0.) SIE ist vor allem als Wiener „Tatort“-Kommissarin BIBI FELLNER bekannt, die österreichische Schauspielerin ADELE NEUHAUSER. Die von sich selbst sagt, dass ihr die Schauspielerei mehrfach das Leben gerettet hat. Und das meint sie wörtlich: Als Kind fühlt sie sich für die Trennung der Eltern verantwortlich und gerät in tiefe Depressionen. Als Adeles Mutter nach der Trennung mit einem ihrer Brüder auszieht, fühlt die damals Neunjährige sich sehr einsam und versucht mehrfach, sich das Leben zu nehmen. 1975 beschließt sie, im Alter von 16 Jahren, Schauspielerin zu werden. Auf der Bühne gelingt es ihr, ihre intensiven Gefühle ins Positive zu verwandeln. Sie liebt die Brüche in den Charakteren der Figuren. Seit 2010 spielt Adele Neuhauser die von der „Sitte“ kommende Ermittlerin Bibi Fellner an der Seite von Harald Krassnitzer (= alias Moritz Eisner) im Wiener „Tatort“ des ORF. (An diesem Sonntag präsentiert die ARD ab 20.25 Uhr den neuen Wiener „Tatort“: „Die Amme“; es ist der 50. Einsatz für Harald Krassnitzer = Moritz Eisner). „Adele Neuhauser – Der Tatort, die Bibi und ich“ ist Thema der halbstündigen ARD-Sendereihe „Echtes Leben“ an diesem Sonntag, 28. März, ab 17.30 Uhr. DIESE SENDUNG IST NACH DER AUSSTRAHLUNG ZWÖLF MONATE LANG IN DER ARD – MEDIATHEK VERFÜGBAR.
1.) Auf der Suche nach einem „speziellen Film“ bin ich bei NETFLIX auf den 2016 in den Neighborhoods von Woodstock und Brentwood-Darlington im April 2016 gedrehten Streifen „FREMD IN DER WELT“ gestoßen, dessen Originaltitel schon Außenseiter-Feeling verspricht: „I Don’t Feel at Home in This World Anymore“. Und mit dem außergewöhnlichen Geruch von legendären B-Filmern in der Anfangsphase – etwa von John Carpenter oder Roger Corman – behaftet ist. Sie heißt Ruth. Ruth Kimke (MELANIE LYNSKEY). Ist Krankenpflegehelferin und ziemlich erschüttert vom gemeinen Verhalten der Mitmenschen. Für Ruth ist klar: „Die Menschen, wie sie miteinander umgehen, das ist eklig“. Als bei ihr eingebrochen und ihr Laptop geklaut wird und ihr die Polizei weder helfen kann noch will, nimmt sie „die Sache“ selbst in die (Ermittlungs-)Hände. Gemeinsam mit ihrem Sprüche-intensiven Nachbarn Tony (ELIJAH WOOD/zur Erinnerung: der Hobbit Frodo Beutlin aus den „Herr der Ringe“-Filmen) geht es an die Verfolgungsarbeit. Mit der Beigabe von 22 Soundtrack-Titel. Und höre da – Ruth kriegt langsam ihren Frust weg. Der „löst“ sich je mehr sie „hart“ „dranbleibt“. Doch die professionellen Diebe wehren sich. So dass mittenmal dieses absurde Rüpel-Movie zu einem Splatter-Horror-Reiz ausartet. Mit blutrünstiger Acapella-Spannung. Motto: Wir Bekloppte, was tun wir auf der Welt! Antwort: Stinkiges Personal trifft auf beknackte Wegelagerer. Mitten drin und immer umfangreicher, losgelöster in Stimmung kommend: Die rechtschaffende RUTH. Was will sie genau: „Dass die Menschen auf dieser Welt keine Arschlöcher sind“. Die Blutfontänen jubeln: Solange diese Errungenschaft aber nicht zu erreichen ist, weil die irre Menschheit verrückt-überkandidelt bleiben möchte, müssen „atmosphärische“ Signal-Taten folgen. Ausgeführt werden. Nicht wahr, Ruth! Solch ein B-Movie mag es eben deutlich.
Beim Sundance Festival 2017 gab es hierfür den Großen Preis für den Schauspieler und nun (auch) Autoren-Regisseur: MACON BLAIR (= 3 PÖNIs).
2.) Mord und Versöhnung. Titel = „THE FORGIVEN – Ohne Vergebung gibt es keine Zukunft“. Co-Drehbuch und Regie: ROLAND JOFFÉ. Joffé hat das Drehbuch gemeinsam mit Michael Ashton auf der Grundlage des Bühnenstücks „DER ERZBISCHOF UND DER ANTICHRIST“ von Michael Ashton verfasst. Produktion: USA 2016; ab 25. März 2021 im hiesigen Heimkino-Programm. Der am 17. November 1945 in London geborene Filmemacher war 1984 gleich mit seinem ersten Spielfilm erfolgreich: Das Kriegsdrama „The Killing Fields – Schreiendes Land“ bekam drei „Oscars“; Joffé erhielt eine „Oscar“-Nominierung. Für den Historienfilm „Mission“ (mit Robert De Niro und Jeremy Irons) gab es in Cannes 1986 die „Goldene Palme“ und in Hollywood für Roland Joffé die zweite „Oscar“-Nominierung. „Die Schattenmacher“ dagegen (mit Paul Newman) verblasste 1990 in den Kinos (s. Kino-KRITIK). Im Jahr 2000 kam sein Historienepos „Vatel“ (mit Gérard Depardieu als französischer Koch Francois Vatel) heraus.
Der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu („Oscar“-Preisträger FOREST WHITAKER /der Idi Amin in „Der letzte König von Schottland“) leitet 1996 nach dem Ende der Apartheid die Wahrheits- und Versöhnungskommission des Landes. In dieser Funktion wird er vom berüchtigten Mörder Piet Blomfeld (ERIC BANA /der israelische Mossad-Agent Avner in „München“ von Steven Spielberg) gerufen, der in einem Hochsicherheitsgefängnis einsitzt. Der Bischof lässt sich im Inneren des von brutalen Sträflingen bevölkerten Gefängnisses in eine gefährliche Auseinandersetzung einbinden, was schließlich in ein aufwühlendes Plädoyer über Menschlichkeit und die immense Kraft der Vergebung führt. Was an der eindringlichen Geschichte mit dem Duell zwischen Aufklärung und Versöhnung abprallt, weil sich Joffé zu sehr an der Biografie „des Bösen“ konzentriert, wird durch die beiden Akteure an der Rampe befreit: Forest Whitaker spielt den Geistlichen, der von 1986 bis 1996 Erzbischof von Kapstadt war (und 1984 bereits mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde), zurückhaltend-überlegt. Eric Bana dagegen kriecht in den gerissenen Kriminellen mit aller Härte und Wut hinein und „schlägt“ seinen „Gegenüber“ um verbale Wut-Längen. Die beiden Akteure retten den Film vor seinen Längen und einiger Trockenheit. Gedreht wurde übrigens in Kapstadt. Eine Vielzahl an Aufnahmen entstanden dabei im Hochsicherheitsgefängnis Pollsmoor, in dem auch Nelson Mandela zwischen 1982 und 1988 inhaftiert war (= 3 PÖNIs).
3.) NETFLIX: Gescheit-AMÜSANT. = Leitfaden: Ein sozial inkompetentes 19jähriges Genie schmiedet große Pläne, aus sich herauszugehen, einen Job zu finden und – vielleicht – sogar mit einem Mann auszugehen“. = Titel = „CARRIE PILBY“. Co-Produktion und Regie: SUSAN JOHNSON. Nach dem gleichnamigen Roman von Caren Lissner/2003. Produktion: USA 2015/2016. Stell‘ Dir vor: DU BIST GESCHEIT. Enorm. Klug. „Ich bin eindeutig nicht normal“. Warum? „Ich bin Gleichaltrigen vier Jahre voraus“. Was wünschst Du Dir?“ „Ich sollte mir erlauben, glückloch zu sein“. Doch dies fällt der 19jährigen Carrie Pilby (zauberhaft: BEL POWLEY) schwer. Alles das, was „man“ = Mädchen in ihrem Alter so veranstaltet, Liebe, Hiebe, Triebe, mit vielem drum und dran, klappt nicht, weil es Carrie – langweilt. So hockt sie solo in ihrem New Yorker Appartement, liest sich schlau; und lässt sich regelmäßig therapieren. Vom eifrigen Dr. Petrov (NATHAN LANE). Doch Carrie ist einfach zu clever. Also: wissend. Eine Liste soll für „Ordnung“ sorgen. Erledige die dort aufgeführten „Dinge“. Mit viel Dongs. Also – einen Freund anzuschaffen, ebenso ein Haustier (= daraus werden zwei Goldfische), einige Dates zu absolvieren und so weiter. Carrie macht sich ans Eingemachte. Wie Sex, Romantik, den gemeinsamen Austausch von Literatur-Texten. All so was. Was manchmal ganz schön langweilt. Inzwischen trifft der Papa aus London ein. Muss was Wichtiges mitteilen.
Independent-Amüsemant. Von der hochamüsanten „Carrie“ BEL POWLEY angeführt. Angetrieben. Eine liebenswerte, extrem wissende junge Frau und ihr Bemühen, sich trotz all ihres gigantischen Wissens und Denkens endlich = etwas mehr = auf „normal“ zu trimmen. Also wenigstens etwas „sich einzukriegen“. Vorerst ohne Shakespeare. Und all die Anderen. 98 Minuten fein-leicht. In einem New York noch ohne Corona. Wie schön (= 4 PÖNIs).
4.) TV-EMPFEHLUNG. Werde immer mal wieder gefragt nach d e m Film d e r Filme. Lande stets und seit ewigen Zeiten immer beim selben: „DER UNTERTAN“. DDR 1951. Von WOLFGANG STAUDTE, der das Drehbuch gemeinsam mit seinem Vater Fritz Staudte schrieb, basierend auf dem gleichnamigen Roman von HEINRICH MANN/1918. Ich antworte auch gerne: Wenn man wissen will, wieso wir Deutsche heute so sind wie wir (geworden) sind, dann nichts wie hin zu DIESEM FILM. In dem WERNER PETERS (1918 – 1971) d e n Auftritt seines Schauspielers-Lebens vollführt. Stichworte: Lebensgeschichte eines Chauvinisten; eines Machtanbeters; eines Autoritätsgläubigen; eines Uniformgläubigen; eines Opportunisten im wilhelminischen Kaiserreich. Uraufführung: September 1951 in Ost-Berlin. In der BRD unterlag der Film der Filmzensur; seine Aufführung wurde sechs Jahre lang in der Adenauer-Republik verboten. Danach lief er gekürzt. Eine ungekürzte Fassung bekam man in der BRD erstmals 1971 im Fernsehen zu sehen. Heute, am Samstag, 27. März, zeigt 3sat das Meisterwerk ab 20.15 Uhr. Die dringende Empfehlung gilt weiterhin!
5.) TV-TIPP 2. In der Nacht zum Montag, den 29. März, präsentiert die ARD ab 0.05 Uhr – nach „Druckfrisch“ mit Denis Scheck – einen der besten deutschen Filme des Kino-Jahrgangs 2018. Der Titel ist (Spielfilm-)Programm: „WACKERSDORF“. Regie: OLIVER HAFFNER. Ich erlaubte mir damals, zur Kino-Premiere, zu behaupten: Ein beunruhigendes Meisterwerk! Warum – weshalb – wieso = Ich verweise auf die Kritik (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs) und empfehle ebenfalls dringend die ARD-Ausstrahlung!
6.) ICH SCHÄTZE IHN SEHR. Wir sind beide Berliner – Charlottenburger. Er wuchs in der Kaiser-Friedrich-Straße auf, ich mühte mich am Savignyplatz ab. Seit er in den hiesigen Szene-Clubs mit seinen Auftritten begann, verfolge ich ihn. GERNE. Denn seine Lieder, seine Musik, seine Texte und immer auch: seine Konzerte zählen zu den absoluten, definitiven, begeisternden kulturellen Jahres-Höhepunkten. Ich mag ihn, ich verehre ihn, ich bin immer gerne mit-dabei, wenn er angekündigt ist. Während ich dies schreibe, feiert KLAUS HOFFMANN gerade seinen 70. Geburtstag. Dass er Sänger und Liedermacher UND Autor und Schauspieler ist, nehme ich hier einfach mal mit auf die Gratulations-Tour. Sein erstes Album – einfach: „Klaus Hoffmann“ – erschien 1975. Die ausnahmslos von ihm selbst geschriebenen Lieder des 1978er Albums – Was fang ich an in dieser Stadt? – drehten sich überwiegend um die damals bekanntlich mies geteilte Heimatstadt Berlin. In diesem Jahr damals erhielt Klaus Hoffmann für seine Lieder den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Chanson. Bis heute hat Klaus Hoffmann mehr als 40 Alben eingespielt. Natürlich ist ein Lied von ihm heute mein Wochen-Song. Und klar auch, aus den Anfängen: „Was fang ich an in dieser Stadt?“. Eine Frage, deren Antwort heute wieder brandaktuell klingt.
LIEBER KLAUS, HERZlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag, und bitte – auf noch viele weitere begeisternde Konzert-Auftritte. Ich bin immer sehr-sehr-sehr-sehr GERNE mit-dabei. DEIN Ewig-FAN: Hans-Ulrich PÖNI Pönack
HERZlichst, AN ALLE, GESUNDE Grüße PÖNI PÖnack
kontakt@poenack.de