PARADISE

PÖNIs: (2/5)

„PARADISE“ von Boris Kunz (Co-B  + R; D 2022; C-B: Simon Amberger; Peter Kocyla; K: Christian Stangassinger; M: David Reichelt; Panic Girl; 116 Minuten; deutscher HEIMKINO-Start: 27.07.2023);

FICTION DENKT. Titel = „PARADISE“ von Boris Kunz (Co-B + R; D 2022; Co-B: Simon Amberger; Peter Kocyla; K: Christian Stangassinger; M: David Reichelt; Panic Girl; 116 Minuten; deutscher HEIMKINO-Netflix-Start: 27.07.2023). Vorstellen kann man sich heutzutage mehr als einem lieb ist. Zum Beispiel auch, dass ein Berliner Biotech-Startup, namens AEON, mit der Anführerin Sophie Theissen (IRIS BERBEN), im Dienste des kapitalistischen Fortschritts eine profitable Marke platziert hat. Mit dem Tema: Lebenszeit als Ware. Bedeutet – wer Kohle hat, zu den Reichen gehört, ist in der Lage, Lebensjahre kaufen zu können. Von jungen Menschen, die mit Geldgewinn zugeschüttet werden.  Von zahlungskräftigen „zerfallenden“ Kunden. Die quasi nochmal  bzw. weiterhin mit Viel-Leben herumfuchteln dürfen. Dank innovativer Technologie. Das System ist abgestimmt: Lebenszeit als Ware. Die Nicht-davon-Partizipierenden, das einfach Volk, demonstriert vor den Mauern. Allerdings ohne Tiefe und „richtige“ Typen.

Was sich nach einem packenden oder zumindest zielsicheren Kapital-Krawall anhört, zerläuft nach rund einer Dreiviertelstunde. Anbieter Netflix vermindert die spannenden Ideen und Visionen und setzt vielmehr auf Bildschirm-Brühe. Setzt auf eine private Jagd-Geschichte, in denen sich – nicht sehr charakterlich blühende – Typen duellieren, und mitten-drin befindet sich das jugendliche Hauptakteure-Paar Max (ziemlich fehlbesetzt, weil ziemlich trocken-starrig: KOSTJA ULLMANN) und Elena (auch nicht aufregend: CORINNA KIRCHHOFF/alt und MARLENE TANCZIK/jung). In deren Leben haben sich schlechte Ereignisse getan, die dazu-führen, dass die Beiden ab sofort zu den Verlierern gehören. „Wir kriegend das hin“, meint Max zu seiner „inzwischen alten“ Gattin. Und wer „so etwas“ von sich gibt, das wissen wir, handelt mit Lebensleerstellen.

Als „Paradise“ von durchaus kribbelnd zu deutschig wechselt, ist auch der Genre-Film am Absaufen. Der (Drehbuch-)Text klingt nun ziemlich matschig; die Bewegungen des Personals behaupten mehr als sie erklärend anzubieten verstehen; die Aktionen sind jetzt auf mittelmäßig getrimmtes Spannungs-Machen geeicht ; die Ab- und An-Prügeleien funktionieren wenig interessant, also gar nicht unterhaltsam, und als dann die mit doofen Ballereien ausgestatteten langen Schlussmotive wild herum-fuchteln, hat man sich längst von diesem anfangs so reizvollen fiktionalen Abenteuerportal verabschiedet. Auch  –  weil die Musik-hier viel zu viel (ver-)knattert –  rattert, viel zu sehr lauthals chorig-brummt, und auch so schnarrig-drischt. Also fortwährend nervt, anstatt „kommentierend-tönend“ die Story musikalisch-treuhänderisch zu begleiten. Während auf meinem Zettel über die letzte halbe Stunde u.a. „schlumpfig“ als plumpes Unterhaltungsmerkmal auftaucht. Zu werten ist. Wir merken uns  –  so ein Zeit-Kauf bietet auch nicht die pikante Spaßgarantie, die man vom bezahlten deutschen Heimkino einfordert (= 2 PÖNIs).

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