PÖNIs: (4,5/5)
„PASSAGIERE DER NACHT“ von Mikhael Hers (Co-B + R; Fr 2021; Co-B: Maud Ameline; Mariette Désert; K: Sébastien Buchmann; M: Anton Sanko; deutscher Kino-Start: 05.01.2023);Wenn ein Film von einem Besitz nimmt. Titel = „PASSAGIERE DER NACHT“ von Mikhael Hers (Co-B + R; Fr 2021; Co-B: Maud Ameline; Mariette Désert; K: Sébastien Buchmann; M: Anton Sanko; deutscher Kino-Start: 05.01.2023). Es gibt Spielfilme, die bleiben in ewiger Erinnerung. Solch ein – französisches – Werk stammt von 1973 und ist betitelt: „La Maman et la Putain – Die Mama und die Hure“. Von JEAN EUSTACHE. Satte 200 Minuten plus wird ununterbrochen gequatscht. Und ich konnte mich im Off-Kino (in Berlin: „Filmkunst 66“) gar nicht einkriegen. Von wegen – eingefangen-zuzuhören. Schräg mitzudenken. Ansichten „betrachten“. Zelluloid-Sex zu haben. Es war viele Male (im Verlaufe der Jahre) ein unglaubliches Parkett-Erlebnis.
Für Regisseur und Drehbuchautor MIKHAEL HERS war „MEIN LEBEN MIT AMANDA“ 2017 der sechste realisierte Spielfilm. Er kam hierzulande im September 2019 in die Lichtspielhäuser. Warum er mir gefallen hat und „bleibt“ – s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs .
Und nun läuft in unseren Kinos wieder solch ein Spielfilm, der es schwer haben wird „zu verschwinden“. Dabei handelt es sich um den siebenten Spielfilm von Mikhael Hers, geboren am 6. Februar 1975 in Paris. Thema, deshalb: Die Achtziger Jahre. In Frankreich. Anfangs: 1981. Als „der Linke“ Francois Mitterand die Präsidentschaftswahl gewinnt. Und die Bevölkerung auf den Straßen in Aufbruchsstimmung ist. Es herrscht eine Atmosphäre der Hoffnung und des Wandels. Aber für Elisabeth (CHARLOTTE GAINSBOURG) geht ihre Ehe zu Ende. Sie muss künftig für sich und ihre beiden Kinder im Teenageralter sorgen. Sie findet Arbeit bei einer Late-Night-Radiosendung und trifft auf Talula (auch brillant: NOÉE ABITA), einen heimatlosen Teenager, den sie zu sich nach Hause einlädt. Hier erfährt die junge Frau erstmals die Wärme einer Familie. Ihr freier Geist hat einen bleibenden Einfluss, denn Elisabeth und ihre Kinder gewinnen den Mut, ihr Leben neu zu erfinden. Zu definieren. Drei Jahre später begegnen wir „übenden“ Protagonisten. Die sich positionieren wollen. Begreifen wollen, was los ist. Mit uns. Und den (Lebens-) Chancen? / Und wo sich bei mir gerade, während der Film läuft, ein Notizblock füllt. Mit all den Dingen und Fragen, die mich damals, in den Achtzigern, ebenfalls beschäftigten. Stell‘ dir vor – was empfindest du als ein Passagier der Nacht? / wohin kommuniziert es, platziert es, praktiziert es, dieses Leben? / wer ist daran mit-beteiligt? / mit wem erlebst du DAS? / was löst es aus? / was bedeuten: Bewegungen, Benehmen, Sprache? / wie kriege ich (Lebens-)Gewinn? / mit wem verbünde ich mich? / Wer bzw. wo sind Feinde? / Konkurrenten? / wohin entwickelt sich Älter-Werden? / wann ist „Alter“ erreicht? / überhaupt – dieses Dasein, wie ist es zu verstehen, zu identifizieren, anzupacken? / , um dann mit einem melancholischen Filmsatz abzuschließen: ES WIRD BLEIBEN, WAS WIR FÜR ANDERE WAREN. Okay.
Dieser Film hat mich mitgenommen. Er tut gut. Ist ein Filmschatz (= 4 1/2 PÖNIs).