Lubitsch Junior Kritik

LUBITSCH JUNIOR“ von Christian Bau, Jens Huckeriede, Manfred Oppermann, Jenny Ramcke und Peter Stockhaus (B+R; D 1990; 70 Minuten; Start D: 07.08.1990)

Ein alter Mann behauptet, der Sohn von Ernst Lubitsch zu sein. Im Film “Lubitsch Junior“ sitzt er vor der Kamera und erzählt Geschichten vom Zweiten Weltkrieg, Geschichten vom Widerstand. Die Filmemacher haben Zweifel an der Identität des Mannes. Und sie haben recht, denn am Ende des Filmes gesteht er: Ich war früher Nazi.

Die Geschichte von “Lubitsch Junior“ ist ganz fürchterlich an den Haaren herbeigezogen. Aber, was viel schlimmer ist: Die Filmemacher gaukeln dem Zuschauer vor: dies ist ein Dokumentarfilm. Der Zuschauer glaubt es, denn “Lubitsch Junior“ hat viele Kennzeichen eines unprofessionell gemachten Dokumentarfilmes wie z.B.: laute Nebengeräusche bei Interviews, schlechte Schnitte und eine ewig wackelnde Handkamera.
Doch “Lubitsch Junior“ ist kein Dokumentarfilm. Alles ist inszeniert: Die Zeitzeugen, die mit ihren Pekinesen vor der Kamera schmusen, die Expertengespräche und die Geschichte des Mannes, der zum Schluss weinend und reuevoll vor der Kamera zusammenbricht. Nur eines ist völlig unverständlich: Warum?
Warum inszenieren die Filmemacher einen Dokumentarfilm? Um sich über ‚ die schlechte Qualität vieler Dokumentarfilme lustig zu machen?
Um den Aufbau und die Form dieser Filme auf die Schippe zu nehmen? Das alles kann nicht zutreffen, denn “Lubitsch Junior“ ist überhaupt nicht komisch, hat keine Eigenschaften einer Persiflage. Die Filmemacher kopieren ohne zu überlegen Elemente des Dokumentarfilms.
Das Thema: Ein Mann hat ein schizophrenes Verhältnis zu seiner Vergangenheit, hätte viel mehr Sensibilität und Intelligenz verlangt. Schließlich geht es um die Nazizeit.

Fazit: “Lubitsch Junior“ ist ein gedankenlos gemachter, stilloser Film dessen Absichten nicht klar werden (= 1 PÖNI).

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