MORTAL ENGINES: KRIEG DER STÄDTE

PÖNIs: (3,5/5)

„MORTAL ENGINES: KRIEG DER STÄDTE“ von Christian Rivers (Neuseeland/USA 2017; B: Fran Walsh; Philippa Boyens; Peter Jackson; nach dem gleichn. Roman von Philip Reeve/2001; K: Simon Raby; M: Junkie XL; 129 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.12.2018); die erste Filmstunde hat mich umgehauen. In Sachen Ästhetik, in Sachen technische Bombastik, in Sachen furiose Tricks. Augen und Sinne werden gigantisch gefüllt. Atemberaubend. Zum Staunen irre. Einfach überwältigend.

STEAMPUNK. Ein Phänomen, das als literarische Strömung erstmals in den 1980-er Jahren auftrat und sich zu einem Kunst-Produkt, zu einem Kunst-Genre entwickelte. „Wikipedia“ informiert: „Häufige Elemente sind dampf- und zahnradgetriebene Mechanik, viktorianischer Kleidungsstil und ein viktorianisches Werte-Modell, eine gewisse Do-it-yourself-Mentalität und Abenteuerromantik. Elemente des Steampunks finden sich in vielen Bereichen der populären Kultur wieder, von Film und Fernsehen über Gesellschaftsspiele bis zu Musikprojekten“. „MORTAL ENGINES: KRIEG DER STÄDTE“ ist – mit seinem Retro-Futurismus – ein monumentales Steampunk-Movie.

Basierend auf dem 2001 erschienenen Erstlingswerk „Mortal Engines“, einem Steampunk-Roman des britischen Schriftstellers Philip Reeve. Er ist der erste Teil der Tetralogie „Predator Cities“, bei der es um den Krieg zwischen „beweglichen“ Städten geht. Die „Mortal Engines“-Bücher umfassen inzwischen die Bände „Mortal Engines“; „Predator’s Gold“; „Infernal Devices“ und „A Darkling Plain“; es riecht also nach einer neuen Kino-Reihe. Der neuseeländische Filmemacher und 3-fache „Oscar“-Preisträger Peter Jackson („Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“) sicherte sich frühzeitig die Filmrechte und schrieb gemeinsam mit seiner Ehefrau Fran Walsh und zusammen mit der Co-Autorin Philippa Boyens das Drehbuch. Zusammen waren sie hier auch als Co-Produzenten tätig. Zum Regisseur bestimmten sie den Regie-Debütanten CHRISTIAN RIVERS, der in den früheren Peter Jackson-Filmen mitarbeitete und 2006 den „Oscar“ in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“ für Peter Jackson’s „King Kong“-Film erhielt.

Es geht um das Konzept des städtischen Darwinismus: „Vereinfacht gesagt bedeutet das, die größeren Städte verleiben sich die kleinen ein“, erläutert Peter Jackson im Presseheft und führt weiter aus: „Die großen Städte vertilgen die kleineren und die wiederum verspeisen die winzigen Städte. Dieser Vorgang wird als natürliche Evolution betrachtet… für die es kein Limit gibt. Letzten Endes werden nur die größten Städte übrigbleiben und sich mangels weiterer Beute gegeneinander wenden“.

Hunderte von Jahre, nachdem die Zivilisation in Folge einer Katastrophe – auch bekannt als Sechzig-Minuten-Krieg – zerstört worden ist, hat die Menschheit sich angepasst. Eine neue Art zu leben ist entstanden. Die im Grunde „die alten Zeiten“ kopiert, Stichwort: Der Stärkere schluckt unbarmherzig den Schwächeren, denn: Jetzt durchstreifen gigantische bewegliche Städte die Erde und berauben dabei gnadenlos kleinere, um sich deren Ressourcen, also deren Rohstoffe zu bemächtigen. Unser junger unscheinbarer Held heißt Tom Natsworthy (ROBERT SHEEHAN). Als er in London auf die geheimnisvolle narbengesichtige Hester Shaw (HERA HILMAR) trifft, prallen zwei Gegensätze aufeinander. Hier der unsichere Boy, dort der kämpferische weibliche Outlaw. Die den skrupellosen Anführer der Stadt, Thaddeus Valentine (HUGO WEAVING), umbringen will, weil er einst ihre Mutter umgebracht hat. Tom greift ein und kann dies gerade noch verhindern. Sie ist natürlich sauer über sein Handeln. Dennoch sind sie fortan „ein Paar“, bilden bald schon eine Allianz, die den Fortbestand der Menschheit maßgeblich beeinflussen soll.

Wie gesagt – über eine Stunde lang perlen die wahnsinnig beeindruckenden IMAX-Bilder. Pressen dich in den Sessel hinein. Dann „säuft“ der Film ab. In eine gewöhnliche ausufernde kriegerische Materialschlacht. Mit Anspielungen und Zitaten aus vielen populären Klassikern. Es winken und lassen grüßen: „Der Herr der Ringe“ sowie „Der Hobbit“, natürlich, wie auch Mad Max / „Killerroboter“ = Frankenstein / Terminator / Die unendliche Geschichte (die zwei skurrilen Figuren in der Raupe) und auch Ronja Räubertochter (= Hester ist definitiv eine Ronja-Rebellin) und – ganz klar und deutlich: Dieser erste „Mortal Engines“-Streich fühlt sich sich weit mehr nach STAR WARS an, als es zuletzt bei „Star Wars“ selbst der Kriegs-Fall war.

Figuren-Deutungen sind zig-fach annonciert. Weil es 2018 kein neues Star Wars-Movie gibt, tritt nun „Mortal Engines“ in die Fußstapfen. Und macht seine Sache weit über 60 Minuten prima, bis es dann nur noch kracht, zischt, kriegerisch-bekannt deftig zugeht. Knallt. Explodiert. Mit markigen Sprüchen und üblichem Helden-Getue. Die Spezialeffekte dampfen. Brüllen aus allen Kanälen. Während die Musik ununterbrochen großspurig wummert. Zu diesem dann nur noch überangeberischen Gut-Böse-Video-Spiel auf der Großbildleinwand. Mit zu viel des lange Zeit nur guten Krachs. Dennoch immer noch interessant bleibend, weil für die Lautstärken hier vorwiegend (endlich und fast komplett) starke Frauen verantwortlich sind, die mit Kampfansagen zünden. Während die Kerle mehr „schwächeln“. (Oder soll ich sagen: winseln?).

„Me Too“ & Rampen-Folgen kommen immer besser in Schwung. Auch jetzt bei diesem Blockbuster-Mainstream-Epos, das insgesamt aufhorchen lässt (= 3 1/2 PÖNIs).

 

 

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