Mädchen aus dem Fahrstuhl Kritik

DAS MÄDCHEN AUS DEM FAHRSTUHL“ von Herrmann Zchoche (D 1991; 95 Minuten; Start D: 11.01.1991)

Herrmann Zchoche ist ein Regisseur, der sich immer wieder der Probleme junger Leute in der DDDR angenommen hat. Sein Film “Sieben Sommersprossen“ fand ein Millionenpublikum, und auch seine vorletzte Arbeit “Grüne Hochzeit“ über die Konflikte einer jungen Ehe hatte überdurchschnittlichen Erfolg. Inzwischen kam auch einer seiner allerersten Filme, der 1966 verboten worden war, in Kinos und Fernsehen: “Karla“. Damals ging es um die Schwierigkeiten beim Aussprechen der Wahrheit in der Schule. Zschoches jüngster Film “Das Mädchen aus dem Fahrstuhl“, nach der gleichnamigen Erzählung von Gabriele Herzog, demonstriert jetzt, dass sich in dieser Beziehung bis zuletzt in den Schulen der DDR nichts geändert hatte.

Frank hält nicht die Schnauze, wie ihm seine Mutter rät. Der 16jährige Sohn aus guten Hause, wie man so schön sagt, klagt seine Schule offen des Verstoßes gegen die in der DDR doch proklamierte Chancengleichheit an. Seine Freundin Regine darf nämlich wegen mangelhafter Noten nicht Kindergärtnerin werden. Dabei befähigt sie für diesen Wunschberuf schon die ständige alleinige Betreuung dreier jüngerer Geschwister. Die Mutter, Hilfsarbeiterin, liegt im Krankenhaus, die unterschiedlichen Väter kümmern sich nicht um ihre Kinder. Franks erste Liebe zu dem Mädchen, das er zuerst im Fahrstuhl traf, ist auch seine erste Begegnung mit einem ganz anderen sozialen Milieu.

Wie schon manch frühere DEFA-Filme macht Zschoches “Mädchen aus dem Fahrstuhl“ noch einmal deutlich, dass es auch in der DDR ein oben und unten gab. Franks Engagement für die sozial benachteiligte Mitschülerin hat Folgen: Damit ist für den begabtesten Mathematiker der Klasse auch der Weg auf die Erweiterte Oberschule und zum Studium versperrt. Aber schließlich ist Franks Vater Kombinatsdirektor und hat einen Professoren-Freund in Dresden. Und nach
anfänglichem Widerstreben entscheidet sich der Sohn doch für die spätere Karriere, gegen seine Überzeugungen und seine Liebe.

Herrmann Zschoches Film wird mit diesem bitteren Ende zu mehr als einem Blick zurück im Zorn auf die DDR. Anpassung und die Kluft zwischen oben und unten gibts auch hier und heute. Empfehlung für “Das Mädchen aus dem Fahrstuhl“ (= 4 PÖNIs).

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