„LIEBE AUF DEN ERSTEN SCHLAG“ von Thomas Cailley (Co-B + R; Fr 2013; Co-B: Claude Le Pape; K: David Cailley; M: Lionel Flairs; 98 Minuten; Start D: 02.07.2015); der „Prix Louis Delluc“ ist – neben dem französischen „Oscar“, dem „César“- der namhafteste und bedeutendste französische Filmpreis. Der nach dem französischen Filmkritiker und Regisseur Louis Delluc (1890-1924) benannte Preis wird für „besondere künstlerische Aspekte“ vergeben, die sowohl das Autorenkino und den Publikumsgeschmack einbinden. Namhafte Filmemacher wie Jacques Tati („Die Ferien des Monsieur Hulot“), Henri-Georges Clouzot („Die Teuflischen“), Louis Malle („Fahrstuhl zum Schafott“), Francois Truffaut („Geraubte Küsse“), Constantin Costa-Gavras („Der unsichtbare Aufstand“) sowie – gleich dreimal – Alain Resnais (1966, 1993, 1997) bekamen die Auszeichnung. Seit dem Jahr 2000 ist die Kategorie „Bestes Erstlingswerk“ zugefügt worden. Im Vorjahr erhielt der 34-jährige THOMAS CAILLEY für seinen beim Cannes-Festival erstmals präsentierten Debütfilm „Les Combattants“, also „Die Kämpfer“, den „Prix Louis Delluc“, der bei uns mit „Liebe auf den ersten Schlag“ betitelt wurde. Zudem wurde der hervorragende Streifen auch mit dem „César“ für das „Beste Debüt“ prämiert. Ein voller Debüt-Erfolg. Schon mit seiner ironischen Interview-Ankündigung, sein Film sei eine Mischung aus „Casablanca“ und „Rambo“, war für genügend Neugier gesorgt. Wir befinden uns in Aquitanien, in einem kleinen Ort, an der südfranzösischen Atlantikküste. Arnaud (KÉVIN AZAIS) und Madeleine (ADÈLE HAENEL). Zwei Pole wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Er ein eher ruhiger 18-jähriger Bursche, der mit seinem Bruder Manu (Antoine Laurent) in diesem Sommer bemüht ist, nach dem Tod des Vaters den kleinen Tischlerei- Betrieb aufrecht zu halten. Sie, die Makroökonomie studiert hat, als ein weiblicher Tornado. Immer auf Hab-Acht-Stellung, mit dickem Haut-Panzer ausgestattet und immer sich am emotionalem Limit bewegend. Beim Laufen, Schwimmen. Argumentieren. Für sie ist der kommende Weltuntergang eine nicht mehr aufzuhaltende Tatsache. Demzufolge will sie „vorbereitet“ sein. In Physis und Timing. Meldet sich für ein militärisches „Schnupper-Camp“ an. In den heimischen Wäldern. Er folgt „der Kratzbürste“. Meldet sich ebenfalls an. Es fliegen die Fetzen. Romeo und Julia auf Hardcore. Bis sie sich absetzen. Bei einer nächtlichen Geländeübung. Um Wildnis „pur“ zu erleben. Um etwas zu suchen, von dem sie nicht wissen, was. Eigentlich. Genau. Die Kollision. Das Erwachsen-Werden. Von zwei spannenden jungen Menschen. Der Ruhige & die Rebellin. Sie testet „Möglichkeiten“ aus, er bleibt zurückhaltend. Eher sanft. Aber neugierig. Wie ist so jemand wie Madeleine? Geworden? Weshalb diese Unruhe? Diese viele Power? Ihre Welt besteht aus purer Energie. Er vermag zuzuhören. Beobachten. Zu verstehen. Bricht aus seiner gewollten Trägheit heraus. Um sie kennenzulernen. Die wahre Madeleine. Was für ein Gespür. Für die reizvolle Eigenwilligkeit eines ungewöhnlich-interessanten Paares. Die zu Verbündeten werden. Als es um ihre Partnerschaft und ums Überleben geht. Zwei – für uns – wunderbar unverbrauchte Gesichter und außergewöhnlich präsente neue Akteure im französischen Erlebniskino: KÉVIN AZAIS, ein sympathischer, unaufdringlicher Softi-Schlaks mit verhaltenen Emotionen; ADÈLE HAENEL, 2012 zum Europäischen „Shooting Star“ gekürt, als dynamische Furie mit der inneren Wut eines charmanten Vulkans. Und deshalb von Etwa-Lächeln gar nichts hält. Ihnen zu begegnen, ihnen zu folgen, von ihnen zu erfahren, bedeutet, einer ungemein erfrischenden, unkonventionellen, sehr humorig-menschelnden, einfühlsamen Komödie beizuwohnen. Wie es halt und oft die Franzosen unterhaltsam-ansprechend und auch als Debüt stimmig hinbekommen (= 3 ½ PÖNIs). |
|||