PIG

PÖNIs: (5/5)

„PIG“ von Michael Sarnoski (Co-B + R; USA 2019; Co-B: Vanessa Block; Co-Produktion: Nicolas Cage; K: Patrick Scola; M: Alexis Grapsas; Philip Klein; 92 Minuten; HEIMKINO-Start: 19.11.2021);

LIEBE ZUM SCHWEIN. Titel = „PIG“. Vom Spielfilm-Debütanten MICHAEL SARNOSKI  (Co-B + R; Co-B: Vanessa Block; Co-Produzent: Nicolas Cage); USA 2019; 92 Minuten. Der Neffe des Filmregisseurs und Filmproduzenten Francis Ford Coppola, NICOLAS CAGE, geboren am 7. Januar 1964 im kalifornischen Long Beach, war einmal in Hochform. Heimste 1996 einen „Oscar“ als „Bester Hauptdarsteller“ für seine Leistung in dem Prachtfilm „Leaving Las Vegas“ ein und wurde 2002 für seinen Nebenpart in der schrägen Komödie „Adaption – Der Orchideen-Dieb“ mit einer „Oscar“-Nominierung belobigt. Später war er in Geldnöten, Details überspringe ich, und trat in allem auf, was sich um Hollywood herum bewegte. Schlimme Filme waren darunter, Details kann man sich auch ersparen, aber nun ist er mit einer Filmnummer unterwegs, die weltweit für (Kritiker- wie Publikum-)Aufsehen sorgte. Chris Evangelista von SlashFilm zum Beispiel punktete: „Der ganze Film sei anders als man erwarte, und Nicolas Cage spiele Rob mit einer subtilen Anmut, die einige erstaunen dürfte, kenne man den Schauspieler doch eher laut“. 

Aufenthaltsort: Irgendwo im Wald. In Portland. Dort lebt isoliert, man empfindet auch  – vegetiert, ein Typ namens Rob. Sieht zerfleddert aus wie ein strunziger Rübezahl. Zerfurchtes Gesicht, strähniges Haar, mit Verletzungen im Gesicht. Was ihm aber offensichtlich egal ist. Rob spricht kaum, warum sollte er auch viel quatschen, sein Partner hört auf Apple, ist ein talentiertes Trüffelschwein. Das sucht und (viel) findet. Und das in der Hütte im Nachbarbett schläft und sich offensichtlich freut, wenn Rob es „Mein Mädchen“ nennt. Und streichelt. Einmal in der Woche taucht hier Amir auf (ALEX WOLFF), ein aufstrebender Delikatessen-Händler, um die kostbaren Trüffel abzuholen und Rob dafür städtische Waren zu überreichen. Rob spricht „dabei“ überhaupt nicht, während Amir genervt plaudert. Immer dasselbe. Bisher. Jedenfalls. Dann wird Rob nachts überfallen und Apple, das Schwein, wird geklaut. Amir wird fortan benötigt: „Ich suche mein Schwein“. „Ich liebe SIE“. Also ab in die Stadt. Wo der schweigsame Rob bekannt ist. Mitunter hochgeachtet, mitunter sehr geschätzt. Mitunter. Stichwort: Die Erinnerungen. An einst. Offensichtlich war er früher mal ein begnadeter Koch. Bevor es ihn umhaute. Und er sich von Menschen absonderte. Allerdings muss er sich auch anhören: „Du hast keinen Wert mehr; Du existierst nicht mal mehr“, pustet ihn ein städtischer Kumpel an. Während Amir nicht weiß, warum er Rob eigentlich – fahrtechnisch – hilft. Mit anschaut, wie Rob sich verprügeln lässt, um notwendige Dollar zu verdienen. Um dann zu erfahren, wer sein Schwein gerade besitzt: „Es ist jemand, den man am besten nicht verärgert“. Was Rob natürlich gar nicht nicht aufhält, weiterhin und um so intensiver nach seinem „Liebling“ zu suchen.

Würde mir jemand solch eine „Filmstory“ erzählen, und dass Nicolas Cage die Hauptrolle prollt, würde ich Probleme haben, dies zu verstehen. Oder es mir annähernd geradeaus vorzustellen. Oder – wenn ich DAS mir vorstelle, ich dies mit Schund platzieren würde. Denke ich. Und bin völlig perplex-überrascht vom cineastischen Event-Erlebnis-Ergebnis. NICOLAS CAGE (= mit seiner deutsche Standard-Synchronstimme MARTIN KEßLER) trat schon seit vielen Jahren nicht mehr so konsequent- überzeugend auf. Als Seelenwanderer, an dem alle zivilisatorischen Anfeindungen vorbei-dröhnen. Der sich von nichts und niemanden anfeinden lässt. Den Menschen nur ankotzen, auf dass er diese in aller Gemütsruhe einfach und gleichgültig abprallen lässt. Hauptsache – er kriegt sein Schwein Apple zurück. Das ist das Einzige, was ihn wirklich  interessiert.

Nicolas Kim Coppola, genannt: NICOLAS CAGE, in fast jeder Szene mit-dabei, tritt „Oscar“-reif auf. Besitzt als Rob eine scheinbar seelentiefe, sanfte, bestimmende Energie, die einen mitreißt. Umhaut. Als Empathie-pur. Jemand hat entschieden, wie er leben will, und dies polarisiert natürlich sein – ebenso abgestoßenes wie neugieriges  – Umfeld. Er aber bleibt dabei  – ich habe gewählt. Mehr is‘ nicht. Ich sehe so aus wie ich aussehe; ich bewege mich so wie es mir gefällt; ich benötige keine Mitläufer. In meiner Nähe und schon gar nicht an meiner Seite. Ich bin Ich. Cage ist erwacht und bietet eine darstellerische Meisterleistung. Michael Nordine von Variety stellt fest, dass „PIG“ „als Abstieg in die scheinbar hochentwickelte Welt der Trüffel-Schweine-Wilderung unerwartet berührend ist; als Schaufenster für Cages Brillanz ist es eine Offenbarung“. 

Ich sage – „PIG“ ist einer der besten – gefühlvollen – Jahresfilme 2021; hätte unbedingt zunächst in die Kinos gehört, stattdessen läuft er jetzt auf diversen Streaming-Plattformen. NC oder – die verblüffende, berührende Rückkehr eines begeisternden Trüffelanten (5 PÖNIs).

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