„DIE NORDSEE VON OBEN“ von Silke Schranz und Christian Wüstenberg (D 2010/2011; 90 Minuten; Start D: 09.06.2011); der Dokumentarfilm ist längst fester wie erfolgreicher Bestandteil in unserem Kinoprogramm. Streifen wie „Unsere Erde“, „Planet Erde“ oder „Home“ (Fr 2009), der weitgehend aus Luftaufnahmen besteht, die mit einer hochauflösenden Digitalkamera in über 50 Ländern auf allen Kontinenten entstanden, haben Zeichen gesetzt. In Richtung – wie schützenswert dieser wunderbare Planet Erde ist. Und wie wichtig und spannend es inzwischen ist, genauer auf unseren Erdball zu schauen. Diese genannten Filme waren internationale Produktionen. Jetzt aber gibt es eine deutsche Kino-Produktion, die ebenso grandios „mithalten“ kann und einzigartige, unvergessliche Bilder „liefert“. Und eine schöne Vorgeschichte besitzt.
Beteiligte: Christian Wüstenberg, 41, gelernter Cutter, und seine Lebensgefährtin Silke Schranz. Beide haben zusammen mehrere Reisereportagen gedreht, zuletzt über Portugal. Beide sitzen im Herbst 2010 vor dem heimischen Bildschirm und sehe bei ARTE eine Dokumentation über die Nordsee. Sind beeindruckt über die gestochen scharfen, wackellosen Luftbilder. Beginnen zu recherchieren, landen bei der Hamburger Produktionsfirma VIDICOM und deren Chef Peter Bardehle. Von DEM erfahren sie, dass noch „massenweise“ weiteres gutes Bildmaterial vorhanden ist, das nicht verwendet werden konnte. Insgesamt noch 40 Stunden. Man beschließt, dieses Material zu sichten, um einen „bearbeiteten“ Kinofilm mit diesen „Wahnsinnsbildern“ herzustellen. Jetzt ist dieser NEUE Film fertig und geht im Selbstverleih, in Eigeninitiative auf Deutschland-Tournee. Über 200 Kinos werden innerhalb der nächsten Wochen angesteuert, angefangen natürlich im Norden der Republik.
UND: Man kann schon diejenigen beglückwünschen, die die Möglichkeit haben und nutzen, diesen Film zu sehen, zu genießen, zu erleben. Solch einen faszinierenden Film über die doch an sich bekannt geglaubte NORDSEE gab es auf einer Kinoleinwand in dieser Qualität, Perfektion und „Berührung“ noch NIE. Der technische Grund: Eine sensationelle Helikopter-Kamera. Mit Namen „Cineflex“. Deren Objektiv fast 30 Zentimeter im Durchmesser misst. Sie wurde für den amerikanischen Geheimdienst CIA von der kalifornischen Firma Axsys entwickelt und liefert selbst noch gestochen scharfe sowie vor allem ruckelfreie Bilder, wenn der Helikopter in 600 bis 1000 Metern Höhe mit 100 Stundenkilometern durch die Lüfte fliegt.
So kann das Teleobjektiv sensibel genau heranzoomen und butterweich auf Land und Tiere blicken, ohne dass es jemand merkt bzw. dadurch gestört wird. Beide Filmemacher machten sich an die Arbeit. Die passenden Geräusche den Bildern hinzuzufiltern, eine unaufdringliche, stimmungspassende Musik hinzuzufügen und ebensolche Kommentare einfließen zu lassen. Herausgekommen ist ein fantastisches Wunder- und Staunwerk über eine einzigartige hiesige Natur. Die SO, nämlich ausschließlich aus der Vogelperspektive, noch nie wahrgenommen wurde/werden konnte. Und DIE zu Recht seit 2009 als WELTNATURERBE der UNESCO auf einer UNBEDINGT schutzwerten Landschaftsstufe etwa mit dem Grand Canyon, der Serengeti oder den Galápagos-Inseln steht: Das WATTENMEER, die NORDSEE.
Die faszinierende filmische Reise beginnt in Ostfriesland. Entlang der Küste. Die Elbe dann flussaufwärts bis Hamburg, um dann hoch zu den nordfriesischen Inseln und Halligen bis nach Sylt zu gleiten. Dort aber dann eben nicht auf Westerland oder Kampen blickend, sondern bis zum ungestörten nördlichen Natur-Zipfel schauend.
Was sich dabei landschaftlich auftut, ist wunderbar. Ist großartig emotional. Seelentief. Ist unglaublich schön, packend, unter die Haut gehend. „Es kann einem schwindlig werden vor diesen Bildern, vor ihrer Anmut, ihrer Würde, ihrem Respekt vor der Natur. Es ist, als würde man eine Welt neu entdecken, von der man glaubte, sie längst zu kennen“ (Autor Lutz Pehnert in der ARD-Kultursendung „ttt“ am 29.5.2011).
In der Tat, ein Paradies, direkt vor der Tür. Haustür. Als Natur-Gemälde von sagenhafter Schönheit. Aus der „Schlenker“ erlaubt sind: Mit Zahlen, Daten und Fakten über Emden, Europas drittgrößten Autoverladehafen (z.B. nach Borkum). Oder mit Anekdoten über echte Nordsee-Originale wie KNUD KNUDSEN, den Watt-Briefträger von Pellworm, und FIEDE NISSEN, den Post-Schiffer für die Halligen. Wahre „Helden“ aus dem Alltag. In Erinnerung aber werden diese Bilder bleiben – wenn die Kamera über Seebrücken hinwegstreift, einen Leuchtturm im Sonnenaufgang oder eine Robbenherde auf einer Sandbank präsentieren. Oder wenn Schafe über den Deich laufen und “von oben“ wie Tiere in der Serengeti ausschauen. Oder wenn ruhig fliegende Störche den Helikopter begleiten. Und…und…und…: Das Auge kann, darf sich satt sehen. In diesem Bilderrausch a la wie noch nie IN SACHEN KOSTBARE NORDSEE.
Der Kinofilm „Die Nordsee von oben“ ist ein meisterhaftes Wunderbar-Kunstwerk (= 5 PÖNIs).