Kästner verfilmt
VIDEO-TIPS für „DeutschlandRadio Berlin“ und „Radio B 2″(19.06.1995)
Kein geringerer als Billy Wilder gehörte 1931 mit zum Autoren-Trio, das das Drehbuch zum Film „EMIL UND DIE DETEKTIVE“ schrieb. Regisseur Gerhard Lamprecht inszenierte danach den berühmten Kinderfilm-Klassiker.
Auf der Fahrt zu seiner Großmutter in Berlin wird Emil aus Neustadt die Barschaft von 140 Mark geklaut. Am Bahnhof Zoo angekommen, bekommt der Junge erste Hilfe. Eine pfiffige Gören-Bande jagt den Dieb: Herrn Grundeis.
Der mit viel Berlin-Kolorit ausgestattete Streifen ist auch heute noch ein atmosphärischer, spannender Kinderfilm. Von den Darstellern bleibt Fritz Rasp als dämonischer Schurke unvergessen.
1950 war der Roman-Autor höchstpersönlich auch der Kommentator und Motor für die Verfilmung von „DAS DOPPELTE LOTTCHEN„. 11jährige Zwillingsschwestern begegnen sich zufällig in einem Kinderheim. Durch die Scheidung der Eltern wurden sie einst früh getrennt. Nun spinnen sie eine heiter-listige Intrige, um Vater und Mutter wieder zu vereinen. „Das doppelte Lottchen“ von Josef von Baky entspricht in vielem dem um Ruhe und Frieden bemühten Zeitgeist jener Jahre. In den Kinder-Hauptrollen: Die Schwestern Jutta und Isa Günther.
„PÜNKTCHEN UND ANTON“ realisierte Thomas Engel 1953 in einer deutsch-österreichischen Co-Produktion. Auch hier das Thema: Die Freundschaft und Solidarität der Jugend in einer oberflächlichen Erwachsenenwelt.
Das Mädchen Pünktchen stammt aus reichem Hause und mag den „armen“ Anton. Als der in der Klemme sitzt, geht sie zu seinem Lehrer und klärt ihn auf. Die Freundschaft wird noch auf harte Proben gestellt, aber sie bewährt sich. Sabine Eggerth und Peter Feldt spielen die kleinen Helden in diesem hintergründigen Familienfilm.
Zu den berühmtesten Kästner-Romanen zählt „DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER„. Die gleichnamige Verfilmung von 1954 von Kurt Hoffmann gehört zu den überzeugendsten deutschen Filmen der 50er Jahre. Unsentimental und humorvoll wird von den privaten wie schulischen Abenteuern einer Seminarklasse erzählt. Im guten Ensemble spielen u.a. die Kinder Michael Verhoeven und Peter Kraus mit.
Zu den unterhaltsamsten „erwachsenen“ Lustspielfilmen nach Erich Kästner zählt die 1955 entstandene österreichische Produktion um „DREI MÄNNER IM SCHNEE„. Ein reicher Fabrikdirektor ist, ganz im Sinne von Kästner, Kind geblieben. Sein neuester Streich folgt dem Motto: Kleider machen Leute. In einem Ferienhotel wird aus ‚Reich‘ arm. Und umgekehrt. Das führt zu höchst komischen Verwechslungen.
Paul Dahlke und Claus Biederstaedt sowie Günter Lüders sind die Hauptakteure in einem ironischen wie melancholischen Stoff und Film.
Schließlich: Ein deutscher Zeichentrickfilm nach Kästner. „DIE KONFERENZ DER TIERE“ schuf 1969 ein Team um Curt Linda. Thema: Da auf die Menschen in Sachen Frieden auf dieser Erde kein Verlass mehr ist, beschließen die Tiere einzugreifen. „Die Konferenz der Tiere“ ist ein ebenso phantasievoller wie politisch kluger und leider auch immer noch sehr aktueller Film.