Dieses Wochenende vor 10 Jahren:
Noch kein Trump, noch kein Johnson, noch kein Brexit, noch kein Putin-Krieg.
Wenn ich diese Bilder von der „Last Night of the Proms“ am 8. September 2012 sehe, diese Menschen friedlich zusammen singen höre, gibt es mir Hoffnung.
Die Queen ist gestorben. Aber sie kann in den Herzen weiterleben. Wenn wir das zulassen.
Mario Müller
1.) EMPATHISCHER FRANZOSE (der soeben, am 4. September, 61 geworden ist). Titel = „DAS LEBEN EIN TANZ“ von CÉDRIC KLAPISCH (Co-B + R; Fr/Belgien 2021; Co-B: Santiago Amigorena; K: Alexis Kavyrchine; M: Thomas Bangalter; HOFESH SHECHTER; 118 Minuten; deutscher Kino-Start: 8.9.2022). Was hat er nicht für schöne Werke wie „…und jeder sucht sein Kätzchen“ (1996); „L ‚auberge espagnole“ (2002); “ L’auberge espagnole – Wiedersehen in St. Petersburg“ (2005) oder zuletzt „Einsam Zweisam“ (2019/s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs) geschaffen. CÉDRIC KLAPISCH, der Autor, Schauspieler und Regisseur, mag Menschen. Schätzt diese Kleinigkeiten ihres Zusammenlebens; diese scheinbar lapidaren, eher beiläufigen Bewegungen. Klapisch beobachtet, schildert diskret, ist aber auch nah-dran an diesem – mitunter erbärmlichen – Zeitgeist von selbst-auferlegter, initiierter Hektik. Zielt pointiert auf den Umgang mit Zufällen. Sein Gespür für atmosphärische Motive kitzelt. Wie hier wieder.
Beginnend mit der „echten“ Profi-Ballerina Elise Gautier (fesselnd: MARION BARBEAU). Wie sie sich bewegt, ist faszinierend. Es menschelt. Elise ist 26, und die notwendige Konzentration ist bei einer Aufführung hin. Ihr Freund und Duett-Partner nestelt mit einer Kollegin, und das führt prompt bei Elise zu einem finalen Sprungfiasko. Ein Sturz. Mit schwerer Verletzung. Möglicherweise bedeutet dies das Aus im Ballettensemble der Pariser Oper. Auf jeden Fall: Pause. Um einigermaßen wieder zu ihren Bewegungsspuren zu finden, reist sie mit ihrer Freundin Sabrina und deren Lebensgefährten in die Bretagne. Bemüht den Abstand in einem Hotel, wo die Chefin in der Hauptsache Künstler/Innen beherbergt. Als der israelische Choreograph HOFESH SHECHTER auftaucht (der sich selbst spielt, die Choreographie besorgt sowie auch als Co-Produzent mitwirkt) und kontaktet, ist das für Elise die Chance, die Depressionsschübe abzuschütteln und auch die Selbstbefreiung aus der Resignation einzuleiten.
Hört sich triefend-traurig an? Verproblematisiert? Riecht gar nach cineastischer Wunderheilung? Pardon. Nichts davon. Cédric Klapisch ist demonstrativ leicht in Sachen Wertschätzung und Seelenreinigung unterwegs. Sorgt für hinreißende Emotionsstimmung auch für Ballett-Abstinenzler. Von wegen: Hier bilden der zeitgenössische Tanz und das klassische Ballett eine emotionale Einheit, bei der man lächelnd sich mit-bewegt. Cédric Klapisch verstreut „wie nebenbei“ seinen typischen, geschätzten zwischenmenschlichen Humor und besetzt einmal mehr unangestrengten Dialogwitz mit romantischer Pointen-Energie. Dieser Film tut richtig gut (= 4 PÖNIs).
2.) HERVORRAGEND – SEHENSWERT. Titel = „DER SCHNEELEOPARD“ von Marie Amiguet und Vincent Munier (Fr 2021; M: Warren Ellis; Nick Cave; 92 Minuten). Dieser Film ist und bleibt – auch jetzt im HEIMKINO, mit ca. 50 Minuten Bonusmaterial – ein Juwel. Warum, weshalb, wieso und überhaupt – verweise gerne auf meine s. KRITIK (5 PÖNIs). LOHNT SICH ERNEUT! „Bildgewaltiges, entschleunigtes Kino“ (BR KINOKINO).
3.) NÖ. Titel = „I CAME BY“ von Babak Anvari (Co-B + R; GB 2021; K: Kit Fraser; M: Isobel Waller-Bridge; 111 Minuten; HEIMKINO-Start auf Netflix: 8.9.2022). Ist ziemlicher Krimi-Murks. Erst bricht jugendlicher Nachwuchs in britische Häuser von Reichen ein, um die „zu maßregeln“. Mit bedrohlichen Botschaften. Dann aber entdeckt der überkandidelte Störenfried Toby (George MacKay), dass beim ehemaligen Richter Hector Blake (HUGH BONNEVILLE/kennen wir von 2 x „Paddington“ und 2 x „Downtown Abbey“) schlimme Schurkendinge passieren. Der „benutzt“ Gefangene sklavisch. Logik-Löcher; es zieht sich, wenn alles klar ist, und es wird trotzdem weiter-gesponnen; ziemlich dümmliches Personal; Nebenstorys geben wenig her (= 2 PÖNIs).
4.) MURKS. Titel = „BLACKLIGHT“ von Markus Williams (Co-B + R; Australien/USA 2020/2021; Co-B: Nick May; K: Shelly Johnson; M: Markus Isham; 104 Minuten; deutscher HEIMKINO-Start auf Amazon Prime Video: 9.9.2022). Was soll das? Es wird (zu) viel gefaselt, schließlich ist Opa LIAM NEESON als Travis Block ein treuer FBI-Vertrauter, doch dann merkt er, dass ihn sein Boss reinlegt. Autoverfolgungsjagden, Dauer-Gedöns; mit Enkelkind sich austauschen; neben Liam wuselt dürftiges Personal herum. Und Liam, der Neeson weiß wie es geht: „Es schadet auch nicht, ein bisschen paranoid zu sein; wer weiß was für Irre einem begegnen“. Gehört in die Tonne (= 0 PÖNIs).
5.) PARANOID. Titel = „PANAMA“ von Mark Neveldine (USA/Puerto Rico 2020; B: Daniel Adams; Wilhelm Barbier; K: Pedro Juan López; M: Mick Fury; 95 Minuten; deutscher HEIMKINO-Start: 8.9.2022). MEL GIBSON spielt rund 10 Minuten auch mit. (Vielleicht ist es auch eine Viertelstunde). Krieg im ekligen Panama des Jahres 1989. Ein James Becker (COLER HAUSER) wird von seinem ehemaligen US-Kommandeur (Mel Gibson) Undercover geschickt, um vor Ort mit schizophrenen Drogendealern zu handeln. Es geht um irgendwelche russische Waffen. Während Diktator Manuel Noriega auch irgendwie mitmischt. Ebenso wie halbnackte Girlies, die sich gerne „einmischen“ = „einbinden“ lassen. Hier holen immer irgendwelche Typen tief Luft, plustern sich auf und verbreiten Action-Langeweile. Während Mel Gibson mit seiner deutschen Stimme von Roland Nitschke die schwachsinnige Show kommentiert. Fazit: Es wird viel getrunken; gemeuchelt; Rock ’n‘ Roll gedampft; „wacklig“ geprügelt; viel Blödsinn gequatscht; zwischendurch gefickt und überhaupt, was sagt doch gleich Mel Gibson: „An diesem Punkt komme ich ins Spiel, um aufzuräumen“. Ach du primitive Scheiße (0 PÖNIs).
Wünsche eine angemessene Woche.
HERZlich: PÖNI PÖnack
email: kontakt@poenack.de