PÖNIs BLOG (137): LITERATUR-EMPFEHLUNG; „OXYGEN“-Thriller; „KIDS RUN“; TV-KNÜLLER; NÖ = 2 x BRUCE WILLIS-SCHROTT; MUSIK: HERBERT KNEBELS AFFENTHEATER

1.)    „Nomadland“ – Der Film, unter anderem neulich mit drei „Oscars“ ausgezeichnet (= Bester Film; Beste Frances McDormand, Beste Regisseurin: Chloé Zhao), zählt zum Besten, was im Derzeit-Amerika hergestellt wurde. Am 1. Juli 2021 startet er voraussichtlich in unseren Lichtspielhäusern. Bedeutet: Dann gibt es auch erst die Filmkritik. Zu diesem überragenden Kinofilm. Solange ist also Zeit, sich mit der großartigen Buchvorlage zu befassen. Titel = NOMADEN DER ARBEIT. Überleben in den USA im 21. Jahrhundert“.  Kam 2017 in Amerika und 2019 hierzulande heraus. „Das letzte Stückchen Freiheit in Amerika ist ein Parkplatz“ schreibt die Autorin JESSICA BRUDER im Vorwort ihrer brillanten Buchvorlage. Thema: Zehntausende Menschen in Amerika sind unterwegs. Sie leben in Wohnmobilen, Vans, Anhängern. Übernachten auf Parkplätzen oder in der Wüste. Sie schaufeln Zuckerrüben in North Dakota, reinigen Toiletten in den Nationalparks von Kalifornien, arbeiten lange Schichten in Warenlagern von Online-Händlern. Und: Sie sind alt. Im 21. Jahrhundert, erschüttert von der Finanzkrise der Zehnerjahre, ist der  Boden für ihren sprichwörtlich wohlverdienten Ruhestand weggebrochen. Deshalb ziehen sie als Nomaden der Arbeit von einem saisonalen Tageslohnjob zum nächsten. Auf den Seiten 12 und 13 (von den 383 Seiten) heißt es präzise: Wanderarbeiter, Landstreicher, Vagabunden, rastlose Seelen hat es immer gegeben. Heute jedoch … entsteht eine neue Art umherziehendes Volk. Leute, die sich nie haben vorstellen können, Nomaden zu sein, machen sich auf den Weg. Sie geben ihre traditionellen Häuser und Wohnungen auf, um in etwas zu leben, das in Anspielung auf real estate, den englischsprachigen Ausdruck für Immobilie, auch scherzhaft als wheel estate bezeichnet wird – Vans, gebrauchte Wohnmobile, Schulbusse, Pick-ups mit Campingaufbauten, Trailer und einfache alte Limousinen. Hinter sich lassen sie Situationen, die sie als Angehörige vor unmögliche Entscheidungen stellen. Entscheidungen wie zum Beispiel: Möchten Sie lieber etwas zu essen oder Zahnersatz? Ihre Hypothek abzahlen oder die Stromrechnungen begleichen? Ein Auto finanzieren oder Medikamente kaufen? Die Miete oder die Rate fürs Studentendarlehen bezahlen? Warme Kleidung anschaffen oder tanken, damit sie zur Arbeit pendeln können? Die ‚The New York Times‘ urteilt begeistert: „Ein überwältigendes und großartig geschriebenes Buch, das an John Steinbecks Früchte des Zorns denken lässt“.

 

2.)     EXOTEN-THRILLER. Titel = „OXYGEN“. Fr/USA 2020. Co-Produzent + R: ALEXANDRE AJA. 100 Minuten. Seit dem 21. Mai 2021 als Netflix-Heimkino parierend. Die Gedanken flutschen in die Filmvergangenheit. Wo Anfang November 2010 mit „Buried -Lebend begraben“ Ryan Reynolds im Irak als Paul, LKW-Fahrer, lebendig begraben wurde. Ein doller Film (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs). Hier „wacht“ eine Frau, Elizabeth Hansen, flach in einer winzigen Kapsel liegend auf. In einer Kryoeinheit. Warum? Weshalb? Was ist los?: „Lasst mich raus“. Eine deutlich verständliche Stimme ioch 34% Sauerstoff“ und verkündet: „Sie sind Bioform 267“. Offenbar antwortet hier die Künstliche Intelligenz MILO, ein Medical Interface Liaison Operator. Ein monotoner Mechanik-Sprecher: „Ich warte auf den Autorisierungscode“. Die Frau ist aus ihrem Hyperschlaf erwacht. Aber wieso? Befindet sie sich überhaupt WO? „Noch 7 Minuten 53 Sekunden Sauerstoff“, gilt es zur Kenntnis zu nehmen. Und viele Antworten auf noch mehr Fragen zu finden. So schnell wie möglich. Während wir erfahren, dass Elizabeth (MÉLANIE LAURENT) sich 68.000 Kilometer von der kaputten Erde befindet. Mit der Mission beauftragt ist, einen Planeten zu besiedeln. Auf dass dort künftig Menschen leben können. Sie sei Opfer des Virus, vernimmt man. Was bedeutet, dass menschliches Leben auf der Erde künftig nicht mehr existieren kann. Doch mit WEM korrespondiert Mélanie eigentlich verbal? Und als dann die Rede davon ist, dass sie – möglicherweise – manipuliert wurde, damit diese Mission überhaupt durchgeführt werden kann … was hat das nun schon wieder zu bedeuten? Und warum – Stichwort: Gedächtnis-Transfer – „stößt“ Elizabeth immer wieder an reale zwischenmenschliche und räumliche wie ländliche Erinnerungsmotive? „Möchten Sie ein Beruhigungsmittel?“, versucht MILO immer mal wieder helfend einzugreifen. Um dann…

In „OXYGEN“ herrscht eine klaustrophobische Atmosphäre. Als Begleitstimmung für eine (An-)Spannung einer psychotischen Episode: Was willst Du-Mensch-Klon? Warum existierst Du überhaupt? Es ist doch sowieso aus. Vorbei. Mit dem was folgt, hast du eigentlich nichts mehr zu tun. Und Du-Typus, der Du Dir dies jetzt anschaust, vermöge doch mal zu denken. Zu be-denken. Was würdest Du machen, wenn Dir SO ETWAS passiert? Wenn du wach wirst und entdecken musst: Es geht nur noch darum, den Erstickungstod hinaus zu zögern (= 3 1/2 PÖNIs).

3.)   DRECK AM STECKEN. Die Kinos öffnen bei uns bald. Heißt es. Der 1. Juli 2021 ist Eröffnungsfavorit. Ein Independent-Movie aus dem Jahr 2018 soll schon mal anlocken. Und startet exklusiv im ONLINE-KINO ab dem 3. Juni 2021 exklusiv unter www.alleskino.de    Titel = „KIDS RUN“Das Spielfilm-Debüt von BARBARA OTT (Drehbuch + R), 104 Minuten, hatte seine erste Vorstellung im Rahmen der Filmfestspiele Berlin in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ am 21. Februar 2020. Er heißt Andi Javanovich (JANNIS NIEWÖHNER) und ist ein reichlich unkontrollierter, aufbrausender Mitte 20-Typ. Der (viel) mehr will als er zu denken, auszuüben, zu erwerben vermag. Von seinen drei Kindern leben zwei – Sohn Ronny, Tochter Nikki – nicht bei ihrer Mutter Isa (CAROL SCHULER), sondern bei ihm, während Töchterchen Fiou bei Andis Ex Sonja (LEA TRONINA) und deren Freund lebt. Andi sieht sich überfordert, hat als Tagelöhner ständige Geldnot und sowieso Schulden und kriegt zudem seine Aggressionen nicht in normale Bahnen. Dabei will er doch seine Ex, Sonja, zurück erobern. Immer wieder verheddert er sich, mal bei der Arbeit, mal privat, um schließlich beim Boxen zu landen. Damit soll notwendiges Geld herbeigeprügelt werden.

Der Lebensalltag von einem, der sich ständig selbst im Weg steht. Der dauernd sich falsch bewegt, „auf Macker“ macht und kaum weiß, sich verantwortungsvoll einzuordnen. Für seine verunsicherten, aufgebrachten Kinder. Zum Beispiel. Andi weiß was er – großkotzig – will, kriegt aber kaum seine Reaktionen „echt“ zusammen. „Kids Run“ tickt als kühles Sozialdrama und berstet als radikale Geschichte über einen Außenseiter, der mit Mittellosigkeit, Armut und Wunschdenken mächtig zu kämpfen hat. JANNIS NIEWÖHNER spielt diesen jungen überforderten Burschen exzellent zwischen Trostlosigkeit und Aufbegehren. „KIDS RUN“, der nach Öffnen der Kinos dann demnächst auch dort laufen wird, ist ein in düsteren Bildern verfasstes Milieu-Drama mit wütendem Realismus-Geschmack. Die FSK hat ihn ab 16 Jahren freigegeben. In der Begründung heißt es, „vor dem Hintergrund der harten Milieuschilderung und der tristen Atmosphäre könnten einzelne dramatische Passagen mit drastischen Darstellungen von Verletzungen und Leiden Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren überfordern, zumal sie wenig Halt in der ambivalenten Darstellung der Protagonisten finden“. (= 3 PÖNIs). 

4.)   TV-TIPP. 2014 lief der argentinische Film „WILD TALES – JEDER DREHT MAL DURCH“ in Cannes beim Festival und erhielt nach seiner Aufführung minutenlange Ovationen. Zuhause, in Argentinien, mutierte er an den Kinokassen zum erfolgreichsten einheimischen Film aller Zeiten (= gedreht mit einem Budget von 3,3 Millionen Dollar spielte er bis September 2014 20,6 Millionen Dollar ein). Zudem wurde er mit einer „Oscar“-Nominierung bedacht. Thema: Fünf Episoden nach dem Motto = „DUMMHEIT IST EINE SUCHT, DER VIELE NICHT WIDERSTEHEN KÖNNEN“ (der Autoren-Regisseur Damián Szifron/ s. TV-KRITIK/5 PÖNIs). Bei 3sat läuft an diesem Samstag (29.5.) ab 23.15 Uhr ein Spitzen-Unterhaltungsfilm!

5.)   Viele (Film-)Jahre war ER Garant für gute U-Filme: BRUCE WILLIS, geboren am 19. März 1955 in Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz). 1988 gelang ihm der Durchbruch mit dem John McClane-Action-Klassiker „Stirb langsam“. Danach betäubte er viele Jahre das begeisterte Kinopublikum. Seit geraumer Zeit aber ist er filmisch nur noch mit C-Action-Movies unterwegs, mit Action-Streifen, die nur eine eingeschränkte oder überhaupt keine Kinoauswertung haben. Zwei neue schreckliche Baller- und Prügel-Orgien fürs hiesige Heimkino sind: „Cosmic Sin“ (von Edward John Drake), wo Willis Anno 2524 den „Schlächter der Galaxis“ (SZ) verkörpert, sowie „Hard Kill“ (von Matt Eskandari), wo Bruce in einem ekligen Krieg zweier Söldnerteams mitmischt. Filme, die nach dem amerikanischen Paranoia-Muster wirken wollen: Wer nicht für und mit uns ist, gehört abgemurkst. Balla – Balla (jeweils 0 PÖNIs).

6.)   Musikalische ÜBERRASCHUNG. „KNOCKIN´  on Heaven’s Door“ ist ein Folk-Rock-Song von Bob Dylan, den er für das Album „Pat Garrett & Billy the Kid“ geschrieben hat, den Soundtrack des Sam Peckinpah-Klassikers „Pat Garret jagt Billy the Kid“ von 1973. DEN ES AUCH KOMISCH GIBT. Jedenfalls: Die deutsche Kabarettgruppe HERBERT KNEBELS AFFENTHEATER – Gründungsjahr 1988 -, die hauptsächlich mit Coverversionen der Rock- und Popmusik unterwegs ist, in Ausführung mit humoristischen Texten in hiesiger Sprache, erfand 1998 d i e Parodie dazu. Titel: NACKEND AM BAGGERLOCH“. Fazit: Witzig, sogar durchtrieben-komisch. Nachdem Uwe Lyko = Herbert Knebel nix mehr beim WDR-Hit „Mitternachtsspitzen“ zu tun hat, darf man sich jetzt seiner zweiten Kabarett-Domäne widmen – dem erfreulich-listigen Gesang-Spott-Gesang. Meine musikalische Empfehlung lautet für diese Woche: „NACKEND AM BAGGERLOCH“. Klar doch, düsen doch gerade eifrige Sonnen-Eskapaden auf uns zu:

Wünsche eine Bagger-tolle GESUNDE Bade-Woche.

HERZlichst: PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

 

 

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