„LINCOLN“ von Steven Spielberg (USA 2011; B: Tony Kushner, in Teilen basierend auf dem Buch „Team of Rivals: The Political Genius of Abraham Lincoln“ von Doris Kearns Goodwin; K: Janusz Kaminski, M: John Williams; 150 Minuten; Start D: 24.01.2013); es war genau vor 148 Jahren, am 31. Januar 1865, als mit der Verankerung des 13. Zusatzartikels in der Verfassung der Vereinigten Staaten die Sklaverei im Lande offiziell abgeschafft wurde. Der Film handelt vom langen, mühseligen, opfervollen, taktischen Weg hin bis zu dieser historischen Abstimmung im amerikanischen Repräsentantenhaus. Erzählt vom Lebenswerk des 16.Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Abraham Lincoln (12. Februar 1809 – 15. April 1865). Blickt auf die letzten sechs Monate seiner Lebens- und Amtszeit. Beginnt mit den mörderischen Folgen durch den auf beiden Seiten sehr verlustreichen Bürgerkrieg. Der viele Opfer gefordert hat und immer noch fordert. Und dem verzweifelten Bemühen des Republikaners Lincoln und seiner Getreuen, vor der bevorstehenden Wiedervereinigung des Landes sein unbedingtes Ansinnen „durchzubekommen“, endlich die Vorherrschaft der weißen Bürger über die dunkelhäutigen Bürger „amtlich“ abzustellen. Dafür allerdings, um sich „dafür“ eine politische Mehrheit zu beschaffen, bedurfte es vieler Gespräche, andauernder Diskussionen, immensem Taktik-Verhalten, „inoffizieller“ Aktionen. Für sein großes und unbedingtes politisches Ziel musste sich Lincoln verbiegen, verbeugen, politisch wie menschlich „weit hinauslehnen“, um schließlich völlig erschöpft zu siegen. Um den Grundstein für die moderne USA und ihren Aufstieg zur Weltmacht im 20.Jahrhundert zu legen. Demokratie als hartes Ringen, mitunter üble Geschäftemacherei, mit den permanenten Hahnenkämpfen der politischen Alphatiere, der ständigen Trauer über diese Unvollkommenheit, dieses „unfertige“ Reglement „Demokratie“. Für DIE so viele Menschen sterben. Müssen? Abraham Lincoln war in den letzten Jahren des Öfteren amerikanisches Film-Thema: Robert Redford thematisierte seinen Film „Die Lincoln Verschwörung“ (s. KRITIK) rund um dessen Ermordung (mit Gerald Bestrom in einem Kurzauftritt als Lincoln); danach sorgte Regisseur Timur Bekmambetow in Hollywood für thematische Grusel- und Actionlaune in bzw. mit „Abraham Lincoln Vampirjäger“ (s. KRITIK / mit Benjamin Walker in der Hauptrolle); schließlich tauchte 2012 auch noch ein so genanntes „Mockbuster“-Movie, ein thematisches Trittbrettfahrer-Spektakel, auf, bei uns auf DVD/Blu-ray, mit dem Titel „Abraham Lincoln vs. Zombies“, inszeniert von Richard Schenkman (mit Bill Oberst Jr. in der Lincoln-Rolle). Lincoln ist also seit geraumer Zeit der Amis liebster Leinwand-Held. Der „Lincoln“ von Steven Spielberg ist allerdings alles andere als ein selbstbewusster, sich aufplusternder Leinwand-Held. Vielmehr präsentiert er sich als ein ob des schmerz- und opfervollen politischen Überzeugungsweges gebrochener, verzweifelter, natürlich in der Sache aber unnachgiebiger Landesherrscher. Der von seinem Willen und Handeln nicht abzulassen gedenkt. Koste es was es wolle. An Menschen und Geld. Bis das politische Ziel erreicht ist. Spielbergs Film ist historisch akkurat. Szenisch detailgetreu. Darstellerisch ungemein eindrucksvoll. Mit einem wieder einmal überwältigenden DANIEL DAY-LEWIS („Mein linker Fuß“; „There Will Be Blood“) in einem faszinierenden Titelpart, der ihm gewiss Ende nächsten Monats seinen (nach seinen Rollen in „Mein Linker Fuß“ und „There Will Be Blood“) dritten „Oscar“ einbringen wird. Aber: Auch der 55järige britische Ire (oder irische Brite) kann bei diesem ewigen Debattenfilm nicht fortwährend „spannend“ sein. So intensiv, reizvoll er sich auch in dem sensiblen Charakterbär Lincoln äußerlich wie innerlich maskenhaft präsentiert, so ermüdend wirken diese unendlichen langen, (zu) vielen Gespräche, Diskussionen, Wortduelle. Von zumeist – für uns – unbekannten (und auch, für uns, nicht identifizierbaren und schon gar nicht „film-interessanten“) Personen. Mit Ausnahme des einmal mehr phantastisch subversiven, „lauten“ Lincoln-Abgeordneten Thaddeus Stevens alias TOMMY LEE JONES. Der seine eigene Klasse- Performance hier abliefert (natürlich = „Oscar“-Nominierung). Ansonsten aber: Eine niveauvolle wie behäbige Müdigkeit breitet sich hier, bei diesem überlangen Abhandeln von „aktiver Politik“, aus. Das für gleich 12 „Oscars“ nominiert ist. Aber: „Danach“, in der aktuellen politischen USA-Betrachtung, kriegt der Film „richtige“ Brisanz. Und scheint auch „zu fruchten“. Betrachtet man den Rede-Auftritt vom amtierenden USA-Präsidenten Barack Obama am vergangenen Montag (21.1.2013). Anlässlich seiner zweiten öffentlichen Amtseinführungsrede. In Washington. Da hörte man ungewohnt kämpferische Töne. Gegenüber den „ewigen republikanischen Verhinderern“. Und Beleidigern. Obama, der ja nicht mehr wiedergewählt werden kann, scheint jetzt angriffslustig „in die politischen Vollen“ steigen zu wollen. Um in den Geschichtsbüchern als ein „Lincoln-Typ“ einzugehen. ? Jedenfalls ist der Steven Spielberg-Film geradezu eine „Aufforderung“ hierfür. Das gespaltene Land, die geteilten USA, endlich „auf Vordermann“ zu bringen. Wieder zu vereinen. Ohne Bürger-Krieg. Mit starker Überzeugung. Kraftvoll. Liberal. Energisch. Modern. Und durchaus auch mit „notwendigen Spielchen“. Hinter verschlossenen Türen. Siehe „Lincoln“. Wie Lügen, Drohungen, Taktierereien, Geheimdiplomatie. Das ganze Programm. „Tu es“, hört man es aus diesem doppelbödigen Film. „Ohne“ geht es ja nicht. Wie es die historischen Fakten nachhaltig beweisen. Unterstreichen. Übrigens – Abraham Lincoln war damals bekanntlich Republikaner. Und hatte es mit „aufsässigen“ Demokraten, allesamt Sklavenbefürwortern, zu tun. Heute ist es „drüben“ umgekehrt. Obama muss sich gegen sture Konservative und „definitive Waffenbefürworter“ stellen. Vielleicht nennt man ihn ja am Ende seiner Amtszeit Barack „Abraham“ Obama. Hofft sicherlich nicht nur Steven Spielberg (= 3 ½ PÖNIs). |
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