Negativspuren hinterlassen. Doch als ihre Tochter Lily (KAITLYN DEVER) sich Hals über Kopf im Tropenparadies-Urlaub verliebt und sogleich verlobt hat, machen sich die Eltern gemeinsam in das exotische Paradies auf, um Lily vor d e m zu bewahren, was sie selbst einst vereint und „eklig“ getrennt hat. Fortan ergeben sich kaum Überraschungen und nur mitunter taffe Pointen, wenn Herr Clooney und Frau Roberts so tun, als würden sie sich aber auch so etwas von gar nicht mögen. Der als Co-Autor und Regisseur fungierende Ol Parker, der vor längerer Zeit für ABBA-Leinwandschwung mit „Mamma Mia! Here We Go Again“ sorgte, kriegt hier nur zeitweise Lustigkeit in Bewegungen, etwa mit einem albernen Achtzigerjahre-Saufspiel, und lässt ansonsten die Stars unangestrengt machen. Herumhüpfen. Und sich fetzen. Mit verlachten Eskapaden. Beziehungsweise was man dafür hält. Während die Rangeleien um die verbale Vorherrschaft zwischen Mami und Papi energetisch verpuffen. Bei einigen – künstlich schlaff angeregten Slapstick-Spielchen versanden. Etwa, wenn ein Delphin einen Haiangriff imitiert. Nö Leute, dies hier ist mehr eine gestrandete Unterhaltungsabsicht denn so etwas wie eine pulverisierte Zofferei. Ist nur buntes Kino, das ziemlich stocksteif herum-wuselt (= 2 PÖNIs).
2.) THE HERO: DAVID BOWIE. Titel = „MOONAGE DAYDREAM“ von Brett Morgen (B + Produktion + R; USA/D 2016-2021; 140 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.9.2022). „Moonage Daydream“ ist ein Lied des englischen Singer-Songwriters DAVID BOWIE. Es wurde ursprünglich im Februar 1971 in den Studios von Radio Luxembourg in London aufgenommen und im Mai 1971 von seiner kurzlebigen Band Arnold Corns als Single bei B&C Records veröffentlicht. Die offizielle Inhaltsangabe lautet: Der Film beleuchtet das Leben und Genie von David Bowie, einem der produktivsten und einflussreichsten Künstler unserer Zeit. Brett Morgans filmische Odyssee in Spielfilmlänge wird durch erhabenes, kaleidoskopisches, nie zuvor gezeigtes Filmmaterial, Performances und Musik erzählt und erkundet David Bowies kreative, musikalische und spirituelle Reise. Der Film wird von David Bowies eigener Erzählung geleitet und ist der erste offiziell genehmigte Film über den Künstler.
Das Pressematerial lautet: Weder Dokumentarfilm noch Biografie, sondern ein eindringliches Filmerlebnis. David Bowies Estate gab Brett Morgan Zugang zu ihren Archiven, eine Ehre, die bislang noch keinem Filmemacher vergönnt war. In deren Sammlung befanden sich seltene und nie zuvor gesehene Zeichnungen, Aufnahmen; Filme und Tagebücher. Morgan sichtete alles und verbrachte vier Jahre mit der Zusammenstellung des Films und weitere 18 Monate mit der Gestaltung der Soundkulisse, der Animation und der Farbpalette. Für den Film hat das Soundteam – bestehend aus Bowies langjährigem Mitarbeiter. Freund und Musikproduzenten Tony Visconti und dem „Oscar“-prämierten Tonmeister Paul Massey („Bohemian Rhapsody“) – Bowies Originalaufnahmen neu abgemischt und für die Kinoleinwand aufbereitet. Das Ergebnis ist eine expressive Collage aus Bildern und Musik, Gedanken und Inspiration, in der David Bowie größtenteils selbst zu Wort kommt. „MOONAGE DAYDREAM“ hatte Premiere beim diesjährigen Filmfestival in Cannes, wo er außer Konkurrenz erstmals vorgestellt wurde. Diesen Film jetzt zu erleben, ist zum Beispiel: ein grandioses, halluzinatorisches, spirituelles, mystisches, musikalisch-„kosmisches“ Gesamtereignis. Wenn es denn so etwas überhaupt „zusammen“ gibt (= 4 1/2 PÖNIs).
3.) Bereitet geistigen wie lukullischen APPETIT. Titel = „DIE KÜCHENBRIGADE“ von Louis-Julien Petit (Co-B + R; Fr 2021; Co-B: Sophie Bensadoun; Liza Benguigui/auch Produktion; K: David Chambille; M: Laurent Perez del Mar; 97 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.9.2022). Seit ihrer Kindheit träumt die französische Köchin Cathy Marie (AUDREY LAMY) davon, ein eigenes Restaurant zu führen. Doch ein Streit mit ihrer Chefin, die im Sternerestaurant ein strenges Regiment führt, lässt sie angefressen kündigen. Allerdings – eine Anstellung auf ihrem Niveau zu finden, erweist sich schwieriger als gedacht. Und geplant. Und so sieht sich Cathy mit fast 40 Jahren plötzlich gezwungen, einen „ungeliebten“ Posten im Norden anzunehmen. Als Kantinenköchin in einem Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Dosenravioli, Mikrowelle und eine ungeschickte Küchenbrigade aus Heimbewohnern – Cathy Marie befindet sich, wie sie es ausdrückt, in einem kulinarischen wie regionalen Alptraum. Doch aufgeben, „güldet“ nicht. Ganz im Gegenteil. Sie, die einst selber in einem Heim aufgewachsen ist, läuft energisch an. Hindernisse können weggeräumt werden. Wenn …
„LA BRIGADE“ ist nach dem begeisternden Film „Der Glanz der Unsichtbaren“ (2019/s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs; war mit anderthalb Millionen Kinobesuchern der Überraschungserfolg im französischen Kino) das neue Werk von Louis-Julien Petit. Ist wieder mit den großartigen Akteuren AUDREY LAMY (war schon in „Der Glanz der Unsichtbaren“ brillant) – als Cathy Marie – sowie FRANCOIS CLUZET („Ziemlich beste Freunde“) an der Rampe besetzt. Erweist sich voller Menschlichkeit und Optimismus, komisch, unterhaltsam und bewegend, mit immenser Zuneigung für seine Protagonisten, die von Geflüchteten in der gleichen Lebenssituation dargestellt werden. Das neuerliche Vorhaben von Louis-Julien Petit verbindet beeindruckend den problematischen Zusammenhang: „Ich wollte eine Sozialkomödie drehen ein Genre, dass ich für eines der besten halte, um schwierige gesellschaftliche Themen anzusprechen. Die Herausforderung bestand darin, die Problematik der minderjährigen Migranten realistisch zu behandeln und gleichzeitig einen Teil Komik und Optimismus zu bewahren. In dieser Hinsicht war die Figur der Cathy Marie für mich der ideale Träger: Als egozentrische und selbstbewusste Frau sorgt ihr erzwungenes Eintauchen in dieses Heim von Beginn des Films an für Situationskomik. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr werden die lustigen Elemente von anderen Emotionen abgelöst, wenn Cathy Marie die Geschichte jedes einzelnen Mitglieds ihrer Brigade wirklich versteht“.
„SIE sind doch die Chefin – machen Sie was sie wollen!“ (Lorenzo = Francois Cluzet). Was für ein imposantes französisches Drama mit Schwung (= 4 PÖNIs).
4.) OSTberlin & WESTberlin. Titel = „ALLE REDEN ÜBERS WETTER“ von Annika Pinske (B + Produktion + R; D 2019; K: Ben Bernhard; M: Maria Kamutzki; 89 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.9.2022). Clara (wirkt neugierig: ANNE SCHÄFER) ist beinahe vierzig und hat es geschafft, ihrem Dorf in der ostdeutschen Provinz zu entkommen, um in die intellektuelle Elite in Berlin-West aufzusteigen. Aber wohlfühlen sieht anders aus. Weder im alten Zuhause noch in den Region von Kreuzberg fühlt sie sich mit ihrem Doktor in Philosophie „aufgehoben“. Es ist ein Standby-Dasein, das sie führt. Hier der Aufstieg, mit den vielen feinen „überlegenden“ Gedanken und Worten, das Verhältnis mit einem Arbeitskollegen sowie der funktionierenden Zusammenkunft mit der 15-jährigen Tochter Emma, die unter der Woche bei ihrem Vater Roland im Speckgürtel Berlins wohnt; dort das muffige Gestern, das weiterhin trist „existiert“. Und mit dem sie immer weniger klar-kommt. Und schon gar nicht übereinstimmt. Als Clara mit Tochter zum 60. Geburtstag ihrer Mutter Inge (ANNE-KATHRIN GUMMICH) zurück nach Mecklenburg-Vorpommern reist, fühlt sie sich dort mehr fremd denn beheimatet. Der Wunsch von einem freien, selbst-bestimmten Leben findet keinen tieferen und auch nur begrenzten seelischen Zulauf. Wirkt fragwürdig durchdacht. Immerhin: Änderungsbewegungen lassen sich deuten.
Die Städter, die Provinzler. Man agiert wie in einer Ruhezone. Mit vielen Worten. Von denen sich viele „verklemmt“ anhören. Irgendwie fest-stecken. Von wegen – soziales Trockendog. Während Männer gehemmt- „unverstanden“ in die Gegend blicken, haben Frauen wie Clara scheinbar ein zweites Gesicht, untergraben Gefühle und „Gegebenheiten“. Es scheint erschwert, endlich eine eigene Ordnung und Lebensklarstellung zu arrangieren. Ein deutscher Film über Frust, Folgen und immerhin: Lösungsversuchen. Als Kino-Luftnummer (= 3 PÖNIs).
5.) TV-TIPP: Eigentlich ist er nur für eine – britische – TV-Figur „richtig“ bestimmt und dauerhaft erfolgreich = ROWAN ATKINSON alias „MR. BEAN“. Doch 2016 wechselte ER die Serien-Position, übernahm den legendären französischen Kommissar MAIGRET. Ein TV-Charakter-Wechsel, mit seiner vortrefflichen deutschen Stimme LUTZ MACKENSY, der glückte. Am nächsten DIENSTAG, 20.9. sendet 3sat ab 20.15 Uhr diese erste neue MAIGRET-Folge, die einst am 1. Januar 2017 in der ARD präsentiert wurde. Titel: „Die Falle“ (s. TV-Kritik). Eindeutig – die TV-Empfehlung gilt!
6.) MUSIK: Ich liebe diesen Song – „MUSIC“. Von JOHN MILES. Hörte ihn in dieser Woche des Öfteren und musste ihn sogleich an meine private Charts-Spitze setzen. Die Ballade erschien 1976 auf seinem Album Rebel und wurde zu einem Evergreen. Dieser Titel von über 6 Minuten erreichte in Deutschland, der Schweiz und in Großbritannien hohe Chartplatzierungen. Produziert wurde das Lied von Alan Parsons. Besonders auch als LIVE-Stück ist es SEHR zu genießen:
Wünsche eine gelungene LOVE-WOCHE.
HERZlich: PÖNI PÖnack
email: kontakt@poenack.de