PÖNIs BLOG (141): DEFA-KLASSIKER; „ICH BIN DEIN MENSCH“; „GODZILLA vs. KONG“; „DER SPION“; „KEINE PLÖTZLICHE BEWEGUNG“; TV-TIPPS; „THE HOLLIES“

0.)   Der MDR zeigt heute, ab Mitternacht, erstmals – nach Rekonstruktion – den 1965 entstandenen DEFA-Spielfilm „FRÄULEIN SCHMETTERLING“ vom Regie-Debütanten Kurth Barthel, dessen Material einst auf politisch ideologische Fehler geprüft wurde, woraufhin danach die Endfertigung vom 11. Plenum des Zentralkomitees der SED verboten wurde: Wegen „grober Verfälschung des Lebens in der DDR“. Das Material verschwand im Giftschrank. Wurde eingemottet. Ungeschnittene Negative und Positive wurden im Staatlichen Filmarchiv der DDR eingelagert. 2019/2020 wurde dieser letzte verbotene DEFA-Film von der DEFA-Stiftung rekonstruiert. Jetzt ist das 65minütige „Gegenwartsmärchen“, ist die „poetische Parabel über den Ausbruch aus Enge und Normalität“ (DEFA-Stiftung), eine Woche lang in der ARD-MEDIATHEK abrufbar und hat heute Nacht ab 0.00 Uhr im MDR-Programm TV-Premiere.

1.)   Ideenreichtum in einer brillanten, einfallsreichen deutschen Beziehungskomödie. Titel = „ICH BIN DEIN MENSCH“. D 2020; Co-Drehbuch und Regie: MARIA SCHRADER. Die aus Hannover stammende Schauspielerin („Aimée und Jaguar“/1999) und Filmemacherin, die 2020 für die Netflix-Miniserie „Unorthodox“ einen „Emmy Primetime Award“ in der Kategorie „Beste Regie einer Miniserie“ zugesprochen bekam, schuf – nach „Liebesleben“ (2007) und „Vor der Morgenröte“ (2016) – ihren dritten Autoren-Regie-Spielfilm. Basierend auf Motiven der Erzählung „BIN DEIN MENSCH“ von Emma Braslawsky. Versehen mit einer verblüffenden, begeisternden Ausgangsidee. Die im baldigen Berlin angesiedelt ist. Und – vereinfacht angestoßen – von neuen  Forschungsergebnissen handelt. Motto: „Mein Algorithmus ist darauf ausgerichtet, dich glücklich zu machen“. DER, der so spricht, ist der humanoide Roboter Tom (DAN STEVENS). Hergestellt in einer Fabrik des Unternehmens Terrareca. Und mit seiner gesamten künstlichen Intelligenz ganz auf den Charakter und Bedürfnisse der dynamischen Wissenschaftlerin Alma (MAREN EGGERT) „eingestellt“. Sie soll, besser – darf ihn drei Wochen testen und danach begutachten. Dafür winkt eine lukrative Auszeichnung. Tom gibt sich umfangreiche Mühe, den perfekten Lebenspartner zu verkörpern = doch Alma ist nur genervt: „Lass‘ mich in Ruhe, das macht mich am glücklichsten“. Tom: „Kannst du nicht sein, wie du nicht sein sollst“. Ganz klar, Alma mag nicht „mitspielen“. Obwohl Tom sich alle Mühe gibt, ihr perfekt zu gefallen. Er sieht prima aus, ist stets gut und erfüllungswunschbereit drauf. Das Sektfrühstück ist morgens mehr als galant, er vermag sinnvoll zu reden; Alma wittert eine Beziehungsgefahr. Und selbst als sie sich mal „gehen lässt“, sich dem Trunke und dem Sex-Wunsch hingibt, tritt er dagegen. Fühlt sich, so besoffen wie sie gerade ist, mehr missbraucht denn „benötigt“. Lieb gemeint, aber – danke. Doch nun passt sich Alma mit ihrem bestimmenden Verhalten mehr und mehr den empathischen Gesamtverhältnissen etwas an. Interessiert sich für die Fabrikvorlage. Ist vielleicht an der Fabrik-Ankündigung – „Tom ist DER Partner, mit dem SIE die größten Chancen haben, glücklich zu werden“ – was dran? Ach was. Lieber zurück ins wahre Leben. Denkt Alma und handelt.

Was für eine verlockende Idee. Es besteht eine Möglichkeit, mitten in BERLIN, einen tollen Menschen zu schaffen. Den man zu einem hundertprozentigen, passenden Partner unauffällig programmieren kann. Ohne das daraus Doch-Nur-Wieder-Stress herauskommt. Was überladen und spinnerhaft klingt, setzt Maria Schrader, die das Drehbuch gemeinsam mit JAN SCHOMBURG schrieb und „alleine“ Regie führte, pointiert, doppelbödig und mit zwei überragenden Akteuren um. DAN STEVENS, Brite des Jahrgangs 1982, trifft die Tonart seiner Figur haargenau, vermeidet Peinlichkeiten und falsche Pausen, ist nicht nur klug im Benehmen seines Toms, sondern auch atemberaubend passend, um den Zuseher = Zuhörer – diskret – in Schwung und bei bester Laune zu halten. Kleinste Nuancen bekommen beide atemberaubend „echt“ hin. MAREN EGGERT, Jahrgang 1974, aus Hamburg, füllt ihre Alma mit inspirierender Klugheit, robuster Beweglichkeit und sensationellem Kampf-Charme. Ich – Frau – habe Mann hereingelassen, für drei Wochen, und genug. Bitte. Das ist zu respektieren. Ich bin schließlich eine moderne Power-Frau. ICH bestimme, wie – wenn denn überhaupt – etwas läuft. Und wenn mir was gegen den Strich geht, dann sage und zeige ich es. Als Alma führt SIE die feministische Position. Was Tom nicht nur aushält, sondern auch begreift. Und Alma verwundert. „ICH BIN DEIN MENSCH“ wurde im März im Wettbewerb der 71. Berlinale uraufgeführt; MAREN EGGERT erhielt völlig zu Recht den „Silbernen Bären“ für die „Beste darstellerische Leistung“. Und: SANDRA HÜLLER gilt es nebendarstellerisch zu erwähnen, als „Mitarbeiterin“ fightet sie mit listigem Lächeln. Ein deutscher Spielfilm mit berührend-köstlichen Beziehungs-„Wahrheiten“. Und der Frage  –  werden eigentlich auch weibliche Roboter IN BERLIN angeboten?  Ab wann? Möchte ES probieren. Benötige Adresse(n) (= 4 1/2 PÖNIs).

2.)   LAUT & DUSSLIG. Titel = „GODZILLA vs. KONG“. Von ADAM WINGARD. USA 2019/2020. 114 Minuten; ab 1. Juli 2021 in unseren Kinos. A) Völliger und dauerhaft-überlauter Mumpitz. Musik: JUNKIE XL.  B) Ist der erste Film seit „Die Rückkehr des King Kong“ von 1962 sowie der Fortlauf von „Kong: Skull Island“, der hierzulande am 9. März 2017 die Lichtspielhäuser vereinnahmte (s. Kino-KRITIK). C) Schlappe Inszenierung. Die männlichen Darsteller haben fast alle was an der Rübe. Ob groß und klein. Herumlabernd. Was sie warum und wo machen und weshalb sie überhaupt was sagen … unerheblich. Die weiblichen Akteurinnen sind gut geschminkt, besitzen viel Stuss-Appeal und erinnern an banale Vertreterinnen aus dem Heidi Klum-Ensemble. Bis auf eine kleine niedliche Taubstumme als Fan von KONG; die ist lieb und nett. D) Die Tricks = gewaltig. Wenn sich die beiden gigantischen wütenden Streithähne kloppen, gegen die Hochhäuser krachen und die Musik-Untermalung noch mehr dröhnt, sind die Augen bedient, während der Magen nach Schnaps schreit. E.) Inhalt, na siehe Titel. Mit unwichtigen dramaturgischen Fußnoten vermengt. Das isses. F) Und wenn schließlich Hongkong zertrümmert wird…, na die Gedanken hierbei-hierfür lasse ich lieber weg. G) Und wer-wohl kriegt schließlich den Gürtel der Titanen? Nach dem Showdown? Ist das nicht spannend? Klar-doch: NEIN (= 1 PÖNI).

3.)   KALT – SPANNEND. Titel = „DER SPION“Von DOMINIC COOKE. Dessen Spielfilm-Erstling „Am Strand“ an seinem 70. Geburtstag – 21. Juni 2018 – unsere Kinos erreichte (s. Kino-KRITIK). Und dessen aktueller Film mit dem Hinweis beginnt: Dieser Film beruht auf wahren Begebenheiten. Ist zu Anfang der Sechziger Jahre angelegt. Wo sich der Kalte Krieg zwischen den beiden Atom-Supermächten USA und UdSSR seinem Höhepunkt nähert. Oleg Penkowski (MERAB NINIDZE/“Homeland“), seines Zeichens hochrangiger Sowjetoffizier mit Kumpanen im Kreml, lässt westliche Geheimdienste (USA/England) brisante Geheiminformationen zukommen. Um ihn aus der direkten Gefahrenzone heraus zu nehmen, beschließen CIA und MI6, ihm einen „unauffälligen“ Kontaktmann zur Seite zu stellen, und zwar: Greville Wynne (BENEDICT CUMBERBATCH). Der ist „eigentlich“ ein harmloser britischer Geschäftsmann, der mit Spionage bislang nichts zu tun hatte und sich auch nur widerstrebend überreden lässt. Doch aus der Begegnung zwischen Oleg und Greville entwickelt sich eine respektvolle Freundschaft. Während das Info-Material, das beide schmuggeln, von den westlichen Chefetagen dringend benötigt wird. Besonders die Unterlagen zur sowjetischen Raketenstationierung auf Kuba fließt lauthals in die amerikanische Außenpolitik mit-ein. Doch inzwischen sind sowjetische Amtsstellen auf die Beiden „aufmerksam“ geworden. Lassen sie mittlerweile observieren. Als Oleg Penkowski in Moskau aufzufliegen droht, startet Wynne eine letzte Mission in den Osten, um dem Freund zu helfen. Vergebens. Wie wir aus den historischen Annalen wissen.

BENEDICT CUMBERBATCH rettet dieses etwas zu solide geratene Thriller-Drama. Als Co-Produzent und Hauptakteur weiß er die atmosphärischen Motive zu belegen. Um verantwortlich festzuhalten, was damals – am Rande des nächsten Weltkriegs – geschah und dann „mit dem zuständigen Personal“ passierte. Der Weltstar („Sherlock“) unterstreicht einmal mehr, dass er neben exotischen Genies ebenso atmosphärisch einen bürgerlichen Normalo packend zu entwickeln versteht. Von den vielen neuen Filmen, die derzeit in die aufgehenden Kinos gelangen, ist „DER SPION“ dank Cumberbatch vorne mit-dabei (= 3 1/2 PÖNIs).

4.)   OLDIE-REIZ. Von STEVEN SODERBERGH. Einem der kreativsten amerikanischen Filmemacher. DER zu drehen vermag, was er will. Weil ES gelingt. Sowohl als Regisseur“ („Eric Brockovich“; „Traffic – Macht des Kartells“; „Ocean’s Eleven“; „Contagion“; um nur einige zu nennen) wie auch als Produzent, Drehbuch-Autor und auch – unter Pseudonymen – als Kameramann/PETER ANDREWS und Cutter/MARY ANN BERNARD). Sein neuester Streich – USA 2020, 116 Minuten – ; heißt „NO SUDDEN MOVE“, „Keine plötzliche Bewegung“, und taucht gen Detroit im Jahr 1954 ab, wo eine Gruppe von Kleinkriminellen  angeheuert ist, um ein vermeintlich harmloses Dokument zu stehlen. Dabei handelt es sich um einen so genannten Babysitter-Job: Drei Typen üben Druck auf die Familie eines Mannes aus, währenddessen Ordner aus seinem Safe entwendet werden sollen. Fazit: Komische Gesichtsmasken werden getragen, die wie Ace-Bandagen mit Augenlöchern ausschauen. Als bekannt wird, dass sich nicht nur das Syndikat für diese gesuchten Dokumente interessiert, beginnt ein rüdes und viel-verbales Tohuwabohu. Bedeutet – Mann-plus will ermitteln, was der eigentliche Grund ihrer falschen = fehlgeleiteten Mission  war. Dabei tauchen die Beteiligten immer tiefer in die Abgründe einer rassistisch geprägten, sich rasant verändernden Stadt ein. Zu vieles gerät außer Kontrolle.

Für STEVEN SODERBERGH mischen Stars gerne mit, wie hier: DON CHEADLE als Curt Goynes; BENICIO del TORO als Ronald Russo; RAY LIOTTA; JON HAMM; BRENDAN FRASER, KIERAN CULKIN, AMY SEIMETZ sowie MATT DAMON sowie BILL DUKE. Eine satte Nerven-Elite hat hier zusammengefunden, um die Fünfziger Film-Jahre, mit ihren prächtigen Autos und die nicht auftretenden, aber stets gefühlten Kollegen wie Humphrey Bogart und Edward G. Robinson oder Robert Mitchum innen-klingen zu lassen. Da ist es dann auch schon – etwas – egal, wenn die Klärung wie nebenbei abgefackelt wird, denn: Dass sich das organisierte Verbrechen mit kapitalistischen Großkonzernen paart, ist halt schon immer ein populärer wie geharnischter gesellschaftskritischer Money-Stimmungskiller gewesen. Wenngleich – die jazzigen Klänge von Soderberghs Hauskomponist DAVID HOLMES funken einen auch immer wieder zurück in diesen Noir-Kosmos mit seinen vielen Schäbigkeiten (= 4 PÖNIs).

5.)   KINO-TV-HITS: A) MONTAG, 28.6., 2015 Uhr ARTE  =  „CHARLIE STAUBT MILLIONEN AB“ von Peter Collinson; GB 1969; 95 Minuten; mit MICHAEL CAINE: „Der mit Schwung inszenierte Film ist für Erwachsene eine nicht enttäuschende Unterhaltung, für Jugendliche sind wegen mangelnder Distanzierungsmöglichkeiten Bedenken angebracht“ (EVANGELISCHER FILMBEOBACHTER, Kritik Nr. 388/1969).

B) DIENSTAG, 29.6., 23.15 Uhr ZDFneo = „SNATCH – SCHWEINE UND DIAMANTEN“ von Guy Ritchie; GB 2000; 104 Minuten; mit JASON STATHAM; BENICIO del TORO; BRAD PITT: „Hitziger und witziger Londoner Gangsterthriller von Englands neuem Regiestar Guy Ritchie“ (DVD & VIDEO REPORT).

C) DONNERSTAG, 1.7., 21.40 Uhr ZDFneo = „IM TAL VON ELAH“ von Paul Haggis; USA 2007; 121 Minuten; mit TOMMY LEE JONES: „Man macht Filme, weil man Fragen hat, die auf einem lasten“, sagt Paul Haggis (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs). 

6.)   „Die Luft, die ich atme“ / MUSIK  =  „Wenn ich mir etwas wünschen könnte, ich denke ich würde wohl passen / Mir fällt nichts ein, was ich brauche / Keine Zigaretten, kein Schlaf, kein Licht, keine Musik / nichts zu essen, keine Bücher zum Lesen / LIEBE MACHEN MIT DIR / hat mich friedlich, warm und müde zurückgelassen / Was könnte ich mehr verlangen / Es gibt nichts mehr zu wünschen“.                                                                                Der Bandname ist eine Hommage an Buddy Holly: „THE HOLLIES. Britische Pop-Band, die in den frühen 1960er Jahren im nordenglischen Manchester gegründet  wurde und 1974 mit der Coverversion „THE AIR THAT I BREATHE“ Platz 2 der englischen Charts erreichte sowie in die Top 10 in den USA kam. Warum dieser Titel in dieser Woche mein Lieblings-Song ist? Habe ihn zufällig in dieser Woche im Kino-Nachspann beim grotten-schlechten Monster-Kram „Godzilla vs. Kong“ entdeckt. WARUM? Das Lied ist hunderte/tausende Mal besser als dieses ganze doofe Film-Trick-Trara-Firlefanz-Leinwand-Geplärre:

Wünsche eine gefühlvolle GESUNDE Woche.

HERZliche Grüße:       PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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