„DAS LEBEN IST EIN LANGER, RUHIGER FLUSS“ von Étienne Chatiliez (B+R; Fr 1988; 90 Minuten; Start D: 01.12.1988); ist ein neuer, starker Film aus Frankreich.
Thema: Was passiert, wenn zwei Kinder aus zwei völlig unterschiedlichen Familien bei der Geburt von eine ebenso tückischen wie liebestollen Krankenschwester vertauscht wurden und nun nach 12 Jahren „umgetauscht“ werden sollen??? Natürlich können dabei die Gegensätze nicht größer sein.
Bei den Grosseilles geht es wüst zu. Man ist faul, schlampig, schmutzig und arbeitsscheu und findet das toll. Die Eltern und ihre fünf Gören leben am und im Müll. Ganz anders dagegen die siebenköpfige Familie der Le Quesnoy. Bei denen ist alles sauber, geordnet und wohlanständig. Die Eltern reden sich noch mit „Sie“ an und. wissen selbst „Schicksalsschläge“ überlegt zu erklären. Die „vertauschten“ Kinder Momo und Bernadette wechseln Heim und Eltern. Und siehe da: die selbst formulierten geistigen und moralischen Lebensgrundsätze heben sich langsam aber sicher auf. Gemüter wie Ideale werden in ihren Grundfesten erschüttert.
Der Witz steckt schon im feinen ironischen Titel. „Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluß“? Denkste. Das genaue Gegenteil ist angesagt.
Hektische Betriebsamkeit und ordinäre Spielregeln bestimmen die Szenerie. Man hechelt und heuchelt nach Belieben. Eine wunderbar schwarze Komödie, die viel mit Chabrol und seinem bekannten und beliebten Bourgeoisie-Spott zu tun hat, die aber auch die Gegenseite derb verulkt. Niemand wird hier verschont, Parteinahme ist nicht. In Frankreich waren über 3 Millionen Besucher in diesem Sommer von dieser tollen Frechheit angetan. „Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluß“ ist bissig, hinterfotzig, gemein und dabei sehr menschelnd.(= 4 ½ PÖNIs).