Mädchen, das die Seiten umblättert Kritik

DAS MÄDCHEN, DAS DIE SEITEN UMBLÄTTERT“ von Denis Dercourt (Co-B+R; FR 2006; 85 Minuten Start D: 03.05.2007); es ist der 5. Spielfilm vom studierten Philosophen und Politologen, einst Soloviolonist und heute Professor am Straßburger Konservatorium + seit 1998 auch Filmemacher, hierzulande unbekannt, der auf den psychologischen Spannungs- bzw. Rache-Spuren von Hitchcock bzw. Chabrol wandelt: In einer französischen Kleinstadt gilt die sensible 10jährige Metzger-Tochter Mélanie als talentierte Klavierspielerin. Bei der Aufnahmeprüfung für das Konservatorium versaut ihr die unsensible Jury-Präsidentin die Chance.

Enttäuscht wie verbittert beschließt das Mädchen, ihren Traum von einer Pianistenlaufbahn zu begraben. 10 Jahre später kommt die junge hübsche Frau als Praktikantin in eine Anwaltskanzlei: Ihr Chef ist, welch ein Zufall, der Gatte der einstigen Jury-Präsidentin, Ariane, die, welch noch ein Zufall, ein Kindermädchen sucht. Mélanie zieht in das noble Familienanwesen ein und übernimmt zudem die Aufgabe, der nach einem mysteriösen Unfall nervlich angeschlagenen Star-Pianistin Ariane „zur Hand zu gehen“. Füllt – mit lächelnder Unschuldsmaske und natürlich mit äußerster Diskretion – die Aufgabe aus, ihr beim Klavierspielen die Seiten umzublättern. Wird dabei zur (auch erotischen) Seelen-Verwandten.

Leiser wie raffinierter, bald aber auch vorhersehbarer Psycho-Thriller, nach dem Motto: Eine böse Fee verrichtet ihre FEINEN, zerstörerischen Vernichtungsfeldzug; mit einer dann aber zum bösen Schluss ziemlich kraftlosen Auflösung, die mehr von Zufällen als von cleverer Logik und ausgefeiltem Sinn bestimmt ist. Dennoch: Dank der brillanten Darstellerinnen DÉBORAH FRANCOIS („´L`enfant“/2005/“Goldene Palme“ von Cannes) und CATHERINE FROT („Zwei ungleiche Schwestern“/2004) eine lange Zeit subtile, virtuose, reizvolle Rache-Etüde. Kleine, cineastische Spannungs-Perle (= 3 PÖNIs).

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