PÖNIs: (2/5)
„LE MANS 66 – GEGEN JEDE CHANCE“ von James Mangold (Co-B + R; nach der Biographie „Go Like Hell: Ford, Ferrari, and Their Battle for Speed and Glory at Le Mans“ von A. J. Baime/2009; USA 2018; Co-B: Jez Butterworth, John-Henry Butterworth, Jason Keller; K: Phedon Papamichael; M: Marco Beltrami; 153 Minuten; deutscher Kino-Start: 14.11.2019); ärgerlich.
1.) Neben Boxen ist der Autorennsport unanständig. Wie wir heute wissen – auch hochgradig umweltschädlich.
2.) Was kann der Film dafür, der ja auf Begebenheiten von anno dunnemals basiert? Auf Tatsachen, die sich im Zusammenhang mit dem 24 Stunden-Rennen von Le Mans 1966 abspielten? Antwort: In bzw. mit seinem „HERO“-Getue um Autos und Macho-Rennfahrer braucht man ihn heute nicht. Es sei denn, der US-Präsident heißt TRUMP.
3.) Von wegen der – auf heute anzuwendenden – politischen Dimension. Worum geht‘s? Amerika hatte fertig. Damals. Bei FORD. Die Verkaufszahlen sinken. Enorm. Also bestimmt der Ober-Ford, Henry Ford II. (brillant: TRACY LETTS), ab sofort in den Rennsport zu investieren. Ziel: „Damit“ mal das legendäre Le Mans-Rennen zu gewinnen. Um das Image aufzupolieren. Und: Um die Vormacht des verhassten Italieners Enzo Ferrari (REMO GIRONE) mit seinen exzellenten Sportwagen zu brechen.
4.) Genüsslich sehen wir „Italien“ langsam, aber sicher abkotzen. Wir, die Amis, signalisiert der Film, können auch DIE: besiegen. Diese europäischen Stinkstiefel.
5.) Also lässt Regisseur JAMES MANGOLD die altbekannte Story von der Letztlich-Doch-Übermacht USA gegenüber Konkurrenten einlullend heraus. Eine simple politische, aber heute höchst aktuelle Ami-Narretei. Für gestrig, für heute, für immer und ewig: America first. The Winner … forever. FUCK EUROPA.
6.) Es dröhnt. Auf die Dauer-Gas-Tube-Drücken, lautet das Motto. Bis zum Anschlag. Das ist natürlich keineswegs abendfüllend. Also werden die Stars Matt Damon („Jason Bourne“), als ehemaliger Rennfahrer Carroll Shelby, und „Oscar“-Hero CHRISTIAN BALE („The Fighter“) als exzentrischer wie begnadeter Rennfahrer Ken Miles eingebunden. (Für „Vice“ hatte Bale neulich viel zugenommen, hier mussten innerhalb eines Vierteljahres gut 35 Kilo wieder runter.)
7.) Die müssen sich erst kennen- und riechen-lernen. Was dauert. Zwischendurch immer und immer und immer … wieder: Rennautos bewegen. Der Arschloch-Typ des Films stammt aus dem Hause Ford, flüstert dem Chef immer schleimend Blödheiten ins Ohr, heißt Leo Beebe und wird von JOSH LUCAS („Red Dog“) „08/15“-blöd gespielt. Meilen gegen den Wind erkennt jeder, was der für eine intrigante Manager-Schlampe ist, doch unter den Leinwand-Beteiligten kaum jemand. Lange Zeit. Simples Hollywood eben.
8.) Immerhin: JAMES MANGOLD. Immerhin stammen von ihm: „Walk The Line“, der Johnny Cash-Hit (2005; s. Kino-KRITIK); „Todeszug nach Yuma“ (auch mit Christian Bale/2007/s. Kino-KRITIK) und die beiden „Wolverine“-Abenteuer mit Hugh Jackman („Der Weg des Kriegers“/s. Kino-KRITIK und „Logan“/s. Kino-KRITIK), also ein Genre-Könner vor dem Herrn. Hier aber vermag er mit diesem rasanten Dauer-Technik-Gefummel – Schalte an, Gashebel runter – und dazu mit dem mimisch zig-male übertreibenden 45-jährigen mageren, hageren Christian Bale wenig Spaß, sondern nur plumpe Rasanz zu verbreiten. Die mit insgesamt 153 Minuten zudem viel zu lang(e) geraten ist.
9.) Das-hier ist kein Starkstrom-Entertainment, sondern zieht sich hin über die vorhersehbaren Runden. Ist, ausgestattet mit einer nur mäßigen Unterhaltungsbatterie, eine nur stotternde Verbrennungsmotor-Show (= 2 PÖNIs).