PÖNIs BLOG (170): Good bye HARDY KRÜGER; „NIGHTMARE ALLEY“; „NIEMAND IST BEI DEN KÄLBERN“; „SING 2“; TV-TIPP; MEAT LOAF

(Fotoquelle: © Raimond Spekking / CC BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons), Pressekonferenz Hardy Krüger -Gemeinsam gegen rechte Gewalt-, Köln-7849, Ausschnitt von mm, CC BY-SA 3.0)

1.)   Abschied. Schon der volle Name klingt neugierig: Eberhard August Franz Ewald „HARDY“ KRÜGER. Geboren am 12. April 1928 in Berlin-Wedding; gestorben am 19. Januar 2022 in Palm Springs, Kalifornien. In den 1950er und 1960er Jahren war er einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler. Wann immer Kinofilme mit ihm auftauchten, folgten wir ihm. Weil Hardy aber zunehmend mit dem Niveau der deutschen Filme unzufrieden war („Die Christel von der Post“ / „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“), wechselte er „International“. Trat in Filmen auf wie „Hatari“ von Howard Hawks (neben John Wayne); „Der Fluch des Phoenix“ von Robert Aldrich (neben James Stewart, Peter Finch und Richard Attenborough); „Das rote Zelt“ von Michail Kalatosow (neben Sean Connery und Claudia Cardinale); „Taxi nach Tobruk“ von Denys de La Patelliére (neben Lino Ventura und Charles Aznavour). Dem französischen Film „Sonntage mit Sybill“ von Serge Bourguignon, in dem Hardy Krüger die Hauptrolle spielte, wurde 1963 der Auslands-„Oscar“ zugesprochen. Aber Hardy Krüger wollte „mehr“. Schuf Dokumentationen für die ARD, die er „WELTENBUMMLER“ nannte. In denen erzählte er – mit seiner sonoren Stimme – von fremden Ländern und ebensolchen Gebräuchen. Hardy Krüger avancierte zum Weltbürger. Verfasste Reiseberichte („Eine Farm in Afrika“/1970; „Willkommen auf fünf Kontinenten“/1994) und schrieb Romane („Was das Leben sich erlaubt. Mein Deutschland und ich“/2016). Im Jahr 2013 gründete er – zusammen mit Exit Deutschland, Klaus Bednarz, Hark Bohm und Dieter Hallervorden – die Initiative Gemeinsam gegen rechte Gewalt. Ziel der Initiative ist die Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus. Vor einem Jahr sagte er bei einem Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger“: „All diese Demagogen von AfD und Pegida, die nun in den Parlamenten sitzen, müssen wieder herausgewählt werden“. Mit 93 Jahren hat sich HARDY KRÜGER am letzten Donnerstag verabschiedet. Die Traurigkeit ist immens.

2.)   Exquisiter NEO-NOIR-THRILLER mit delikaten Darstellern.  Titel = „NIGHTMARE ALLEY“. Von GUILLERMO DEL TORO (Co-B, Co-Produktion + R; nach dem gleichnamigen Roman von William Lindsay Gresham/1946; USA 2020; K: Dan Lausten; M: Nathan Johnson; 150 Minuten). Neo-Noir ist, wie Film noir auch, ein im Nachhinein geprägter Fachbegriff der Filmkritik, unter dem seit den frühen 1980er Jahren Filme zusammengefügt werden, die die Tradition des klassischen Film noir fortführen. Als Neo-Noir werden sowohl Filme bezeichnet, die die typischen visuellen und erzählerischen Elemente des Film noir variieren (wie zum Beispiel „Heißblütig – Kaltblütig“/1981) als auch solche, die sie schlicht reproduzieren (wie etwa „L.A. Confidential/1997).

Die Hauptfigur Stanton Carlisle kennen wir. Möglicherweise. Sie tauchte erstmals im Oktober 1947 in den USA auf mit dem Film „Nightmare Alley“, der dann später, am 19. Februar 1954, in der BRD unter dem Kinotitel „Der Scharlatan“ erschien. Mit Tyrone Power in dem jetzigen BRADLEY COOPER  -Stanton Carlisle-Part. Beide Verfilmungen basieren auf dem Roman „Nightmare Alley“ von William Lindsay Gresham. Im Mittelpunkt: Ein besessener Scharlatan. Der Bestätigung „benötigt“. Dessen Zielrichtung lautet, nach „Beendigung“, sprich Auflösung, sprich Abbrennen der Vergangenheit, mit einem Leichen-Anteil – hin zum Aufstieg. Von wegen: Anerkennung, Karriere, Erfolg = Money, Macht. Die totale Gier-Befriedigung. Und wo findet man dafür einen „geeigneteren“ Schauplatz als natürlich auf einem: RUMMELPLATZ. Wo man Phantasie ausspielen, ausreizen, wo man das Publikum lustvoll vor- und verführen kann. Und wo man „Mädels“ findet. Der eifrige, listige, tückische Stanton, ständig auftretend mit=in  einer Hab-Acht-Stellung, beginnt sich einzurichten. Privat, mit ihm „nützlichen“ weiblichen Partnerinnen, mit ihm „genehmen“ Mädels, wie auch beruflich mit adäquaten Tricks. Bewegungen. Äußerungen. Mit auffälligen, opulenten, gewinnbringenden Verhaltensweisen. So dass plötzlich aus fiktionalen Gedanken anscheinend betörende „Wahrheiten“ sprudeln. Was Stanton anspornt. Viel „mehr noch“ zu erreichen. Zu bekommen. Zu besitzen. Schließlich ist er sicher, Jemand-Besonderes zu sein. Ununterbrochenen Erfolg finden/haben zu können. Also zieht der Seelengaukler und Hasardeur gen New York, mit Molly (ROONEY MARA), um dort als Hellseher bei der wohlhabenden urbanen Elite der 1940er Stadt-Jahre zu siegen. Zwei Jahre später – die Bilanz. Er hat es gewusst, der rasante, raffinierte Schwung funktioniert. ER ist die gesellschaftliche Nummer 1. Jedenfalls im fiebrigen Panoptikum des Da-Seins. Bis er eines Tages IHR begegnet, der Psychologin Lilith Ritter (CATE BLANCHETT). Die beginnt, „gefährliche“ Fragen zu stellen. Stans skrupellose, manipulative Fähigkeiten zu attackieren. Stanton vermag knallig zu reagieren. Um sich sogleich mit der attraktiven „Verliererin“ spielend einzulassen. Allerdings, die Kontrahentin-Partnerin ist mit viel „Wissen“ gewappnet. Zudem: Auf einmal ist viel üble Bewegung im Theater des Lebens.

2018 war der mexikanische Filmemacher GUILLERMO DEL TORO schon einmal ein faszinierender Leinwand-Zauberer. Gewann mit „SHAPE OF WATER – DAS FLÜSTERN DES WASSERS“ zwei „Oscars“ (Beste Regie; Bester Film/s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs). Hier präsentiert er wieder einmal zauberhaftes Thriller-Entertainment. Dominiert mit seinem Team in Sachen Musikpartitur, Kostüm- wie Produktionsdesign und vor allem mit  dieser wunderbar-atmosphärische Kameradichte und lenkt packend ein namhaftes Ensemble mit Stars wie: Cooper/Blanchett; ROONEY MARA; WILLEM DAFOE; TONI COLLETTE; RICHARD JENKINS; RON PERLMAN; DAVID STRATHAIRN; MARY STEENBURGEN. Hier erzählt er was passiert, wenn ein Künstler eine scheinheilige Illusion verinnerlicht hat und gnadenlos austeilt, sobald – mögliche – Widersacher auftauchen, um gegen ihn anzutreten. Und wie die beiden Protagonisten Stanton & Lilith sich lächelnd annähern, dabei sich argwöhnisch belauern, bevor es ans Eingemachte geht, ist schon allererste Kunst mit prickelnder Doppelbödigkeit.“ Nightmare Alley“ oder: Was für ein virtuoses Zweieinhalbstunden-Abenteuer um brillant-empathische Spannungselemente mit Horror-Leckerli (= 4 1/2 PÖNIs).

3.)   ÖDE IN DER ÖDNIS. Titel = „NIEMAND IST BEI DEN KÄLBERN“. Von Sabrina Sarabi (B + R; nach dem gleichnamigen Debütroman von Alina Herbing/2017; D 2020; 116 Minuten). Es ist spannend herauszufinden, was die Umwelt mit einem Menschen macht. Ich glaube, dass viele Leute wie Christin das Problem haben, keine Entscheidungen treffen zu können“, äußert sich die Autorin und Regisseurin im Presseheft über die Protagonistin in Buch und Film. Die Protagonistin heißt Christin und wird von SASKIA ROSENDAHL gespielt. Die 24jährige lebt mit ihrem ein Jahr älteren Freund Jan (RICK OKON) auf dem Milchviehhof seines Vaters mitten in tiefster Einöde-Provinz in Mecklenburg-Vorpommern. Der Vater ihres Freundes ist ein störrischer Mecker- und Suffkopp, nölt wegen ihrer „luftigen Kleidung“ herum, während Christin von hier nur noch weg will, aber nicht weiß, wie und wohin. Also gammelt sie herum; kann mit diesen trockenen Sommertagen nichts anfangen, fühlt sich offensichtlich unwohl, denn HIER, das ist keine Welt mehr für sie. Mehr. Lauten die filmischen Signale. Mit Jan gibt’s nur noch Zoff, zumal Christin wenig redet, sich also kaum mal richtig äußert. Manchmal prügelt er sie auch schon mal. Als aus Hamburg hierher der ältere Windkraftingenieur Klaus auftaucht, wird ruppiger Sex vereinbart, für sie mit der Hoffnung, „so“ vielleicht von hier abhauen zu können und in die Großstadt zu gelangen. Und überhaupt…

Ich weiß nicht, was dieser Film will; er bietet Langeweile und behauptet, dafür erklärende richtige Signale zu kennen: Nicht das Mädel, das keine Entscheidungen für sich und ihrem Leben zu treffen vermag, ist schuld, sondern die – halt bescheuerten – Umstände-Zustände. Will sagen – die lethargische Cristin ist träge, nervt sich und andere, vermag sich nicht in Bewegungen zu setzen, um ein Leben nach ihrer Lust, Laune und nach ihrem Interesse zu führen. Wie auch, sie weiß ja nicht einmal, wo und was ihre Interessen eigentlich sind. Was die Autoren-Regisseurin halt auf „die Umwelt“ schiebt. Deutscher Problemfilm, mit einer lahmen Sinnhaftigkeit, die bemüht-nervt. Einzig SASKIA ROSENDAHL als Cristin vermag zu interessieren, hat es aber in dieser thematischen Banalität schwer, für Cristin-Anteilnahme zu sorgen. Weil – nix ist wirklich los. Eine Co-Produktion von WDR/ARTE (= 2 PÖNIs).

4.)   NETT. Titel = „SING 2 – DIE SHOW DEINES LEBENS“. Von GARTH JENNINGS (B + R; USA 2020/2021; 110 Minuten). Als im Dezember 2016 die erste Show in die Kinos gelangte, war das Vergnügen aus dem Produktionshause „Illumination Entertainment“ – mit kurzen oder längeren Coverversionen von mehr als 65 Liedern von Frank Sinatra über Queen, Elton John bis zu Lady Gaga – mittelprächtig (s. Kino-KRITIK/3 PÖNIs). Nun ist diese Show umfangreicher aufgeladen worden. Mit wieder vielen tierischen Cover-Schmankerl. Von Coldplay („A Sky Full of Stars“) ebenso wie von Prince („Let’s Go Crazy“) oder U2 („I Still Haven’t Found What I’m Looking For“); im Original spricht Bono den Löwen bzw. die Rock-Legende Clay Calloway (deutsch: Peter Maffay). Motto: Nachdem einst das Musicaltheater in der Provinz gerettet wurde, will Ehrgeiz-Koala Buster Moon (Matthew McConaughey/Bastian Pastewka) mehr. Sozusagen: d i e extravaganteste und schillerndste Bühnenshow überhaupt aktivieren. Im Crystal Tower Theater in der glamourösen Großstadt soll es krachen (Las Vegas winkt zünftig, lässt grüßen). Natürlich müssen dafür mehrere Hindernisse überwunden werden, genauer gesagt drei, die aber hier nicht verraten werden, doch die begleitende Musikalität verspricht schon mal viel. Wenn man die hektische Anfangsphase überstanden hat, wird’s richtig stimmig. Und wenn dann sogar SCARLETT JOHANSSON sanft-zitternd einen Bono-Titel anstimmt….., Leute (= 3 PÖNIs).

5.)   TV-TIPP: WIE ÜBERLEBEN EIGENTLICH MENSCHEN IN EINEM LAND, DAS NICHT FÜR SIE GESCHAFFEN IST UND AUF DEM SIE KEINE ZIVILE CHANCE HABEN? Vor drei Jahren, im Februar 2018, startete in unseren Lichtspielhäusern das Tony Sheridan-Movie „WIND RIVER“ und kam großartig an (s. TV-KRITIK/4 1/2 PÖNIs). Wir befinden uns im verschneiten, ländlichen Wyoming, in einer der kältesten Natur-Regionen der Welt. Wo eine Leiche aufgefunden wird. Und der örtliche Jäger und Fallensteller (JEREMY RENNER) der unerfahrenen FBI-Frau aus Las Vegas (ELIZABETH OLSEN) bei den Ermittlungen helfen soll. Ein Schnee-Western mit spannendem Thriller-Geschmack beziehungsweise: Irgendwie Verlorene machen sich auf die Spuren von Verlorenen. Der „mit-fühlende“, unauffällig-auffällige Score von Nick Cave & Warren Ellis begleitet dies mit beeindruckenden Score-Klängen am MONTAG, 24.1. ab 23.15 Uhr im ZDF (Wiederholung am Dienstag ab 0.15 Uhr). Ist unbedingt zu empfehlen.

6.)   ABSCHIED. Immer wenn die Silvester-Nacht angebrochen ist, bestimmt eine Doppel-CD von 1998 meine laute Wohnungsszenerie. Titel: „The Very Best of MEAT LOAF“ (= englisch für „Hackbraten“). 18 Songs röhren wieder und wieder durch die Zimmer. Von dem als Marvin Lee Aday am 27. September 1947 in Dallas, Texas geborenen MEAT LOAF. Weil „draußen“ die polnisch-deutschen Böller Silvester-Kriegsgeräusche von sich geben, soll „Hackbraten“ sie hier-drin übertönen. Was meistens während der vielen Stunden auch gelingt. Jetzt ist ER gestorben. Am gestrigen Donnerstag-Abend. Dem „I’d Do Anything For Love“-Sänger, der auch in über 65 Filmen mitwirkte (1975 als Eddie in „The Rocky Horror Picture Show“), gelang vor allem mit seinem 1977 erschienenen Album „Bat out of Hell“ ein gigantischer Erfolg. Bis heute gehört es zu den 35 meistverkauften Alben in der US-Geschichte. Insgesamt verkaufte er über 100 Millionen Alben. Natürlich stand ein MEAT LOAF-Song für die Bestimmung meines Wochen-Lieblingssong Pate: HEAVEN CAN WAIT.   Mach’s gut, Meat Loaf:

Wünsche eine erinnerungsstarke, GESUNDE Woche.

HERZlich:   PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

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