PÖNIs: (4/5)
„KAFFEE MIT MILCH UND STRESS“ von Dome Karukoski (Co-B + R; Finnland 2013; Co-B: Tuomas Kyrö; nach seinem Roman „Mielensäpahoittaja“ von 2010; K: Pini Hellstedt; M: Hilmar Örn Hilmarsson; 104 Minuten; deutscher Kino-Start: 21.12.2017); inmitten des breiten Gebrülls des Blockbuster-Kinos (momentan: „Star Wars 8“) zeigen sich am Kino-Rand immer wieder kleine feine Entdeckungen. Zum Beispiel aus Skandinavien. Erst kürzlich lief dort „Tom of Finnland“ von Dome Karukoski (s. Kino-KRITIK), jetzt hat es sein Film-Vorläufer auch dorthin geschafft: dabei handelt es sich immerhin um den erfolgreichsten finnischen Kinofilm des Kinojahrgangs 2014. Dessen exotischer Originaltitel lautet: „MIELENSÄPAHOITTAJA“. Dieser Titel ist ein Name und stammt vom finnischen Schriftsteller und hiesigen Drehbuch-Autor TUOMAS KYRÖ, der unter diesem Titel 2010 ein Buch veröffentlichte. Tuomas Kyrö erfand unter diesem Titel einen Typen, einen fiktiven Charakter, der an Ämter und öffentliche Stellen permanent Beschwerdebriefe schreibt.
Im Film von Dome Karukoski hat der Alte, um den es geht, gar keinen Namen, sondern ist ein störrischer Alter. Ein ewiger Grantler. Gespielt von ANTTI LITJA. Der lebt einsam in seinem – einst selbstgebauten – finnischen Holzhaus inmitten schöner Landschaft und ist „sauer“ auf diese heutige Welt. Die Vergangenheit, ja, die hatte noch was. Aber diese vielen Veränderungen … geh‘ mir doch weg. Schimpft der Alte. Dessen Frau („Die Alte“) sich dement im Pflegeheim befindet. Einzig sein roter Ford Escort, Baujahr 1972, ist ihm geblieben. Als er auf der Kellertreppe stürzt und sich einen Bänderriss zuzieht, muss er in die Stadt ziehen. Zur Familie seines Sohnes. Was natürlich so einiges an „Auswirkungen“ mit sich bringt. Und mehr. Für alle Beteiligten.
Es folgt ein Film, den man jetzt gut und gern überschreiben mag mit dem Titel „Der Alte, der sich über Sachen aufregt“. Denn das moderne Leben mit all seinen großen wie kleinen Errungenschaften bzw. technischen Zutaten (wie zum Beispiel Filter-Kaffee „herstellen“) ist ihm zuwider. Auch dass Frau Auto fährt und Sohn nicht einmal weiß, wie man einen Baum richtig fällt, geht ihm gegen den Strich. Kurzum: Der Alte ist ein miesepetriger „fröhlicher“ Polterer mit Orkan-Stärke und politischem Unkorrektheits-Charme. Die patente Schwiegertochter jedenfalls mag sich einiges anhören. Müssen. Was zu folgender Erkenntnis führt: „Ich sag dir, die Frauen sind anders böse als die Männer. Die schweigen so zornig als würden sie laut schreien“. Köstlich. Und wie soll’s bloß weitergehen? Inmitten dieses zunehmend aus dem Ruder laufenden Duells der Geschlechter und der Generationen? Und was ist, wenn Unser-Einer auch mal alt und etwa SO wird?
Ein kleine Perle von speziellem Kino. Herrlich irre-witzig, von skurrilem Personal durchsetzt, mit viel verschrobener Un-Ordnung. Ein wunderbar anderes Kino-Vergnügen (= 4 PÖNIs).