0.) = IHR wollt wissen, wie’s mir gerade geht? Na SO:
1.) REALE SPANNUNG. Titel = „UND MORGEN DIE GANZE WELT“. Endlich einmal ein deutscher KINO-SPIELFILM, der sich mit aktuellem Geschehen aufwühlend befasst. Luisa, Anfang 20, (beeindruckend: MALA EMDE) stammt aus gutbürgerlichem Hause in Mannheim. Studiert Jura im ersten Semester. Und will etwas tun – gegen Faschos, gegen den zunehmenden Rechtsruck in der Republik, gegen die populistischen Parteien. Gemeinsam mit Gleichgesinnten tut sie zusammen, um „Aktionen“ auszuführen. Lernt den charismatischen Alfa (NOAH SAAVEDRA) und dessen Kumpel Lenor (TONIO SCHNEIDER) kennen. Deren „Ideen“ befassen sich auch mit Möglichkeiten der eigenen Gewaltausübung. Um „Widerstand“ in unserem Land noch „deutlicher“ zu positionieren. Luisa muss sich entscheiden, wie weit sie zu gehen bereit ist. Auch wenn der Aufruhr fatale Konsequenzen haben könnte. Für die Boys steht fest: Gewalt ist ein legitimes Mittel, um öffentlich Widerstand zu leisten. Dabei berufen sie sich auch auf Artikel 20 Absatz 4 Grundgesetz: Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Demokratischer und sozialer Bundesstaat. Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. Was sich wie ein politischer Theorie-Filmvortrag vernimmt, ist eine real in die Denk-Tiefe steigende, mit sensiblen Nuancen formulierende und teilweise handfeste Zustandsbeschreibung in authentischen Nachwuchsforen. Wo keine festen Ansichten und Lösungen existieren, sondern die Positionen buchstäblich hart erkämpft = knochig erreicht werden wollen. Hier treffen schon sehr Alters-früh „besorgte Bürger“ aufeinander. Während der Filmtitel provozierend aus einem nationalsozialistischen Propagandalied stammt und sofort für eine gehörige Wutstimmung sorgt. Bis zum Sonntag, 1.11. und dann wieder ab – voraussichtlich – 3. Dezember 2020 lohnt sich hierfür der aufregende , couragierte, mutige Kino-Gang (= 4 PÖNIs).
2.) LÄUFT OKAY DURCH. Titel = „HEXEN HEXEN“. Original: „The Witches“. Nach dem gleichnamigen Märchenbuch von Roald Dahl. Die Verfilmung von Nicolas Roeg war im Sommer 1990 ein Hammer (s. Kino-KRITIK). Das aktuelle Remake, vom „Oscar“-Preisträger ROBERT ZEMECKIS („Forrest Gump/1995) als Autor – gemeinsam mit „Oscar“-Preisträger Guilllermo del Toro („Shape of Water“) sowie vierfach „Oscar“-Hero Alfonso Cuarón („Gravity“) – und Regisseur verwirklicht, ist unterhaltsam. Das Motto ist geblieben – wenn garstige Hexen hexen. Um Kinder in Mäuse zu verwandeln, damit sie auf dem Planeten Erde verschwinden. Die Tricks entsprechen natürlich heutigem Zauber-Standard und gruseln längst nicht mehr so wie einst. Aus Angelica Huston-Miss Eva Ernst wurde nun die gemeine herrische Führungsbraut ANNE HATHAWAY = die Grand High Witch, und „Oscar“-Preisträgerin OCTAVIA SPENCER („The Help“) darf sich als Voodoo-Oma hervortun und mit dem Hotelmanager STANLEY TUCCI plaudern. Prima Make Up-Kitzel und listige mäusische Trick-Späße runden das gutmütige Spektakel munter ab (= 3 PÖNIs).
3.) HALLOWEEN-KINO. Titel = „THE MORTUARY – JEDER TOD HAT EINE GESCHICHTE“. Von Ryan Spindell. Wir befinden uns in Raven’s End – einem Ort, an dem Raben an den Knochen nagen und Grabsteine nostalgisch aus dem Nebel ragen. Hier re- und agiert Leichenbestatter Montgomery Dark (CLANCY BROWN; u.a. „Die Verurteilten/1994). Ein typvoller Gentleman, der genau das in sich vereint, was sein Name vorgibt: englische Eleganz und Düsternis. Als eine Art Mischung aus Richard O’Briens Riff-Raff-Darstellung in der „Rocky Horror Picture Show“(1975) und dem kauzigen Butler Igor aus der Kultserie „Graf Duckula (1988 – 1993). Jedenfalls eine morbide Gestalt, bei der alles und jeder in Frieden ruht. Dieses Nach- oder auch Nachtleben könnte sooooo skurril-idyllisch sein, wäre da nicht diese „eine“ junge Frau, die plötzlich auftaucht, um sich bei ihm für einen Job zu bewerben. Im folgenden „Einstellungsgespräch“ testet er ihr Nervenkostüm mit „Geschichten aus der Gruft“. An deren Ende es jedoch plötzlich zu einem überraschenden Umschwung im sonst so totenstillen Dasein des kauzigen Totengräbers kommt, denn: „Es war einmal“… Der amerikanische Regie- und Drehbuch-Kreative Ryan Spindell schafft es in diesem wunderbaren Anthologie-Szenario eine Sammlung an Kurzfilmen zu präsentieren, die sich unter einem gemeinsamen (Schocker-)Thema zusammen-paaren. Durch diese episodenhafte Erzählweise zaubert er auf charmante Art eine wohlige Lagerfeuer-Atmosphäre, innerhalb derer das Publikum zumeist sehr kontrastreich eklige Anekdoten serviert bekommt. Verpackt in schaurig-schöne Bilder; geeignet für alle ab 16 Jahren. Wer sich also gerade jetzt passend zu Halloween eine wohlige Gänsehaut überziehen möchte, ist mit diesem klassisch angehauchten Kleinod des Horrors gut bedient (= 3 1/2 „Carrie“-PÖNIs).
4.) HEIMKINO-FAVORIT: Titel = „A CONFESSION“. „Ein Geständnis“. Das exzellente britische Kriminal-Drama basiert auf dem realen Fall des englischen Polizisten Steve Fulcher und fand bei der einheimischen TV-Ausstrahlung großen Anklang. Und viel Zuspruch. Ist in der dramaturgischen Entwicklung vom Polizei-Thriller zum Justiz- und Charakter-Drama gelungen. Beschäftigt sich dabei mit Ereignissen wie = besteht die Möglichkeit, dass etwas moralisch in Ordnung sein kann, obwohl es juristisch zwischen fragwürdig und falsch tendiert. Ausgangspunkt; Die Untersuchungen zum Vermisstenfall der 22-jährigen Sian O’Callaghan aus dem südenglischen Swindon. Sie ist im März 2011 nach einem Clubbesuch spurlos verschwunden. Als sich Detective Superintendent Steve Fulcher des Falles annimmt, lassen ihn Indizien schnell Parallelen zu einem ähnlichen Fall von vor acht Jahren Parallelen ziehen : Damals verschwand die junge Becky Godden-Edwards, ihr Mörder konnte nie ermittelt werden. Bald führen die Ermittlungen von DS Fulcher zum Taxifahrer Christopher Halliwell. Seine Äußerungen sorgen für überraschende Ermittlungsergebnisse und harte Gerichtsfakten. Und wirft die lauthals im Raum stehende Frage auf, ob eben juristisches Recht immer etwas mit Gerechtigkeit und gesundem Menschenverstand zu tun hat. Wobei diese bewegende Miniserie weniger den Fokus auf die Ergreifung und das Psychogramm des Täters legt, sondern auf den am System verzweifelnden Polizisten und auf die betroffenen Familien. Deren Dilemma Regisseur PAUL ANDREW WILLIAMS in nachhallenden, bedrückenden Bildern festhält. Der echte Steve Fulcher verarbeitete seine Erlebnisse mit diesem Fall über das Buch „Catching a Serial Killer“, das Drehbuch-Autor JEFF POPE („Philomena“; „Stan & Ollie“) als Vorlage diente. Dessen exzellente Fakten viel Zeit für die Positionsbewegungen des Ermittlers einbindet, die Geschichte der Hinterbliebenen beschreibt und damit sorgsam den Schmerz vermittelt, den sie nach den grausamen Verbrechen durchleiden müssen.
In einem herausragenden Ensemble brillieren an vorderster Darstellerfront Stars wie = überragend = MARTIN FREEMAN („Sherlock“/deutsche Stimme: Manuel Straube) als DS Steve Fulcher; sowie SIOBHAN FINNERAN („Downtown Abbey“) als Sians Mutter Elaine; JOE ABSOLOM als Christopher Halliwell und – vor allem – die einmal mehr bewunderungswürdige IMELDA STAUNTON („Vera Drake“) als Mutter von Karen Edwards, der die Verzweiflung über das Verschwinden ihres Kindes geradezu ins Gesicht geschrieben steht.
„A CONFESSION“ ist ein großartiges Stück Spannungs-Filmkunst. Ausgestattet mit einer realistischen, fieberhaften Atmosphäre. „A Confession“ wurde zu einer der erfolgreichsten Serien Großbritanniens im Jahr 2019 mit durchschnittlichen 6.6 Millionen TV-Zuschauer. Ist jetzt hierzulande als Doppel-DVD mit sechs Folgen a 45 Minuten erschienen und sehr zu empfehlen. Eine derzeit lohnende, starke Heimkino-Unterhaltung (= 5 PÖNIs).
5.) MUSIK: Eigentlich wäre JETZT die BOND-Stimmung fällig. Titel der 26. 007-Filmausgabe: „NO TIME TO DIE – KEINE ZEIT ZU STERBEN“. Doch der Kino-Start 12. November 2020 wurde erneut gekenzelt. Auf den April 2021 verlegt. Deshalb können wir uns in Sachen James nur ein Ersatzfieber leisten. Mit einem der besten Titelsongs. Aus = von = zu: „SKYFALL“. Das gute Stück, geschrieben von der Sängerin ADELE, zusammen mit ihrem Produzenten Paul Epworth, wurde am 5. Oktober 2012 im Rahmen des Internationalen James-Bond-Tages veröffentlicht: Das ist das Ende / Halten Sie den Atem an und zählen Sie bis zehn / Fühlen Sie, wie die Erde sich bewegt und dann / Lassen Sie den Himmel fallen / Skyfall ist wo wir anfangen; aufgenommen mit einem 77-köpfigen Orchester zählt dieser Song zu den besten der Reihe. Und darf nunmehr aus dem Archiv gekramt werden, um in voller Lautstärke-Schönheit musikalisch zu empathie-en:
Wünsche eine bondige GESUNDE Woche. HERZlichst: PÖNI PÖnack
kontakt@poenack.de