PÖNIs BLOG (138): ZOO PALAST; „CRUELLA“; „FERRY“; „Räuber“ LIAM NEESON; „HARLEY DAVIDSON 344“; X Ambassadors

0.)   YES – eines der imposantesten Kinos im Lande öffnet wieder in Berlin: D E R ZOO PALASTWir erinnern uns gerne – der neue Betreiber Hans-Joachim Flebbe ließ das Gebäude in Berlin-Charlottenburg, das sich direkt an der Gedächtniskirche befindet, ab Januar 2011 grundlegend umgestalten; dabei wurde die Renovierung der beiden denkmalgeschützten Säle im Erd- und Obergeschoss und der Neubau von fünf weiteren Sälen veranlasst. Am 27. November 2013 fand die festliche Neueröffnung statt; seit 2014 ist das Haus, mit seiner Kapazität von 1700 Sitzplätzen, auch wieder Berlinale-Austragungsort. Jetzt, in diesen ersten langsamen Nachpandemie-Tagen, fand sich dort – zu den ersten Pressevorführungen – Fachpersonal ein. Die Wiedereröffnungsgala fürs Publikum ist in Vorbereitung.

1.)   Disney+ – POP-PUNK-MUSICAL-Radau. Titel = „CRUELLA“. USA 2020. Regie: CRAIG GILLESPIE. 134 Minuten. Es beginnt mit „falschem Namen“. Anstatt Cruella heißt das junge (12jährige) Mädel Estella. Nachdem DIE (Tipper Seifert-Cleveland) zusammen mit ihrer verarmten Mutter Catherine (Emily Beecham) auf dem Weg gen London ist, sorgt der Zwischenstopp auf einem hochherrschaftlichen Anwesen für beginnende Unruhe. An dem drei Dalmatiner erheblichen Anteil haben. Während wir nunmehr die nach London fliehende Waise bei ihrem täglichen Erwachsenen-Werden beobachten. Na gut: Begleiten. Wie nunmehr Cruella (EMMA STONE/als taffe Bösewichtin eine Perle) sich mit fiesen Kompagnons – dem hundsgemeinen Horace (PAUL WALTER HAUSER) und dem treudoofen Kleinkriminellen Jasper (JOEL FRY), unter begeisternder Mithilfe des cleveren einäugigen Handtaschenhündchens Wink, aufmacht, für den erforderlichen = geklauten =  gediebstahlten täglichen Luxus-Lebensunterhalt zu sorgen. Mitten in der Pop- & Punk-Atmo der Londoner Sechziger-/Siebziger Jahre. Will sagen – der Sound röhrt hier wunderbar mit. So dass wir uns hervorragend mit einstigem CD-Personal wie Supertramp, The Animals, David Bowie, Bee Gees, Electric Light Orchestra, Rolling Stones, Nina Simone, aber auch Blondie, Nancy Sinatra und ! Doris Day ! musikalisch-stimmungsvoll arrangieren. Mit rund 30 (Soundtrack-)Titel. Im häuslichen Disney+- Parkett. Obwohl wir uns auch einige Zeit irritiert mit den filmischen Ursprüngen befassen, als da wären: „101 Dalmatiner“/1961, das ist der berühmte, 17. abendfüllende Disney-Animations-Klassiker, sowie die Realverfilmungen von 1996 (toll /mit Glenn Close) und „102 Dalmatiner“/wann war dies doch gleich???? Inzwischen hat sich „frühreifes Mädchen“ zur Rebellin CRUELLA de VIL gemausert. Und arbeitet an ihrem tückischen Plan, sich eindrucks-, also erfolgsvoll in der Modebranche zu etablieren. Dabei mutiert sie genüsslich zu einer listig-erbarmungslosen Karrieristin die – gar nicht zufällig – Dalmatiner am liebsten verputzen, zerschneiden möchte. Was Baroness Von Hellman (EMMA THOMPSON/mit wunderbar schrecklichem Outfit) neugierig auf den (Erfolgs-)Plan ruft. Die berühmteste Designerin der Welt holt Cruella in ihr Team. Ob sie dies jemals bereuen wird?

Diese Cruella-Figur erschien 1956 erstmals in dem Roman „Hundertundein Dalmatiner“ von der britischen Schriftstellerin Dodie Smith, wo diese Erinnerungen an ihren verstorbenen Dalmatiner Pongo verarbeitete. (Deshalb lautete auch ursprünglich der deutsche Filmtitel „Pongo und Perdita“). Der heutige Film hängt sich NICHT an das Original, obwohl manche Hunde durchaus daran erinnern, sondern zieht mit sagenhaften Kostümen, kessen Pop-Punk-Erzähl-Gag-Ideen, eifrigen Klängen und einer überragend-fiesen EMMA „Cruella“ STONE (32) in den Unterhaltungsring. Wo die garstige Anführerin „Emma“ phantastisch rockt. Bei Disney sind keine biederen Frauen-Sanftheiten mehr angesagt, angezeigt, gefragt, sondern wird mit couragiert-femininer Robustheit getrumpft. „Oscar“-Gewinnerin EMMA STONE („La La Land“/2017/s. Kino-KRITIK) mimt als Wucht-Böse-Wichtin faszinierend-durchtrieben und besitzt als Rache-Wüterichtin den bitteren Charme von menschlichem Edelmetall. Regisseur Craig Gillespie –  „I, Tonya“ (s. Kino-KRITIK) – vermag auch einige Hundebewegungen hübsch in Fahrt zu bringen. So dass: Auch die Vierbeiner vermögen nebenbei für herzig-energische Unterhaltung zu sorgen (= 4 PÖNIs).

2.)   Amazon-Heimkino: ACTION MIT LIAM. Titel = „HONEST THIEF“. Von Mark Williams (Co-B + R). 98 Minuten. USA 2018/2019. ER zählt zu den Edel-Ganoven. Der L.N. Innerhalb von 9 Jahren ist Tom Dolan (LIAM NEESON) in 12 Banken in 7 Staaten eingebrochen, eroberte dabei 9 Millionen Dollar „in Cash“. Hat aber „davon“ nichts angerührt. Einfach so. Weil er’s kann. Und weil es seinem Rachegelüste gut tat. Tom ist ein „Ehrlicher Dieb“. Lernt Annie (KATE WALSH) kennen. Sie verlieben sich ineinander. „Meine Arbeit war immer präzise“, bilanziert Tom. „Ich breche überhaupt nicht mehr in Banken ein“. Im Gegenteil, will sogar  das „angesammelte Geld“ komplett zurückgeben. Doch als er diesbezüglich mit Polizisten einen Deal vereinbaren will, betrügen DIE ihn. Es wird hart. Und gemein. Für sämtliche Beteiligten. Filme mit dem britisch-irischen Schauspieler LIAM NEESON („Schindlers Liste“; „96 Hours“) gehören meistens zu den Must-Movies. Hier auch: Der Action-Thriller kommt unterhaltsam über die Runden, weiß spannende Szenen zu setzen, ist bisweilen in der Schilderung bastardisch. Vor allem durch den ekligen, brutalen Agenten John Nivens (JAI COURTNEY), der auf die viele Kohle von Tom scharf ist. Und LIAM NEESON weiß einmal mehr sich anständig-unanständig bzw. gerne auch umgekehrt … zu positionieren (= 3 PÖNIs).

3.)   Netflix-Heimkino: „FERRY“. Von CECILIA VERHEYDEN. Belgien/Niederlande 2020. 106 Minuten. Ich kenne die Serie „Undercover“ nicht. In der FRANK LAMMERS zünftig mitmischt. Dies hier, der „Ferry“-Film, kommt eigenständig filmisch angedüst. Als Film-Prequel dieser Serie, aber ohne erkennbaren Bezug. Wo jener Ferry Bouman = (jener Frank Lammers) für den mächtigen Amsterdamer Drogenbaron Ralph Brink (HUUB STAPEL/„Verfluchtes Amsterdam“/1988/s. Kino-KRITIK) arbeitet. Als der Sohn vom Boss bei einem brutalen Überfall schwer verletzt wird, soll Ferry die Täter ausfindig machen und ausschalten. Also macht sich der coole Mr. Ferry auf den Rache-Weg. Auf einem belgischen Campingplatz starten erste extreme Stimmungsschwankungen.

Ein Gangster tut, was er tun soll. Trifft nach vielen Jahren auf seine entfremdete Familie. Mit der – erkrankten – Schwester gibt es mehr Zoff denn Verständnis. Zwischendurch wird Täter 1 gekillt. Lernt Ferry eine faszinierende Frau kennen (ELISE SCHAAP) und beginnt nach ewiger Zeit, Gefühle zuzulassen. Doch damit beginnen sich fiebrige Frequenzen auszubreiten. Es wird knall- und fallscharf. Motto: „Du tust, was du tun musst“, ordnet die Schwester Ferrys die „Aktionen“ ihres Bruders zu. FRANK LAMMERS ist überragend in der Körpersprache. Findet psychologische Tiefe in seiner Ferry-Figur, die sich insgeheim nach einem normalen, gewöhnlichen Leben sehnt. Aber längst dauerhaft mit dem dreckigen Schlamassel verbunden ist. Holland kann auch überdurchschnittliche Thriller (= 3 1/2 PÖNIs).

4.)   ENTDECKUNG. HEIMKINO. Titel = „ELECTRA GLIDE IN BLUE – Harley Davidson 344“. Von JAMES WILLIAM GUERCIO. USA 1972. 113 Minuten. Erstmals als Blu-ray-Version. Als der Streifen am 15. November 1973 in die BRD-Kinos gelangte, hatte er den Titel = HARLEY DAVIDSON 344″. Und wurde von der Kritik ziemlich abgewatscht („Fragwürdig sein Werben für hartes Durchgreifen, um Kriminalität abzustellen“/“Lexikon des Internationalen Films“). Das Monument Valley, amerikanisches Heartland. Motorradstreifen-Polizist John Winterberg (ROBERT BLAKE) ist gemeinsam mit einem „lässigen“ = lästigen Kumpel-Kollegen hier auf den Straßen von Colorado unterwegs. Während sein Begleiter von einer noch größeren teuren chromglänzenden Maschine träumt und als belästigender Macker-Provokateur zofft, will Winterberg, von der Statur her klein, endlich weg von hier. Hat die Faxen dicke. Von „solch“ einem Job. Möchte gerne zur Mordkommission versetzt werden. Doch erst einmal werden die Straßenkameraden morgens dienstlich eingestimmt: Guten Morgen, ihr Schweine. / Morgen, ihr Faschisten. / Ihr Stinktiere. / Ihr Killer. / Ihr Schleimscheißer. / Ihr Kapitalisten-Knechte. / Ihr Bluthunde. / Polypen. / Saubullen.   Diese Schimpfwörter sind von der Abteilung für Jugendkriminalität zusammengestellt worden. Sie sollen Euch auf das Beatfestival am Wochenende vorbereiten. Mit anderen Worten – es geht darum, wie man sich selbst beherrscht und trotzdem das Recht durchsetzt. 

John Winterberg will korrekt sein. Der Unterforderte tritt dabei ehrgeizig und pflichtbewusst auf, Will schließlich gesellschaftlich aufsteigen. WER BESSERES WERDEN. Deshalb nennen ihn auch Kollegen „Du bist der ewige Unzufriedene“. Als er einem neuen Nr.1-Vorgesetzen zugeteilt wird, merkt er erst spät, was für ein mieser Arschloch-Ausbeuter DER ist. Dessen Motto: „Die Dienstmarke setzt den Unterschied“. Mit der, Gott, ohne die, nur Loser. Zudem läuft das verachtende Bewertungsmotto: „Das Meiste, was die Menschen machen, ist Scheißdreck“. Beim Filmstart damals polarisierte der heute längst kultig umwobene Neo-Western-Polizeifilm-Thriller, der zugleich die einzige Regiearbeit von JAMES WILLIAM GUERCIO ist. Mit der Absicht, dem zermürbenden amerikanischen Abseits zuzuschauen. Wofür der spätere dreifache Kamera-„Oscar“-Preisträger CONRAD L. HALL („Zwei Banditen“; „American Beauty“; „Road to Perdition“) beeindruckende Enge- und Seelen-Bilder mit Tiefgang liefert. Als EXTRAS ist u.a. ein Audiokommentar des Regisseurs zugefügt sowie ein „Internationales Ende“. Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden vergab damals das Prädikat „Wertvoll“ an die Filmkälte. Bleibt: ROBERT BLAKE. Geboren am 18. September 1933 in Nutley, New Jersey. Erzielte seinen Durchbruch 1967 mit der Darstellung des zum Tode verurteilten Mörders Perry Smith in dem vierfach „Oscar“-nominierten Richard Brooks-Drama „Kaltblütig“. Für seinen nuancierten John Winterberg-Part in „Electra Glide In Blue“ bekam er er 1974 eine „Golden Globe“-Nominierung. Rundum – hier kann, nach fast einem halben Jahrhundert, eine erstaunliche filmische Überraschung besichtigt werden: Selten war ein Film seinem attackierenden gesellschaftlichen USA-Spannungsthema so weit voraus (= 4 PÖNIs).

5.)   Seid gegrüßt, ihr Außenseiter / Seid gegrüßt, ihr Neuen / Seid gegrüßt, ihr Vogelfreien / Spielbergs und Kubricks: Ab und an krame ich sie aus dem Recorder, die X Ambassadors, diese Alternative-Rock-Band aus Brooklyn, die 2015 mit ihrer Single RENEGADES einen Hit herausbrachten. Höre ich öfter gerne. Wie zum Beispiel gerade – als Lieblingsmusik in dieser Woche:

Wünsche den Pionieren, Rebellen und Meuterern eine GESUNDE Woche.

HERZlichst:    PÖNI PÖnack

 

 

 

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