DER LETZTE AKT

FÜR diesen neuen Film spricht vieles:

DER LETZTE AKT“ von Barry Levinson (USA/Kanada 2014; B: Buck Henry, Michal Zebede; nach dem Roman „Die Demütigung“ von Philip Roth/2009; K: Adam Jandrup; M: Mercelo Zarvos; 107 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 7.11.2016).

Es ist Zufall, dass in dieser Zeit gleich zwei Filme nach Romanen von Philip Roth hierzulande Premiere haben. Während „Der letzte Akt“, Originaltitel: „The Humbling“, gleich beim Heim-Kino herauskommt, wird „Amerikanisches Idyll“ am Donnerstag, 17.11.2016 erst einmal im Kino präsentiert. Für die Freunde besserer Literatur-Adaptionen sind beide Filme ein gefundenes „Unterhaltungsfressen“.

1.) „DER LETZTE AKT“: Nach dem Roman „The Humbling“/“Die Demütigung“ des ewigen Literaturnobelpreisträger-Anwärters und „Pulitzer-Preisträgers“ PHILIP ROTH, Jahrgang 1933, erstveröffentlicht im November 2009; bei uns im Jahr darauf publiziert.

2.) Mit Filmen wie „American Diner“; „Tin Men“; natürlich „Good Morning, Vietnam“ (1987); natürlich „Rain Man“ („Oscar“ 1989); natürlich „Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“ (2000 = und heutzutage wieder so „Trump“-aktuell); und natürlich zuletzt mit „The Bay – Nach Angst kommt Panik“ (2012/s. Heimkino-KRITIK) hat sich der Drehbuch- Autor, Produzent und Regisseur BARRY LEVINSON, Jahrgang 1942, einen großen Namen in der Branche und in der Filmgeschichte gemacht.

3.) ER ist neben Robert De Niro einer der besten aktiven Schauspieler überhaupt: der am 25. April 1940 in New York geborene AL PACINO. Die aktuellen Filme des „Oscar“-Preisträgers („Der Duft der Frauen“) kommen bei uns schon lange bedauerlicherweise nicht mehr ins Kino, sondern werden gleich für das hiesige Heim-Kino auserkoren; so wie zuletzt, als sein Film „Mr. Collins‘ zweiter Frühling“ Ende August dort startete (s. Heimkino-KRITIK).

4.) SIE gilt als eine der spannendsten Frauen im amerikanischen Kino: GRETA GERWIG, geboren am 4. August 1983 im kalifornischen Sacramento. Die Drehbuch-Autorin, Regisseurin und Schauspielerin hat sich mit Rollen in den Filmen „Algebra in Love“; „Frances Ha“ (s. Kino-KRITIK); „Mistress America“ (s. Kino-KRITIK) und zuletzt „MAGGIE’S PLAN“ (s. Kino-KRITIK) einen imposanten Namen gemacht.

Mehr als genug Argumente, sich diesen intellektuellen Spaß anzuschauen. Der sich anfangs etwas zäh darbietet, bevor er lustvoll in die Vollen geht. „Er hatte seinen Zauber verloren“, lautet der erste Satz im Philip Roth-Roman. Er, das ist Simon Axler (AL PACINO). Seines Zeichens gealterter Bühnen-Star am Broadway, der merkt, dass mit ihm und seinem „Killer-Charisma“ etwas nicht mehr „stimmt“. Etwa Anzeichen von Demenz? Ist die Karriere „plötzlich“ vorüber? Erschrocken lässt sich Mr. Depressiv während einer Shakespeare-Aufführung effektvoll von der Bühne in den Orchestergraben fallen. Was ihn, nach einem Krankenhaus-Aufenthalt, in eine bessere Psychiatrie-Klinik bringt, wo ihn Dr. Farr (DYLAN BAKER) persönlich hegt und pflegt. Zurück in seinem Anwesen auf dem Land gelingt es ihm, Hemingway bei dem Versuch zu kopieren, sich per Gewehr nicht umzubringen. Also wird mit Dr. Farr weiter per Skype therapeutisch kommuniziert. Als dann aber die wesentlich jüngere Pegeen auftaucht (GRETA GERWIG), die Tochter von Freunden, die seit Kindheitstagen für ihn schwärmt und die eine „Auszeit“ als Lesbe zu nehmen beabsichtigt („Ich hatte seit 16 Jahren keinen Mann mehr“), kommt nicht nur sein Hormonhaushalt in Wallung: Simon lebt wieder „jung“ auf. Muss sich zwar mit ihren Eltern duellieren („Deine Tochter ist erwachsen“ / „Du bist antik“, lautet die herbe Antwort ihres Vaters), kann aber wieder mit seinem Leben planen. „Ich rette dein Leben“, lässt Pegeen verlauten, aber später auch: „Ich glaube, du hast die Lesbe noch nicht aus mir ‚rausgefickt“. Es wird amüsant. Auch dann beim Tierarzt.

Zumal sich auch noch eine Stalkerin (und Bekannte aus der Psychiatrie) bei ihm nicht abschütteln lässt und darauf besteht, dass er endlich ihren Ehemann umbringen soll. Und dann taucht auch die ehemalige schwarze Intim-Freundin von Pegeen auf, die sich inzwischen zum Mann hat operieren lassen. Und sie zurück-begehrt. Es wird kompliziert. In Sachen Gefühle und Ausbrüche. Wo man auch hinfühlt. Dazu: Nicht nur seine Nerven werden reichlich strapaziert, sondern zunehmend auch sein Geld-Beutel. Am Broadway würden sie ihn mit offenen Armen wieder empfangen, denn Publikum und Intendanz sind neugierig darauf, ob er denn auch wieder live von der Bühne springen würde. Sozusagen: Nervenkitzel pur oder: Shakespeares „König Lear“ in der physischen Vollendung. „Du bist speziell“, bestätigt Pegeen. Er weiß nicht: „Ich hab‘ so viel verpasst, selbst das Leben“.

Es ist ein Jammer, dass die seit Jahren überzeugendste AL PACINO-Performance nicht auf der großen Leinwand genüsslich-komisch zu genießen ist. ER als melancholischer Alters-Kobold „mit Rücken“ und Freak-Charme nimmt sich als Star-Chaot wunderbar selbstironisch auf die humorige Schippe. Ist grandios (mit seiner präzisen deutschen Dauerstimme: FRANK GLAUBRECHT) in Sachen Körpersprache und: Listig-lustvolles Denken und Empfinden vorführen. Die Charme-Energie des großen Al Pacino als blättriger Simon Axler ist grandios.

Partnerin GRETA GERWIG als bodenständige „Ich weiß was ich gerade will“-Pegeen spielt wunderbar selbstauftrumpfend und schräg-vital mit. Darf als Lebenselixier für den abbauenden Simon- Neurotiker viel ironische Medizin-Wirkung versprühen, bevor sich natürliche Abnutzungserscheinungen zeigen.

Demenz oder Nicht-Demenz, das ist hier die Liebes-Frage. Obs edler im Gemüt oder nicht, „Der letzte Akt“ ist auf jeden Fall ein höchst unterhaltsames Ganzheits-Vergnügen (= 4 PÖNIs).

Anbieter: „KSM“

Teilen mit: