Loriot

LORIOT zum 80. Geburtstag (für „DeutschlandRadio Berlin/Ortszeit“ vom 12. 11.2003)

VICTOR CHRISTOPH-CARL VON BÜLOW wurde heute vor 80 Jahren in Brandenburg an der Havel geboren: Als Sprössling einer alten preußischen Offiziersfamilie. Deren Familien-Chronik HUMOR – zumindest hauptberuflich – NICHT vorsah. Schon der junge Victor zeichnete gern. Und als Statist an der Stuttgarter Staatsoper bewies er später erstes schauspielerisches Geschick. Nach dem Zweiten Weltkrieg studiert er in Hamburg Malerei und Grafik. 1950 entstehen die ersten Karikaturen unter dem Pseudonym LORIOT.

Loriot wird durch seine Cartoons in den Illustrierten „Stern“ und „Quick“ bekannt. Und populär. Das in dieser Zeit entstandene Männchen mit der Knollennase gilt seitdem als sein Markenzeichen. Berühmt wird Loriot in den 70er Jahren über das Fernsehen. Zu einer Zeit also, da sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen selbst den Auftrag erteilte, „fröhliche Kultur“ unter das Fernsehvolk zu streuen. Die Badewannen-Typen Müller-Lüdenscheidt und Dr. Klöbner; der rebellische Opa Hoppenstedt; und Lotto-Gewinner Erwin Lindemann, der als Rentner mit dem Papst eine Herren-Boutique in Wuppertal aufzumachen beabsichtigt, werden zu Sketchklassikern. Ebenso wie d i e Herren, die sich in Restaurants mit einer Nudel im Gesicht oder in einer Zahnarztpraxis mit schiefhängenden Bildern blamieren. Loriot, das war und das ist: Das dünne Eis der großbürgerlichen westdeutschen Gesellschaft und: Die ironische Abrechnung mit der tragikomischen deutschen Seele.

Loriot, der Zeichner. Loriot, der Autor und Texter. Loriot, der Bühnenbildner. Loriot, der Liebhaber klassischer Musik und der Dirigent. Und: Loriot, der Schauspieler: 1961 war er in dem Hollywood—Kriegsfilm „Der längste Tag“ der Adjutant des Nazi-Generals Wolfgang Preiss. Schließlich auch Loriot, der Filmemacher. Mit seinen beiden Kinofilmen „Ödipussi“ (s. Kino-KRITIK) und „Pappa Ante Portas“ (s. Kino-KRITIK) begeisterte er Ende der 80er/Anfang der90er Jahre auch auf der großen Leinwand ein Millionen-Publikum. „Der deutsche Film ist angenehmer als eine Nase. Denn bei der durchschnittlichen Länge läuft er nur 90 Minuten“: Ein typischer Ausspruch des Adolf-Grimme- und Erich-Kästner-Preisträgers. Natürlich sind das nur zwei von vielen weiteren Auszeichnungen und Orden, die er bekommen hat. (Wie zum Beispiel auch den Karl-Valentin-Orden). Vom Fernsehen ist Loriot heute weg. Denn: „Ich will mich nicht selbst kopieren“, sagt er.

Wir gratulieren einem großen Komiker zum 80.

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