Kunst des negativen Denkens Kritik

DIE KUNST DES NEGATIVEN DENKENS“ von Brad Breien (B+R; Norwegen 2006; 79 Minuten; Start D: 18.09.2008); ja, ja, die Norweger und ihr schwarzhumoriges Anarcho–Potenzial (siehe vor geraumer Zeit z.B. “Elling“, deren Produzenten hier mitmischten). So was wie “Einer flog über das Kuckucksnest“ an einem Abend/in einer Nacht/dann am Morgen in einem “überschaubaren“ Haus. Wo der seit einem Unfall querschnittsgelähmte 33jährige Geirr lebt.

Den Schmerz über seine eingeschränkte Mobilität und Impotenz betäubt der Neu-Zyniker in Alkohol und mit Joints. Außerdem sieht er sich fortan apokalyptische Kriegsfilme und hört sich Johnny-Cash-Schallplatten an. Um ihre Ehe zu retten, lädt seine Ehefrau Ingvild seine Therapeutin mitsamt ihrer Gruppe, bestehend aus 4 Behinderten, ein. Dort ist man darauf getrimmt, das Schicksal immer “positiv“ zu betrachten bzw. zu erklären. Was Geirr ausrasten lässt und was für zünftige emotionale Kriegsstimmung im Häusle sorgt. Motto: Gegen Psycho-Phrasen, gegen dieses Unter-die-Decke-Kehren von wahren Gefühlen, Gedanken und Problemen, gegen die gutgemeinte Bevormundung, gegen die offensichtliche Heuchelei, gegen diese einstudierten Binsenwahrheiten.

Jeder “pustet“ sich quasi in dieser Ereignis-Nacht voll aus, darf sich seelisch auf- und ausblättern, was schließlich zu einer völligen Selbstreinigung und Neuorientierung mit- und untereinander führt.

Eine, wie es im Werbeslogan vom Verleih heißt, “Feelbad-Komödie“. Also das genaue Gegenteil von “Happy Go Lucky“, gegen alles Positiv-Denken-Dogma, als hintergründige Frontalattacke gegen alle Zwangsoptimisten dieser Welt. Mit ebenso boshafter wie vorhersehbarer Brachial-Kritik als heikle Balance: Brad Breien macht sich lustig, denunziert dabei aber nicht. Und, wir lernen: Behinderte sind keine braven Opfer-Lämmer, sondern können genauso fies, verlogen und egoistisch sein wie alle Anderen auch. Ein schräg-böser Vorschlaghammer-Psycho-Film. Mitunter vorhersehbar, dabei interessant geschmackswackelnd, dabei aber auch “fein“-schräg-überkandidelt.

Niemand ist “definitiv“ perfekt, das gibt es gar nicht, signalisiert dieser spannende Außenseiter-Schock, im Gegenteil: Man kann durchaus auch übel gelaunt, sarkastisch, bissig und voller triefendem Selbstmitleid durchs Leben düsen, auch dies ist letztlich nur allzu radikal-menschlich-verständlich (= 3 ½ PÖNIs).

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