„DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND“ von Kevin Macdonald (GB 2006; 121 Minuten; Start D: 15.03.2007); der gleich mit seinem ersten Film – „Ein Tag im September“/1999 -, der die Geiselnahme während der Olympischen Spiele von München 1972 unter die Lupe nimmt, den „Oscar“ als „Bester Dokumentarfilm“ bekam. Danach drehte er das vielbeachtete, mehrfach ausgezeichnete Doku-Drama „Sturz ins Leere“ (GB/Fr 2003) um das Schicksal zwei britische Bergsteiger in den peruanischen Anden. Sein Autor-hier ist PETER MORGAN, der kürzlich mit seinem Drehbuch zu dem Stephen-Frears-Film „The Queen“ (mit der „Oscar“-prämierten Helen Mirren) viel Zuspruch + Lob bekam.
Beide begeben sich mit diesem neuen Film in AFRIKANISCHE VERGANGENHEIT: In Zeiten, als in Uganda, 1971, IDI AMIN die Macht übernahm. Der junge schottische Arzt Nicholas Garrigan kommt damals in diese Region, um zu helfen. Es ist reine Abenteuerlust, die den jungen Europäer hierher gebracht hat, wo er, in einer Mischung aus grandioser Naivität und missionarischem Tatendrang, als Entwicklungshelfer ein interessantes Betätigungsfeld/eine „spannende“ Herausforderung sucht. Als er zufällig auf Idi Amin trifft und den „großen General“ durch seine Unerschrockenheit beeindruckt, verabschiedet er sich aus dem Busch, um als Leibarzt und „Berater“ in dessen Hof-Nähe zu fungieren. Dabei (be-)merkt er lange Zeit nicht, wie dieser charismatische Führer herrscht und vollstreckt. Im Gegenteil: Viel zu lange ist er fasziniert/angetan von den Privilegien, lässt er sich blenden/verführen. Und so wie der Film eine äußerliche Wandlung durchzieht, vom anfänglich sonnendurchfluteten Reiz Afrikas hin zu den düsteren Blut-Räumen des Diktators, so entdeckt der junge Arzt fast schon zu spät, was wirklich um ihn herum/mit ihm selbst passiert. Muss erkennen, welch ein Schlächter-Monster sein jovialer Gönner in Wirklichkeit ist.
Ein sowohl inhaltlich wie darstellerisch aufregender, unter die Haut gehender Polit-Psycho-Thriller. Mit einem ÜBERRAGENDEN Hauptakteur: Mit dem heute 45-jährigen Texaner FOREST WHITAKER als Idi Amin. Whitaker zählt seit vielen Jahren zu den „unauffälligen“ Großen im Hollywood-Business. Seinen brillanten Durchbruch hatte er 1998 in dem Clint-Eastwood-Film „BIRD“ als Saxophon-Legende CHARLIE PARKER. In Cannes erhielt er dafür die „Goldene Palme“. Vorher machte er schon mit kleineren Auftritten in Filmen wie „Platoon“, „Good Morrning, Vietnam“ und „The Crying Game“ auf sich aufmerksam. Seit 1993 ist Forest Whitaker auch als Regisseur aktiv („Stripped“; „Waiting to Exhale – Warten auf Mr. Right“/1995; „Eine zweite Chance“, mit Sandra Bullock/1998), während er für seine Regie-Filme auch den jeweiligen Soundtrack produzierte, insgesamt über 12 Millionen Alben verkaufte und 14 „Grammy“-Nominierungen einheimste.
Hier nun sein vorläufiger DARSTELLERISCHER HÖHEPUNKT: Wie er diesen zwischen innerlicher Weinerlichkeit und exzessiver Grausamkeit auftretenden „afrikanischen Papa“ vorstellt/vorführt/mimt, ist ebenso mitreißend-überzeugend wie erschütternd-tiefgehend. Eine der großartigsten, spannendsten, ergreifendsten Schauspieler-Leistungen im aktuellen Kino. Sein Mitstreiter als naive, zwiespältige Arzt-Figur ist der Brite JAMES McAVOY; er trat neulich in „Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia“ in Erscheinung und hält hier „überzeugend-tapfer“ mit Whitaker mit.
Ein imposanter, kluger, außerordentlich SPANNENDER neuer Kinofilm (= 4 1/2 PÖNIs).