MACHO MAN

 Link für Pöni TV „MACHO MAN“ von Christof Wahl (Kamera + R; D 2014; B: Moritz Netenjakob, Roger Schmelzer; nach dem gleichn. Roman von Moritz Netenjakob/2009; M: Ingo Frenzel, Andrej Melita; 98 Minuten; Start D: 29.10.2015); zuletzt schwächelte er auf der Leinwand, siehe (besser nicht) „Becks letzter Sommer“ und „Gespensterjäger – Auf eisiger Spur“, jetzt aber kann sich der vielseitige Schauspieler, Entertainer und Comedian CHRISTIAN ULMEN, 40, von seiner besseren Ulk-Seite zeigen. In einer deutschen Komödie, die diesen Namen auch verdient. Geschaffen nach einem Roman des Kabarettisten MORITZ NETENJAKOB, der 2006 mit dem renommierten „Adolf-Grimme-Preis“ für seine Mitarbeit an den Drehbüchern der TV-Erfolgsserie „Stromberg“ (mit Christoph Maria Herbst) ausgezeichnet wurde. Vom langjährigen Til Schweiger-Kameramann CHRISTOF WAHL als Kino-Debütfilm sympathisch hergerichtet, der sich im Übrigen auch mit Musik-Videos („Wir sind Helden“) einen respektablen Namen gemacht hat.

Warum „bessere Komödie“?: Weil hier endlich einmal keine ignoranten Deppen vorgeführt werden, sondern reizvolle, hintergründige Charaktere, die in ihren Parts glaubhaft geschildert werden und pointiert agieren. Zum Schmunzeln gut. Daniel Hagenberger (Christian Ulmen), seines Zeichens Werbefuzzi in einer angesagten Agentur, weiß, dass er in Sachen Gefühle, Frauen & „das ganze Liebeszeugs“ ein verklemmter Trottel ist. Obwohl er sich dessen bewusst ist, vermochte er bisher nie über seinen scheuen Schatten zu springen. Zu sehr wirken die „bekloppten“ Erziehungsspuren seiner neoliberalen 68er Eltern nach. Dann aber taucht SIE auf. Aylin (AYLIN TEZEL). Ihres Zeichens klasse aussehend, selbstbewusst und Türkin. Und sie „schnappt“ sich den Schattenparker Daniel, den intellektuellen Warmduscher. Mag ihn so wie er ist. Was ihn „stutzig“ macht. Inmitten der vielen Vorurteile von wegen …du musst ein Macho sein – oder werden -, um in dieser Welt „männlich“ zu bestehen und überhaupt – um jetzt vor allem inmitten dieser (vermeintlichen) türkischen Männer-Familien-Dominanz zu überzeugen. Glaubt Daniel. Und nimmt Hilfe in Anspruch. Aylins Bruder soll ihn im Schnellkurs zum „Kerl“ hochpeppen. Was, gelinde gesagt, zu noch mehr irritierenden Beziehungsschwierigkeiten führt.

Sei und bleib‘ so wie du bist. Tatsächlich bist. Und versuche erst gar nicht, eine Imitation herzustellen. Von dir. Mag sich läppisch anhören, stimmt hier aber. Prima. In seiner hübsch garnierten Spaß- & Gefühlsart. Ulmen als Daniel weiß sensible Zwischentöne zu setzen; mit körpersprachlichen wie verbalen Ulk-Attacken, ohne dass diese dämlich sind oder blöd wirken. Sondern vielmehr augenzwinkernd menschelnd ‚rüberkommen. Authentisch-witzig. Allerdings – in seiner Phase als nun „ausgebildeter Macho“ holpert und stolpert die Chose ein bisschen wirrig herum, kriegt sich aber schnell wieder ein. Kein Fremdschämen, wie so oft in komödiantischen Deutschversuchen (zuletzt: „Schmidt’s Katze“), möglich. Ganz im Gegenteil: Amüsant. Kommt dieser „Macho Man“ in Schwung.

Auch: Weil mit der in Bünde bei Bielefeld aufgewachsenen AYLIN TEZEL („Almanya – Willkommen in Deutschland“) ein HERZlicher wie attraktiver Charmebolzen mitmischt. Mit viel Hirn, Herz und Temperament. Die dem nicht an sich glaubenden schlaffen Daniel kräftig emotional einheizt. So dass er gar nicht anders kann, als sich zu öffnen. In der Feinabstimmung ist „Macho Man“ ein stimmungsvoller Multi-Kulti-Trip mit einem witzigen „Hat Was“-Timing. Und ulkigen Pointen. Mit drolligen Kollegen drumherum wie dem erstaunlich abgemagerten Daniel-Kollegen Axel Stein, Nora Tschirner (als resolute Tätowier-Mamsell), Samuel Finzi oder LUKAS PODOLSKI als kauziger 1.FC Köln-Gast.

„Macho Man“ ist kein Schenkelklopfer, sondern lockere, legere Prima-Unterhaltung über die schwierigste Sache der Welt: …also DAS mit Männlein und Weib. Beziehungs-weise umgekehrt (= 3 ½ PÖNIs).

 

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