1.) Pöni-PRIVAT: Muss ich erzählen. Es gab – neben Film, Fußball und Musik – eine weitere riesige Leidenschaft bei mir: EISHOCKEY. Das fing in den End-Fünfziger-Jahren an, als mein Vater mich zu Eishockey-Spielen des Berliner Schlittschuh-Clubs mitnahm. Der BSchC spielte Regionalliga, Oberliga und später dann in der Bundesliga. Die Spielorte waren die kühlen Freiluftarenen vom Eisstadion Neukölln und vom Eisstadion Wedding („Erika-Hess-Stadion“), und, weil „Eishockey“ in Westberlin immer populärer wurde, dann auch – bis zum Abriss am 13. November 1973 – der Berliner Sportpalast in der Schöneberger Potsdamer Straße 172. Dort, in dieser legendären Halle, tobte oft „der Bär“. In der Zeit zwischen September und März waren wir mindestens einmal in der Woche familiär in Sachen EISHOCKEY unterwegs. Um unsere „Helden“ wie „Tatze“ Borsutzki, Lothar Schlee oder Heinz Patrzek zu sehen, anzufeuern und uns dabei selbst laut „in Stimmung“ zu bringen. Unvergessen: Mittwoch, der 2. März 1966: Im völlig ausverkauften Sportpalast standen sich im Entscheidungsspiel um den Aufstieg zur Eishockey-Bundesliga unser BSC und das Team vom EV Landsberg gegenüber. 0:5 lautete das 1. Drittel.
Resignation/Depression machte sich auf den Rängen breit. Nur noch 4:5 stand es nach dem zweiten Drittel; was für eine Aufholjagd. Das letzte Drittel schließlich gewannen „WIR“ mit 4:1, so dass der BSC mit 8:6 als Aufsteiger feststand. Auf den Rängen gab’s kein Halten mehr. Die neben mir sitzende fremde Frau in Pelz fiel mir begeistert in die Arme, mein (schlanker) Vater wurde von seinem Nachbarn in die Luft gehoben. (Jahre später kam heraus, dass dieses Spiel angeblich „verschoben“ war; wie auch immer). Im Oktober 1973 wurde die Multifunktionshalle an der Charlottenburger Jafféstraße eröffnet. Dort wurden – mit Heros wie Lorenz „Lenz“ Funk, Bruder Franz Funk, Ernst „Gori“ Köpf, Torwart Erich Weishaupt, Hans Zach oder Stefan Metz oder Karel Slanina – unter dem legendären „Pepitahut-Träger“-Trainer XAVER UNSINN 1974 und 1976 zwei Deutsche Meisterschaften gefeiert. (1975 „nur“ die Vizemeisterschaft).
Immer mit dabei im Publikum, jede Winter-Woche, auf den Rang-Plätzen Tribüne Block 16 rechts, Reihe 1, Plätze 15 und 16 (genau in der Mitte, über dem Hallen-Restaurant) = mein Vater und ich. Wir bildeten eine verschworene Fan-Gemeinschaft. Mit einigen Kumpels drumherum. Und wurden dabei dickste Freunde. Egal, ob auf der Eisfläche der BSC oder der BSC Preusen oder die Berlin Capitals oder die Preussen Devils spielten. Und ich wurde als grober „Schimpfer vom Dienst“ innerhalb der immer gleichen Dauerkarten-Clique in der Plätze-Umgebung bekannt. Was ich da verbal „losgelassen“ habe, ist hier nicht druckreif. Aber: Leidenschaft ist nun mal (offen vorgetragene) Besessenheit. Bei mir. Dies war schon immer so. Einmal musste ich sogar eine RIAS-Sendung danach absagen, weil ich „keine Stimme“ mehr hatte. Wenn „Eishockey“ war, musste ich (oft) toben. Brüllen. (Beleidigend-)Schreien. Meine Mutter, die EINMAL „mit -war“, sagte sich während des Spiels von ihrem Sohn los, den sie „so“ „brutal“-überkandidelt-fanatisch nicht kannte/wahrhaben wollte. 1997 war nach vier ununterbrochenen Eishockey-Jahrzehnten Besuchs- bzw. Dauerkarten-Schluss. Der Verein löste sich quasi auf, die Stars um Torwart Klaus Merk, Tom O’Regan, Toni Tanti und John Chabot verschwanden. Und wir mit ihnen.
Hier ein kleiner Ausschnitt mit mir als (noch recht schüchterner) „Eishockey-Experte“ im „RIAS 2 Treffpunkt“ vom 11.3.1986:
Unvergessen 1: Der legendäre LORENZ „LENZ“ FUNK (17.3.1947 – 29.9.2017), der Rekord-Nationalspieler aus Bad Tölz, der 1972 nach Westberlin wechselte und hier zum BSC-HERO wurde. Erst im „Westen“ und dann, nach der Wende, auch im „Osten“ bei den Eisbären. Ich interviewte ihn im März 1986 für das „Tip Magazin“ und lernte dabei einen Pfunds-Kerl auch privat kennen und schätzen. Sein Abschiedsspiel – siehe Programm-Cover – war am Dienstag, dem 18. November 1986 ein nochmal umjubelter und unvergessener Abend in der wieder einmal völlig ausverkauften Eissporthalle im (= April/Mai 2001 abgerissen).
Unvergessen 2: Wehmut. Denn ER gehörte ebenfalls ständig mit dazu. Der ewige BSC-Hallensprecher DETLEV MINTER (27.12.1946-25.8.2015). Wenn er zum Wochenend-Beginn-Abend tönte = FREITAG, 19.30 Uhr: EISHOCKEY-ZEIT IN BERLIN: Hier sind unsere PREUSSEN =, dann war pure Gänsehaut-Stimmung angesagt. Unvergessen, „der Bub“, mit dem ich mich oft privat traf. Juli-Motto: „Wann ist der blöde Sommer endlich vorbei, wann geht es mit dem Eishockey wieder los?“. Wir waren gute Freunde. Wehmut: „Minter“, das war auch ein Typ Marke: Berliner Kult-Personal.
Heute, wo die Vereine diese „komischen Namen“ wie Bären, Tiger, Pinguine & Co. tragen, ist eine regionale Identifizierung wie früher mit SC Rießersee, EVL Bad Nauheim, Düsseldorfer EG oder EV Füssen nur begrenzt erkennbar. Und „dank“ dieser totalen DEL-Kommerzialisierung – und den (viel zu) vielen Vorrunden-Spielen, ehe es zu den Play Off-Matches kommt – ist bei mir die Spaß-Luft völlig raus. Völlig abhanden gekommen. Habe aber – damals – eben die beste aller Berliner Eishockey-Zeiten erlebt.
2.) Pöni-MUSIK: Es gibt Lieder / Songs / Balladen, die sind für die Ewigkeit. Privat, meine ich. Solch ein „Heiliges“-Lied ist für mich: „APRIL“ von der britischen Hard-Rock-Band DEEP PURPLE. Es entstand 1968 – Text und Musik: Ritchie Blackmore & John Lord – und ist der überragend-gelungene Versuch, Klassik und Hard Rock miteinander zu verbinden. Ist eine dreiteilige Klassik-Rock-Suite mit Orchesterbegleitung und dauert 12 Minuten und 10 Sekunden. Mir ging es im Januar 1971 ziemlich schlecht. Mir „bekam“ der Job als Jugendsekretär bei der Gewerkschaft ÖTV überhaupt nicht. Seelen-Schäden noch und nöcher. Und immer wenn es „Innen“ ganz doll „puckerte“, legte ich mir die LP „Deep Purple“ auf, wo der Song „APRIL“ drauf war. Nach dreimaligem Hintereinander-Hören ging es mir immer viel besser. Auch heute erwischt es mich ab und zu, und wie gehabt – „APRIL“ sorgt für die nötige Beruhigung. Zum Wieder-Runterkommen. „APRIL“ bedeutet für mich: Lebens-Klang.
Wünsche eine höchst positive, also musikalische Woche. Lieben Gruß: PÖNI Pönack