DIE KUNST ZU GEWINNEN – MONEYBALL

„DIE KUNST ZU GEWINNEN – MONEYBALL“ von Bennett Miller (USA 2010; B: Steven Zaillian, Aaron Sorkin, Stan Chervin; K: Wally Pfister; M: Mychael Danna; 133 Minuten; deutscher Kino-Start: 02.02.2012); die Idee ist reizvoll (und wäre derzeit, Ende Januar 2012, für den Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC zum Beispiel eine Wohltat): Angenommen, es gäbe eine mathematische Möglichkeit, ein Spiel, ein sportliches Duell, vorher so „auszurechnen“, dass ein Erfolg mehr als wahrscheinlich ist. So geschehen in den Baseball-verrückten USA, wo sich 2002 ein ehemaliger Baseball-Star und Jetzt-Manager des Baseball-Erstliga-Teams von Oakland („Oakland Athletics“) mit einem cleveren Yale-Absolventen aus Geldnotgründen zusammentat, um anhand von Bewertungsdaten und Computerstatistiken ein neues Team zusammenzustellen. Und nicht nach der gewohnten, bisherigen Methode, „Den gegen Den“ einfach auszutauschen. Wie „der Markt“ und der eigene Etat es halt hergeben. Stattdessen wurden plötzlich vermeintliche „Loser“, ausgemusterte ältere Spieler oder angebliche Anti-Team-Player engagiert. Natürlich stoßen die beiden, der Manager und der junge Wirtschaftswissenschaftler, auf immense Widerstände. Doch als sich ihr Konzept schließlich annähernd bewährt, löst(e) das „eine Revolution“ in der Baseballwelt der USA aus. Gedanklich wie konkret.

Die Story ist wahr. Der amerikanische Publizist und Wirtschaftsjournalist Michael Lewis veröffentlichte sie 2003 in seinem Roman „Moneyball: The Art of Winning An Unfair Game“, und der bildet jetzt die Grundlage für diesen packenden Streifen. DER rein vom Sport her für uns hier ziemlich uninteressant ist und bleibt. Die Regeln kennen wir hier nicht. Oder kaum. „Brennball“ war einst mal in der Schule ein Kurzvergnügen, „tauchte“ dann aber danach nicht mehr auf. Doch „Moneyball“ ist kein reiner Sportfilm. Sondern mehr ein Wirtschaftsthriller. Es geht nicht um den „amerikanischen Traum“ einer Durchschnittsmannschaft, die plötzlich zum Überflieger wird, sondern um das beharrliche Ringen zweier „Revoluzzer“ um Änderungen/Veränderungen. Im Routine-Alltag des Sports. Wo die Geschäfte wie gehabt getätigt werden und ein Umdenken nicht „gestattet“ ist. Eigentlich. Und wo es zugeht wie auf einem Sklavenmarkt. Spieler können jederzeit „umgesetzt“, transferiert werden. Werden wie „Vieh“ angeboten, verscherbelt, „umgebucht“. Und dürfen dies stoisch ertragen. Wollen sie weiterhin „dazugehören“. Eine kritische Note, die wir hier in Europa vielleicht „deutlicher“ wahrnehmen als es „Denen drüben“ überhaupt bewusst ist. Denn im Film wird dies „wie selbstverständlich“ be- bzw. abgehandelt. Kaufen und verkaufen. Jederzeit. Das gewohnte System. Das es „am Rechner“ auszuhebeln gilt.

Eine erstklassige wie namhafte Crew war hier am Werk. Vor wie hinter der Kamera. So dass die 7-fache „Oscar“-Nominierung (darunter als „Bester Film“ und für BRAD PITT als „Bester Hauptdarsteller“) nicht verwundert. Das Drehbuch stammt vom Dramatiker STAN CHERVIN sowie vom „Oscar“-Preisträger STEVEN ZAILLIAN („Schindlers Liste“; neulich „Verblendung“) sowie vom „Oscar“-Preisträger AARON SORKIN („The Social Network“). Für die „inspirierende“ Kamera war WALLY PFISTER zuständig, der einen „Oscar“ für seine brillanten Bilder in Christopher Nolans Meisterstück „Inception“ zugesprochen bekam. Regisseur BENNETT MILLER, New Yorker vom Jahrgang 1966, gelang bekanntlich gleich mit seinem zweiten Kinofilm „Capote“ 2005 ein Glanzstück. Für das er mit einer „Oscar“-Nominierung bedacht wurde, während PHILIP SEYMOUR HOFFMAN den Darsteller-„Oscar“ abräumte. Hoffman ist auch hier wieder mit von der heißen Ball-Party, tritt aber nur als „unangenehmer“ Trainer-Stichwortgeber für BRAD PITT auf. Der als Manager einen exzellenten Part als sturer, besessener „Störenfried“ absolviert. Den Blickfang-„Ruhm“ aber schöpft hier der füllige JONAH HILL als intellektuelles Mathe-Genie ab. Der die Zeichen der Computer-Zeit auch für diesen streng reglementierten (Ami-)Sport erkannt hat und vehement wie leidenschaftlich durchsetzen möchte. Als stets korrekt gekleideter Zahlenjongleur sorgt er für die mimischen Pointen hier. Der 28-jährige, der über die „robusten Herrenkomödien“ „Beim ersten Mal“, „Superbad“ und „Männertrip“ populär wurde, darf hier erstmals als „kluger Charakter“ vortreten und bekam dafür auch sogleich eine „Oscar“-Nominierung.

„Moneyball“, was für ein zutreffender Titel, zählt zu den derzeit besseren, interessanten Unterhaltungsangeboten „von“ Hollywood (= 4 PÖNIs).

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