ONE FOR THE ROAD

PÖNIs: (4/5)

SAUFEN. ARBEITEN. SPASS. In welcher Reihenfolge auch immer. HAUPTSACHE… Titel = „ONE FOR THE ROAD“ von Markus Goller (R + Co-Schnitt; D 2022; B: Oliver Ziegenbalg; K: Philip Peschlow; M: Volker Bertelmann; 115 Minuten; deutscher Kino-Start: 26.10.2023). Beginnen wir mal andersrum. Mit einem offiziellen Lob. Für diesen deutschen Film. DER von der deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem höchsten Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet wurde. Die Jury lobt ihn für seinen  „… erzählerischen Drahtseilakt: Ein schwieriges Thema wie Alkoholsucht leichthändig und mit allen Mitteln des Unterhaltungskinos erzählen“. Dabei gelinge dem Film – auch dank dem Drehbuch  und dem „großartigen, allesgebenden Spiel von Frederick Lau“ als Alkoholsüchtiger auf dem Weg zur Selbsterkenntnis –  „die perfekte Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung“. 

Bin ich mit Volldampf einverstanden. Prädikatisiert. Zumal – wer hierzulande einen Kinofilm mit FREDERICK LAU und „Grundschullehrerin Helena“ alias NORA TSCHIRNER  zu besetzten versteht, hat schon – meistens – gewonnen. Lau vermag mit seinem Anarcho-Charme und mit diesem listigen Grinsen für pointierte Einbindung selbst beim Trinken zu sorgen; während die wunderbar schnoddrige Nora Tschirner taffen Dampf einspielt. DIE BEIDEN sind pfiffig-zuständig für eine sprachliche wie bewegungsintensive „Anti-Korrektness-Atmo“, auf dass die Filmchose in Fahrt kommt, mit viel Sprach- und Denk-Schwung: „Warum ist der Mann so böse?“ „Ich lebe jetzt gesund, und ich mag es nicht besonders. Und weil ich es nicht besonders mag, bin ich nicht gut drauf, und weil ich nicht gut drauf bin, habe ich schlechte Laune. Und wenn ich schlechte Laune habe, bin ich ein Arsch“. „Warum lebst du gesund, wenn dir nichts mehr Spaß macht?“. 

In einer Welt, wo es eher einen Grund bedarf, nicht(s) zu trinken, ist Mark (Frederick Lau) der ungekrönte König. Scheinbar spielend-leicht jongliert er sein Leben zwischen einem fordernden Job als Bauleiter einer Berliner Großbaustelle, ausgelassenen Geschäftsessen und ausufernden Streifzügen durch das Berliner Nachtleben. Als er eines Nachts im Rausch sein Auto bloß mal umparken will, harmlos, passiert es: Polizeikontrolle, Schein weg, MPU (medizinisch-psychologische Untersuchung) am Hals. Mark wettet mit seinem besten Freund Nadim (beachtlich: BURAK YIGIT), dass er es schafft, so lange keinen Alkohol zu trinken, bis er seinen Führerschein wiederbekommt. Als Mark im MPU-Kurs Helena (NORA TSCHIRNER) kennenlernt, findet er in ihr seine „Partnerin in crime“. Ist er sich anfangs noch „bombensicher“, dass das alles ein Spaziergang wird, stellt sich die Wette langsam immer mehr als ein langer, steiniger, oftmals (natürlich) durchaus lustiger, aber manchmal auch wirklich steiniger Weg heraus. Motto: Wie gibt man vertraute Gewohnheiten auf und gesteht sich knisternd ein, dass man ein echtes Problem hat? Der Weg zurück zum eigenen Selbst entpuppt sich alles andere als leicht…, ist dabei aber viel witzig -cool.

Nach dem Kino-Hit „25 km/h“ vom Winter 2018 (s. Kino-KRITIK /3 1/2 PÖNIs) – mit 1,2 Millionen Besucher – trifft auch dieser neue Streich des Duos Markus Goller (Regie) und Oliver Ziegenbalg (Drehbuch) pikobello ins Empathie-Volle. Eben noch deftig-heftig, jetzt bitter. Und umgekehrt. Angenehm: Laut wie leise = „One For The Road“ pfeffert pausen-los  (= 4 PÖNIs).

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