MEN IN BLACK

„MEN IN BLACK“ von Barry Sonnenfeld (USA 1996/1997; B: Ed Solomon; K: Donald Peterman; M: Danny Elfman; 94 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.09.1997; Video-Veröffentlichung: 26.03.1998; DVD-Veröffentlichung: 05.09.2000).

Der HOLLYWOOD-SOMMER wurde 1997 traditionell mit dem “Labor Day“, dem “Tag der Arbeit“, am ersten September-Wochenende beendet. Die Studio-Chefs konnten aufatmen: Zwar wurde das Rekord-Einnahmeergebnis aus dem Vorjahr knapp verfehlt, dafür aber kam es eben nicht zum vorher befürchteten Desaster. Man muss sich das alles in etwa so vorstellen:
KINO als wirtschaftliches Vabanquespiel: Hoffnungen/Erwartungen gehen kaputt, dafür kommen Außenseiterfilme unerwartet gut durchs Kassenziel.
Konkret: Die vorher “groß“ gehandelten, teuren Werke wie “Speed 2“, wie “Batman & Robin“ und zum Beispiel die demnächst auch bei uns anlaufende Komödie “Ein Vater zu viel“ mit den Star-Komikern Billy Crystal und Robin Williams waren vergleichsweise Flops. Spielten weniger oder sogar erheblich weniger ein als ihre hohen Herstellungskosten. Dagegen war in den USA die Komödie: “Men In Black“, die zuvor eher als ‘Mitläufer‘ eingestuft worden war, d e r absolute Renner.

„Men In Black“ ist die Adaption einer gleichnamigen Comic-Serie. Aber: Im Unterschied zu den beispielsweise in Amerika sehr populären „Batman“-Comics wurde diese Serie nie sehr bekannt. Sie war und ist eine typische Insider-Serie. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Figuren und die Geschichten hier stets sehr gewalttätig agieren. Doch HOLLYWOOD interessierte die groteske Ausgangssituation und das komische Potential. Und das sieht so aus: Die Außerirdischen sind unter uns und zwar seit Jahren/Jahrzehnten schon. Genauer gesagt: seit 1956. Damals erhörten sie die Radiobotschaften, die die Menschen/Amerikaner ins All jagten, und entdeckten den Planeten Erde als Zufluchtsort für politisch Verfolgte. Deshalb wurde auch die “Abteilung für außerirdische Angelegenheiten“ gegründet, eine streng geheime Behörde, von deren Existenz selbst ‘Washington‘/Das Weiße Haus nichts weiß. Seitdem bevölkern rund 1.500 Aliens den Erdball, die meisten davon (natürlich) in Manhattan/New York. “Betreut“ werden diese Wesen mit menschlichem Antlitz von den “Männern in Schwarz“, also von Typen mit schwarzen Anzügen und schwarzen Sonnenbrillen, die wie die legendären “Blues Brothers“ aussehen. Und auch so „cool“ auftreten. Ein interstellarischer Rat überwacht alles in der Zentrale tief unter dem Hudson. Dort, eine Art Großraum im Stile der 60er Jahre, werden die täglichen Neuankömmlinge registriert, überprüft und in das allgemeine Kontrollsystem übernommen. Und warum hat die Öffentlichkeit bislang noch nichts von den “Men In Black“ erfahren? Ganz einfach: Die sind u.a. mit einem Elektrostab ausgerüstet, der mit einem kurzen Blitz bei jedem Menschen das Kurzzeitgedächtnis löscht. So werden Neugierige wie Fragen fern- und abgehalten.

Ein praktisches Gerät. Das jetzt um so vermehrt in den Einsatz kommt, weil eine Riesen-Kakerlake auf der Erde gelandet ist, um in der Haut eines Farmers die Existenz Erde zu bedrohen. Der erfahrene, hartgesottene Agent K und sein Neuling, der kesse, flapsige, junge, schwarze Agent J, bekommen eine Menge neue und schleimige Arbeit. TOMMY LEE JONES (“Auf der Flucht“/Nebendarsteller-“Oscar“) und WILL SMITH (Ex-Rapper und seit „Independence Day“ auf Karrierekurs) als “Blues Brothers“ auf “Alien“-Jagd. Als „Men in Black“ dürfen sie sich selbstironische Gags und stimmungsvolle Trick-Pointen um die Ohren schaufeln, währenddessen der Film als purer Zitat-Schatz angelegt ist. In diesem wilden, ausufernden, komischen Fantasy-Märchen werden pausenlos Genre-Filme der letzten Jahrzehnte benutzt, zitiert, veralbert und erweitert. Diese auch nur annähernd aufzuführen würde allerdings hier den Rahmen sprengen. Deshalb sei der Wort-Blick noch auf die phantastischen Masken und Tricks gelenkt, die kalauerhaft das Geschehen führen: Etwa wenn der junge Agent J einer Frau auf dem Auto-Rücksitz hilft, ihr Tentakel-Baby, so ein Schleim-Wesen mit vielen Greifern, auf die Welt zu bringen. Oder wenn die beiden Helden einem intergalaktischem Pfandleiher mehrfach den Kopf zurechtrücken müssen, damit der wieder richtig sitzt. Oder wenn ein kleiner außerirdischer, sprechender Hund nach mehrfachem Schütteln die lakonische Weisheit von sich gibt, dass die Menschen es wohl nie begreifen werden: Es kommt nicht auf messbare Größe, sondern auf das Wesen der Dinge an. So in der Art ist “Men In Black“ pausenlos angelegt: Ein ausgelassenes, ulkiges und sehr effektvolles Spaß-Spektakel. In dem sich der 4-fache “Oscar“-Preisträger und “Gremlins“—Schöpfer RICK BAKER als wahres Special-Effects-Genie erweist. Eine witzige, schwarzhumorige, gute, Unterhaltung von BARRY SONNENFELD, ein früherer Spitzen-Kameramann, der vor Jahren mit den beiden Horror-Komödien um die “Addams Family“ und zuletzt mit dem selbstironischen Hollywood-Gaunerstück “Schnappt Shorty“ mit John Travolta Hits landete. Für diese Art Comic-Kino, für die Mischung Spaß und Genre-Kunst, ist er ein geeigneter Dirigent.

Witzig, temperamentvoll, cool und permanent selbstironisch; eine schmissige Science-Fiction-B-Komödie, die sich in den USA in diesem Kino-Sommer als d e r (Außenseiter-)Hit erwies. Mit rund 235 Mio. Dollar Einnahmen ließ sie sogar Spielbergs neuerliche Dinosaurier im Jurassic Park hinter sich. Sie sehen also: Kino/Film ist in gewisser “sportlicher“ Weise mit dem Fußball vergleichbar: Erfolg/Gewinn ist selbst mit viel Einsatz/Geld eben doch nicht immer planbar. Überraschungen sind immer möglich. Spielberg wird es verschmerzen können, er ist hier einer der zahlreichen Produzenten… (= 4 PÖNIs).

 

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