„THE PLAYER“ von Robert Altman (USA 1992; B: Michael Tolkin; 124 Minuten; Start D: 02.07.1992).
Die Klagen über Hollywood sind bekannt: Seit Jahren werden dort nur noch immer dieselben Filme gemacht, in immer denselben Variationen und Dekorationen. Weniger die Kreativität oder das geistige Experiment sind gefragt, vielmehr: geht es nur noch um das schnelle, gewinnbringende Muster. Und das lautet bekanntlich: Sex & Crime. Und umgekehrt. Einer, der sich nicht an diese Spielregeln hält, ist ROBERT ALTMAN. Er hat einst Meisterwerke wie “M.A.S.H.“ und “Nashville“ und viele andere hervorragende Filme gedreht. Doch das hat ihm wenig genutzt: Weil er zu keinen faulen Kompromissen bereit war, durfte er jahrelang nicht mehr in Hollywood arbeiten. Doch jetzt ist er zurück. Mit einem Film, der Hollywood und sein System satirisch bloßstellt und ebenso bitterböse wie spannend attackiert. Aber was ist nun “das System“ dort? Es ist, so Altman, der seinen Film “The Player“ nach einem Roman von Michael Tolkin schuf, ein Sammelsurium von glatten, hirnlosen und sehr tüchtigen Yuppies. Die haben nur das Eine ständig- Im Kopf: Geld, Geld und noch mehr Geld. Altman stellt einen dieser feinen Typen vor.
Er heißt Griffin Mill und ist Erfolgsproduzent. Er ist der “Gott“ eines Studios. Er allein entscheidet, welche 12 Filme im Jahr produziert werden und welche nicht. Tim Robbins spielt ihn als gut geölte, kalt funktionierende Fleisch-Maschine, dessen Existenz sich über “Meetings“, auf Partys oder in Restaurants, und über das Autotelefon definiert. Denn Hollywood besteht heute in der Hauptsache aus Bankern, Managern, Anwälten auf der einen Seite und dem “Rest“ auf der anderen, der sich bedingungslos unterzuordnen hat. Mein Film, so Robert Altman, richtet sich vor allem gegen den Geld-Faschismus der 80er Jahre, gegen die Gewinner aus der Reagan-Ära, die in Hollywood jeden Gedanken von Kunst und Schönheit verkauft haben und ebenso korrumpierbar wie austauschbar sind. Griffin Mill aber bekommt es mit der Angst zu tun, weil ihn immer mehr anonyme, bedrohliche Postkarten erreichen. Er vermutet einen dieser abgewiesenen Autoren dahinter und kriegt den dann auch zu fassen.
“The Player“ ist ein böser Film über das heutige Hollywood. Dort ist es anscheinend einfacher, einen Menschen umzubringen als einen gescheiten Film zu produzieren. So die zynische, satirische Botschaft von Robert Altman, der schon viele “amerikanische Legenden“ hintergründig- und genüsslich zertrümmerte und kein Pardon kennt. Er ist wütend, und viele Stars standen bei ihm Schlange, um diese Wut zu unterstützen. Für den vorgeschriebenen gewerkschaftlichen Mindestlohn fanden sich Stars wie Bruce Willis, Julia Roberts, Whoopi Goldberg, Jack Lemmon, Sydney Pollack, Cher oder Burt Reynolds für Kurzauftritte nicht zu schade. “The Player“ ist der würdige Nachfolger von Chaplins “Moderne Zeiten“ und erzählt dabei die wahre Geschichte von der Macht, der Gier und der dazugehörigen Gewalt heute.
“The Player“ von Robert Altman ist ein phantastischer Geniestreich und zählt zu den besten Filmen, die Hollywood je über Hollywood schuf (= 5 PÖNIs).