NOCTURNAL ANIMALS

NOCTURNAL ANIMALS“ von Tom Ford (B + R; nach dem Roman „Tony & Susan“ von Austin Wright/1993; USA 2015; K: Seamus McGarvey; M: Abel Korzeniowski; 116 Minuten; Start D: 22.12.2016); ER braucht ja nicht permanent (Existenz-)Filme drehen, denn ER hat als Kreativ-Direktor bei Gucci Karriere gemacht und ist inzwischen ein Superstar unter den Mode-Zaren: TOM FORD, Jahrgang 1961. Der im April 2010 mit seinem viel hofierten Film „A Single Man“ (s. Kino-KRITIK) debütierte. Film zwei, über „Nachtaktive Tiere“, ist mysteriös, stilistisch perlend, exotisch abgehoben-faszinierend. Geheimnisvoll neblig. Beim Venedig-Festival neulich gab es für den auf gleich drei Ebenen angesiedelten Gefühls-Thriller den „Großen Preis der Jury“.

Susan. Susan Morrow (AMY ADAMS). Eine erfolgreiche wir sehr attraktive Kunsthändlerin. In Los Angeles, Als perfekte Galeristin eine Augenweide. Warum aber geht ihr Ehemann (ARMIE HAMMER) fremd? Susan fühlt sich leer. Ausgebrannt. Eines Tages schickt ihr Ex-Ehemann Edward (JAKE GYLLENHAAL), von dem sie sich vor 20 Jahren getrennt hatte, das Manuskript von seinem unveröffentlichten Roman: Nocturnal Animals. Die beklemmende, verstörende Alptraum-Geschichte um einen Doppelmord in texanischer Einöde. Einziger Überlebender: Ehemann und Vater Tony Hastings (auch: Jake Gyllenhaal), der fortan – unterstützt durch den schwerkranken Sheriff (MICHAEL SHANNON) – um Gerechtigkeit und Sühne kämpft.

Susan liest und „erlebt“ dabei diese Geschichte wie in Trance sozusagen „mit“. Empfindet sie. Porentief. Und begibt sich langsam in die persönliche Erinnerungs- und auf die mehrdeutige Roman-Spur. Von wegen: wie sie einst Edward aufs Gröbste verletzt hat. Und was „das alles“ im Grunde tief mit ihr zu tun hat. Eine dritte private Zeit-Ebene öffnet sich für Susan: Schuldgefühle, Schreckensmotive und Sehnsüchte tun sich über ihre gedanklichen Vergangenheit auf. Was wäre, wenn sie damals, vor langer Zeit, „anders“ gehandelt hätte? Und ihr Leben dadurch eine andere Richtung genommen hätte? Kann man das Gestern heute eventuell „reparieren“? Für das endgültige Seelen-Heil?

Alles ist, alles wirkt hier abgehoben. Arrangiert. Also kalkuliert. Künstlich. Schön. Aber auch: gefährlich. Doppelbödig. Raffiniert konstruiert. Als Beziehungs-Drama, eingebettet in einen gemeinen köstlichen Noir-Thriller, der unter die Haut geht. Hervorragend kühl & kühn ausrastet. Mit packenden Akteuren. Auch von einmal mehr MICHAEL SHANNON – gerade noch als kauziger Elvis Presley in „Elvis & Nixon“ in den Kinos – als kompromissloser, sterbender Ermittler-Solist .

„NOCTURNAL ANIMALS“: Ein glänzender Fest-Schmaus für die Augen. Für die Sinne. Geradezu manisch-faszinierend stilisiert. Unruhe dauer-verstörend-betörend-verbreitend: Was ist wirklich angesagt: Vergebung oder Vergeltung? Selten einen dermaßen leidenschaftlichen, coolen, extremen Psycho-Thriller erlebt (= 4 PÖNIs).

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