PAPADOPOULOS & SÖHNE

PAPADOPOULOS & SÖHNE“ von Marcus Markou (B+R; GB 2012; K: James Friend; M: Stephen Warbeck; 109 Minuten; Start D: 27.06.2013); dies ist mal wieder solch ein schmuckes, gutes Stück von britischem Independentfilm. Als vergnüglich-melancholische feine Entdeckung. Der Erstling des englischen Schauspielers, Bühnen-Dramatikers und Internet-Unternehmers Marcus Markou handelt von „Eigenem“: Markou, von griechisch-zypriotischer Abstammung, stellt den erfolgreichen griechischstämmigen Geschäftsmann Harry Papadopoulos (STEPHEN DILLANE) in den Blickpunkt des Geschehens. Der den Karriereaufstieg in Britannien „voll“ geschafft hat: Vom Kellner zum nun „Europäischen Unternehmer des Jahres“. Der dynamische Witwer-Vierziger setzt als cleverer Finanz-Guru Millionen um, lebt in einem luxuriösen Haus mit seinen Kindern und einer längst in die Familie integrierten erwachsenen kessen Nanny und ist gerade dabei, eine komfortable Londoner Plaza zu bauen, die seinen Namen trägt. Doch dann bröckelt sein Imperium. Stichwort: Diese verdammte Finanzkrise. Erreicht nun auch ihn. Und sein Business. Fortan gilt es, kleinere Brötchen zu backen. In jeder Hinsicht. Was Harry, der seine griechischen Wurzeln längst zugunsten eines typisch britischen Standesdünkels mit tüchtigem Arroganz-Charme abgestreift hat, gänzlich irritiert. Er fühlt sich in seiner „Berufung“, seinem Stolz und seinem vielen Erfolgsstreben, immens verletzt. Und wie. Diese verdammten Banken. Die ihm nur einen alten, leerstehenden Laden aus Anfängertagen gelassen haben. Weil diese Bude zur Hälfte auch seinem Hallodri-Bruder Spiros (GEORGES CORRAFACE) gehört. DER ein ganz anderes „Menschen-Kaliber“ als Harry ist – lebenslustig, optimistisch, ein lockeres Stehaufmännchen. Chaotisch-vital, mit vielen vielversprechenden Sprüchen. Spiros hat einigen (Lebens-)Mist gebaut, deshalb kommt Harry mit ihm eigentlich auch gar nicht klar. Muss er aber jetzt, denn nun fängt alles wieder von vorne an. Gemeinsam. Mit dem Fish & Chips-Laden. Wie einst. Und überhaupt – mit dem emotionalen Leben. In der Familie, aber auch sonst. Merke: Wie entdecke ich wieder Spaß. Mit gefülltem Sinn.

Leicht, aber nicht seicht. Hübsch. In seiner sympathischen Melancholie. Mit den „komischen“ Figuren. Wie zum Beispiel dem kleinen Sohn und frühreifen Wunderkind Theo (THOMAS UNDERHILL mit herrlichem Jung-Nerd-Charme), der „das Britische“ in der Familie sozusagen voll ausdrückt, stets am Computer „hantiert“ und dort schließlich wahre Wunderdinge vollbringt. Ein kleiner, liebenswerter Family-Kosmos wird hier doppelbödig-frisch abgegrast in Sachen – warum tun wir Menschen andauernd so viele unsinnige Sachen, anstatt uns um „das Wesentliche“ gleich zu kümmern. Und welche „ungemütlichen“ Umwege bedarf es, um letztlich „darauf“ zu stoßen. Zu kommen. Motto: ERFOLG IST DIE FREUDE, DIE MAN EMPFINDET. Und nicht „das Andere“. Das NUR-Materielle. Zum Abheben. Von wegen Aktienpreise, Gewinnspannen, Snobismus. Abstieg als neue Herausforderung. Für jeden, der hier mitmischt. Vor allem aber für den (selbst) überraschten Harry. Der ganz neue Werte für sich entdecken soll.

Ein schelmisches Vergnügen. Nicht angeberisch, sondern sich angenehm zurückhaltend. Mit köstlichem Spaß-Faktor. Als Wohlfühlfilm. Mit weniger „Auf die Pauke hauen“ als umso mehr augenzwinkerndem Pointen-Kern: In der Nähe lauert „das Gute“. Dass das Da-Sein prima, also besser füllt. Als Anderswo. Nichts unbedingt Neues, aber mit diesem spielfreudigen Ensemble und ihren kauzig-ironischen Figuren-Schätzen ein lockerer Kino-Gewinn.
„Papadopoulos & Söhne“ ist eine britische Unterhaltungsperle zum ständigen wunderbaren Schmunzeln (= 4 PÖNIs).

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