Man about Town DVD-Kritik

Wenn wir senden, ist die WM geschlagen. Sie war insgesamt keine spielerisch gute, aber sie hat ein neues, sinnliches DEUTSCHLAND-Gefühl vermittelt. Die Einzelheiten sind bekannt, nun gilt es darauf aufzubauen, die gute Stimmung wie die neuen Erkenntnisse umzumünzen: In den „neuen“, täglichen Alltag.

So bzw. so ähnlich geht es dem Typen in dem Film, den ich am Montag-Morgen vorstellen werde. Er heißt Jack und müsste eigentlich NUR-glücklich sein. Hat sich – als Talent-Scout – in Hollywoods Traumfabrik mit seiner Firma/mit seinem Team toll hochgearbeitet. Hat in der Vermittlung von Drehbuch-Autoren für TV-Serien ein „gutes Händchen“ gehabt, viele Newcomer entdeckt, sie unter Vertrag genommen und bestens „untergebracht“, so dass beide (Vertrags-)Seiten prima davon profitierten. Alles in Butter. Alles in Butter??? Trotz feinem, großzügig ausgestattetem Haus, einer attraktiven Frau an seiner Seite, trotz Ruhm und vor allem Geld kriegt/bekommt Jack auf einmal „so ein Gefühl…“. “Bin reich und berühmt“, sagt er sich, weiß aber auch, seit 5 Jahren „nicht mehr gelächelt“ zu haben. „Ich tue mehr für meine Bauchmuskeln als für meine Ehe“, schreibt er in sein Tagebuch. Das wiederum führt er, seit er bei einem Volkshochschul-Kurs (oder wie heißt das „entsprechend“ bei den Amis) vom Kursleiter den Auftrag erhalten hat, ein solches zu führen. „Enthüllen – Entdecken – Entfernen“, motiviert dieser arrogante, gewitzte Kursleiter, der wie einer dieser Alles-Besser-Wisser von Psychologen/Analytiker auftritt. Und dabei auch immer so schäbig grinst. Aber Jack folgt. Ist „elektrisiert“.

Nachdem die Frau ihn mit einem Klienten betrogen hat, er Zuhause überfallen und sein intimes Tagebuch geklaut wurde (und er wie seine Agentur damit erpressbar wird), sein debiler Vater sich mehr in seinem Aquarium aufhält, um mit den Fischen „zu kommunizieren“ und er überhaupt merkt: „Ich weiß nicht wie es ist, wenn man stillhält“, weil er doch immer „in Bewegung“ ist, beginnt tatsächlich „Veränderung“. Keineswegs spektakulär, nur eben so, dass damit ein künftig zufriedeneres Dasein erreicht wird. Vorerst.

Den amerikanischen Film „MAN ABOUT TOWN“ von Mike Binder (B+R; USA 2005; 96 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 13.07.2006); aus dem Vorjahr einzuordnen, fällt nicht leicht. Die PR-Agentur spricht bei diesem Film, der vorher hierzulande weder im Kino noch im Fernsehen zu sehen war, also in deutscher DVD-Erstveröffentlichung in den Handel kommt, von einer „tollen Action-Komödie“, aber das ist Quatsch. Es sei denn, man meint „Seelen-Action“.

Der mit „Oscar“-Preisträger BEN AFFLECK (Drehbuch-„Oscar“, gemeinsam mit seinem Partner-Freund Matt Damon, für „Good Will Hunting“) und der Schönheit REBECCA ROMIJN (kürzlich „Alibi“) sowie auch mit dem Ex-Monty Python JOHN CLEESE (als Kursleiter) glänzend besetzte Streifen erzählt vom Neurotiker-Planeten HOLLYWOOD, von vielen dort durchgeknallt-wirkenden, bescheuert-„normalen“ Hektikern/Überlebenskünstlern/Verrückten, die sich im täglichen K(r)ampf um Pfründe/Erfolg/Money/Macht als gute Team-Player erweisen, sich aber auch als menschliche Wrackteile zeigen.

MIKE BINDER, Jahrgang ´58, ist Schauspieler, Drehbuch-Autor und Regisseur. Einer, der sehr viel Talent(e) besitzt, aber nie „die ganz großen, lauten Hollywoodtöne“ „spucken“ tut. Hierzulande sahen wir zuletzt von ihm im Kino „An deiner Schulter“/2005; mit Joan Allen und Kevin Costner, ein moderner Beziehungsreigen um glücklose/glücksuchende saufende Reihenhaus-Nachbarn. Hier SEZIERT er erneut seine Umgebung. Mit sehr vielen hintergründigen, spannenden, sensiblen Gedanken/Empfindungen. Mit leisem Humor, ohne Ausrufungszeichen oder Spektakel-Gedröhns, sondern ganz ruhig, eher beiläufig, mit ebenso absurden wie tiefsinnigen, grotesken, irritierend-verblüffenden Pointen.

Wie gesagt, nicht sofort und auch später nicht leicht „zu finden/zu packen/einzuordnen“, eher ein Film, bei dem es reizvoll ist, „dranzubleiben“, mitzudenken, als ein unterhaltsamer Kopf-Genuss. Weil er nicht nur über „ur-amerikanische Verhältnisse“ lächelnd-locker zu erzählen weiß, sondern mitunter auch über unsere. Man fühlt sich sozusagen hier auch mit-angesprochen. Was ganz SCHÖN irritiert…

Anbieter: „Highlight-Communications“ und „Constantin-Film“.

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