„NINA“ von Cynthia Mort (B + R; USA 2012/2014; Co-Produktion: Zoe Saldana; David Oyelowo; K: Mihai Malaimare Jr.; M: Titel von Nina Simone; 91 Minuten; dtsch. Heimkino-Start: 11.5.2018); sie trägt so viel Wut in sich wie eine ganze Kompanie von wütenden Kerlen zusammen. Begründung. „Zu viele Verluste“. Von wegen: Familie, Volk, Land, Träume, Geld. Liebe. Sie ist klug, ihr Leben aber ist mit vielen extremen Baustellen ausgestattet. NINA SIMONE, als sechstes von acht Kindern einer Methodistenpredigerin und eines Handwerkers als Eunice Kathleen Waymon am 21. Februar 1933 in Tyron, North Carolina geboren. Bereits im Alter von vier Jahren beginnt sie mit dem Klavierspielen. Nach einem Studium an der renommierten „Juilliard School“ in New York City will sie ihre Ausbildung am „Curtis Institute of Music“ in Philadelphia abschließen, wird jedoch aus rassistischen Gründen – wegen ihrer schwarzen Hautfarbe – nicht zugelassen. Sie muss andere Wege bestreiten, um sich über ihre Musik öffentlich „wütend“ zu artikulieren, empören zu können.
Der Film „NINA“ tupft hinein in verschiedene Lebensmotive dieser Power-Frau, die sich oftmals – wegen ihrer nicht zu bezähmenden, nicht in den Griff zu bekommenden Wut – über sich, die Welt, diese vielen Ungerechtigkeiten, aber auch wegen ihrer obsessiven Neigungen selbst viel im Wege steht: Alkoholikerin; manisch depressiv; leicht paranoid; schwere Verhaltensstörungen wird 1995 in einem Hospital in Los Angeles diagnostiziert. Während ihr Ex-Agent bilanziert: „Alle Promoter halten dich für ein 5 Sterne-Arschloch“.
Dieses Biopic um Nina Simone geht keinen stringenten Erzählweg, sondern notiert Lebens- beziehungsweise Verhaltensstationen dieser Sängerin, Pianistin und Song-Schreiberin, die 47 Alben und über 400 Songs aufnahm; die in ihrer 48 Jahre langen Karriere über 2000 Konzerte gab; für 15 „Grammy Awards“ nominiert und vom Fach-Magazin „Rolling Stones“ 2008 auf Platz 29 in die Liste der beste Sänger/Innen aller Zeiten aufgenommen wurde.
Die hauptsächlich fürs Fernsehen arbeitende amerikanische Produzentin, Drehbuch-Autorin und Regisseurin CYNTHIA MORT bekam in den USA für ihr Kinospielfilm-Debüt „Nina“ sehr viel Gegenwind, vor allem wegen „Diskrepanzen“ zwischen den Hautfarben von Nina Simone und ihrer Interpretin: ZOE SALDANA. Es gab Vorwürfe, die Produktion hätte mittels „Blackfacing“ Saldanas Haut „verdunkelt“, um sie mehr dem äußerlichen Aussehen von Nina Simone anzupassen. Zudem gab es juristische Auseinandersetzungen zwischen der Autoren-Regisseurin und den Geldgebern betreffend der unterschiedlichen Ansichten über die „künstlerische Gestaltung“.
„NINA“ ist kein guter, aber ein interessanter Spannungsfilm. Über DIE Ikone des Jazz-Blues des 20. Jahrhunderts, in die sich die filmische Titelheldin ZOE SALDANA („Colombiana“) wahrhaft hineinkrallt, um die gespaltene Nina Simone-Seele – mit den vielen exzessiven Ausbrüchen – angemessen „austragen“ zu können. Eine respektable künstlerische Leistung, auch am Klavier, auch über ihre kraftvolle Stimme. Als ständiger Nina-Begleiter Clifton Henderson fungiert der britische Mime DAVID OYELOWO („Selma“) mit provokant-liebevollem „Schoßhund“-Charme-Entsetzen.
NINA SIMONE, die „Hohepriesterin des Souls“, wie sie von ihren Fans tituliert wurde, starb am 21. April 2003 in Südfrankreich. Mein Lieblings-Song von ihr. „I Put A Spell On You“ / „Ich werde dich mit einem Zauber belegen“. Dies ist Nina Simone zumindest bzw. zweifellos musikalisch überzeugend für immer gelungen (= 3 PÖNIs).
Anbieter: „Universum Film“.