MOONRISE KINGDOM

PÖNIs: (4/5)

„MOONRISE KINGDOM“ von Wes Anderson (Co-B+R; USA 2011; 95 Minuten; Start D: 24.05.2012); war soeben Eröffnungsfilm beim 65. Cannes-Festival. Der am 1. Mai 1969 in Houston geborene Texaner Wesley Wales „Wes“ Anderson gehört zu den – im positivsten Sinne – nicht „einzuordnenden“ US-Filmkünstlern. Wenn es eine Genre-Schublade gibt, in die man ihn und seine Filme „’reinpacken“ könnte, dann DIE mit der Bezeichnung „Typ mit besonderen undefinierbaren Movies“. Mit „Pfadfinder-Groteske“ bemühte sich gerade die FAZ (vom 10.5.2012) um eine ordentliche Einstufung für seinen 7. Spielfilm. Nach unter anderem „solch Werke“ wie „Die Royal Tenenbaums“ (2001), „Darjeeling Limited“ (2007) und zuletzt „Der fantastische Mr. Fox“ (2009), einem Animationsprodukt. Gemeinsam mit ROMAN COPPOLA, dem 46jährigen französischen Sohn von Francis Ford Coppola (Bruder von Sofia Coppola und Cousin von Nicolas Cage), schrieb Wes Anderson das Drehbuch zu dieser kauzig-köstlichen Verschrobenheit. Um erwachsene „Dösdeppen“ und tapfere Kinder-Erwachsene. Die sich anno 1965 an der Küste Neuenglands versammeln, um ein „dressiertes“ Leben in sterilen Häusern mit vielem bunten Kleinkram-Nippes oder in jenem quasi militärischen Pfadfinder-Camp vorzuführen. Mit Drill als skurrile Ordnungslust. Alle bewegen sich „gleichgültig“. Geistig wie seelisch in voller Eintönigkeit. In melancholischer Uniformität. Bis auf den Waisenjungen Sam und der aus begütertem wie gut behütetem Hause stammenden Suzy. Die beiden 12jährigen „machen was“. Hauen nämlich ab. Weil sie sich „heftigst“ ineinander verliebt haben.

Sam, mit dicker Brille und „Lederstrumpf“-Trappermütze, ist ein kluges Kerlchen, den die Anderen sowieso für „instabil“ und unzurechnungsfähig-gefährlich halten. Suzy dagegen langweilt sich im elterlichen Heim, fühlt sich dort unterfordert und liest gerne bockig Fantasy-Romane, um aus den „Zumutungen der Realität“ herauszukommen. Beide brennen also durch. Sie mit einem batteriebetriebenen Plattenspieler und ihrer Katze samt Dosenfutter, er mit viel coolem Pfadfinder-Wissen. Man kommt sich näher. Währenddessen sind die Erwachsenen wie der sensible, müde Sheriff, Suzys nervöse Eltern und die strenge Dame vom Jugendamt, die extra angeflogen kommt, etwas aufgescheucht. Aber auch weiterhin ziemlich „deppert“ in ihren gedanklichen wie tatsächlichen Aktionen. Ein immenser Wirbelsturm sorgt schließlich für unordentliche Abkühlung. In diesem erstaunlichen wie überraschungsvollen, charmanten Trouble.

Ähnlich wie bei Woody Allen akzeptieren Promi-Stars zuhauf die Rollen-Einladungen von Wes Anderson. Obwohl sie wissen, sich hier nicht „profilieren“ zu können. Vielleicht aber auch, weil sie dies gerade schätzen. „Einfach mal so“ mitzumischen. Während Anderson weiß, das er mit diesen „Namen“ „sein Ding“ durchziehen kann. Finanziert bekommt. Hier sind sich also BRUCE WILLIS, BILL MURRAY (der immer bei Anderson mitmacht), EDWARD NORTON, FRANCES McDORMAND, TILDA SWINTON, JASON SCHWARTZMAN sowie HARVEY KEITEL und BOB BALABAN (als Erzähler) nicht zu schade, reizvolle Stichwortgeber für die sensationellen Kids JARED GILMAN + KARA HAYWARD zu sein. WIE diese Beiden ihre Romeo-und-Julia-Figuren aus den prüden amerikanischen Sechzigern mimen, formulieren und relaxed bewegen, ist das pure liebe dauerhafte Schmunzel-Vergnügen. Was für herrliche Früchtchen!

„Moonrise Kingdom“ lädt wunderbar ein, mal „anders“ KINO zu schauen, zu empfinden, zu denken. Zu erleben. Und auch zu hören. Denn auch der „spezielle“ SOUNDTRACK, den Wes Andersson mit seinem Privatgeschmack (von Benjamin Britten über Hank Williams, Franz Schubert und Wolfgang Amadeus Mozart bis zu Francoise Hardy) zusammengestellt hat und orchestral von ALEXANDRE DESPLAT tönen lässt, passt. Lächelnd. Stimmig. „In meinen Filmen geht es um anmutige Kleinigkeiten“, erklärt Wes Anderson im besagten FAZ-Interview seine Sicht. Und Motivation. Viele feine, schöne, urige Kleinigkeiten gilt es hier prima zu bestaunen. Zu bewundern. Lächelnd zu mögen (= 4 PÖNIs).

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