Kleine Wunder in Athen Kritik

KLEINE WUNDER IN ATHEN“ von Filippos Tsitos (Co-B+R; D/Griechenland 2009; 103 Minuten; Start D: 22.07.2010); um es gleich vorweg zu sagen – dieser Film des 1966 in Athen geborenen und seit 1991 in Berlin lebenden Filmemachers IST EINE PERLE. Ist einer WUNDERBARE, unverhoffte ENTDECKUNG. Es ist so, als würde man heute Jim Jarmusch („Stranger Than Paradise“) und Aki Kaurismäki („Das Leben der Bohéme“) geballt in einem phantastischen Talent erblicken. Deshalb gleich an den Kritik-Beginn gestellt: WENN SIE SICH DIESEN FILM ENTGEHEN LASSEN, ENTGEHT IHNEN (SEHR) VIEL!!!!!

„Akadimia Platonos“, so der Originaltitel, erfüllt mit menschlicher, ironischer, lakonischer Begeisterung. Der beim letztjährigen Locarno-Festival erstaufgeführte Streifen blickt auf einen „merkwürdigen“ Platz im etwas „danebenliegenden“ Athener Viertel Akadimia Platonos. Hier vertreiben sich vier in die Jahre gekommene Ladenbesitzer-Kumpels die meiste Zeit damit, dem Leben „zuzuschauen“. Man hat kaum Kunden, also sitzt man gemeinsam vor der Tür. Trinkt, palavert über dies und das, hört Rock-Musik von Status Quo oder AC/DC, sieht gelassen zu, wie gegenüber Chinesen eifrig an einer Ladeneröffnung ackern (wie viele sind es überhaupt?; die Wetten laufen zwischen 12 und 15) und höhnt über „DIE ALBANER“, diese „merkwürdigen“ Gastarbeiter-„Eindringlinge“. DIE nun ausgerechnet hier, an ihrem tollen Platz, der für sie regelmäßig auch für ein Fußballmatch gut ist (2 gegen 2), im Auftrage des Präfekten (oder von wem auch immer) ein Denkmal für die „Interkulturelle Solidarität“ errichten wollen, sollen. Empörung und nächtlicher Widerstand sind enorm. Stavros (ANTONIS KAFETZOPOULOS) ist der Anführer der Truppe. Der geschiedene Fünfziger hat viel mit Abhängen und Mama-Pflege zu tun. Die betagte Dame ist dement und lebt plötzlich SO RICHTIG AUF, als ihr zufällig Marenglen über den Weg läuft. Ein albanischer Handwerker. Plötzlich ist Mama putzmunter, spricht sogar laut und vernehmlich fließend albanisch und bezeichnet Marenglen (was von der Zusammenziehung von „Marx, Engels, Lenin“ stammt) als verlorenen Sohn. Stavros ist geschockt. Hat ER etwa albanische Wurzeln? Das gibt es doch gar nicht. Die Freunde gehen auch schon auf Distanz. Und der Nachbar-Hund „Patriot“, der immer nur anschlägt, wenn Albaner in der Nähe sind, fängt nun auch bei Stavros an zu bellen.

Das soll es sein. Vom Inhalt dieser herrlichen, süffisanten, beeindruckenden, köstlich unterhaltsamen griechischen Multi-Kulti-International-Komödie. Die vor allem von den vier grandiosen Kinder-Männer-Typen lebt, von ihrer amüsanten Gestik, von ihren lakonischen Bewegungen, von ihrem pointierten Ausdruck. Und von der tragikomischen Situationskomik. Viel muß hier gar nicht gesprochen werden, es ist diese wunderbare lakonische Überfülle an feinen zweideutigen Gedanken, Begebenheiten, Slapstick-Posen. Mit denen SO VIEL intelligentes, amüsantes Menschen-Vergnügen angerichtet, erreicht wird. Nach seinem (im Berlinale-Wettbewerb von 2001 gelaufenen) Debütfilm „My Sweet Home“ ist dies erst der 2. Kinospielfilm von FILIPPOS TSITOS, der an der Berliner Filmakademie Regie studierte und 1995 für seinen Kurzfilm „Parlez-Moi D´Amour“ den „Deutschen Kurzfilmpreis in Gold“ bekam. Was für eine „komische“ Begabung. Mit diesem leisen, skurrilen, sensiblen Lächel- Werk über den „Stolz der Griechen“ hat er ein kleines Meisterwerk geschaffen. Denn wir spüren verblüffend – Griechen sind WIR letztlich ALLE. Denn es sage mir keiner, in „Kleine Wunder in Athen“ würde sich niemand wiedererkennen…..von wegen. Der Film ist toll. Leise, sensibel, zärtlich, durchtrieben. Geradezu superb-witzig. Einfach köstlich, aber das sagte ich ja bereits…..als brillant-unterhaltsame Verständigungs-Hymne. Ansehen, Einatmen, klug Wohlfühlen. Meine Güte, wie wunderbar! (= 4 ½ PÖNIs).

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