DAS KABINETT DES DR. PARNASSUS

DAS KABINETT DES DR. PARNASSUS“ von Terry Gilliam (Co-B+R; USA 2007/2008; 122 Minuten; Start D: 07.01.2010); der 69jährige Brite Terry Gilliam war einst Mitbegründer der legendären Anarcho-Komiker-Gruppe „Monty Python“, drehte mit dieser die 4 Streifen „Die Ritter der Kokosnuß“ (1975), „Jabberwocky“ (1977), „Das Leben des Brian“ (1979) sowie „Der Sinn des Lebens“ (1983). Von Gilliam stammen außerdem die Filme „Time Bandits“ (1981), das als KULTFILM eingestufte ambitionierte „Orwell“-Werk „BRAZIL“ (1985/mit Robert De Niro), wo es um die Machenschaften eines paranoiden Überwachungsstaates geht, sowie „König der Fischer“ (1991/mit Jeff Bridges + Robin Williams) und „12 Monkeys“ (1995/mit Bruce Willis + dem damals noch vergleichsweise unbekannten Brad Pitt). Außerdem schuf er die Filme „Die Abenteuer des Baron Münchhausen“ (1988), „Fear and Lothing in Las Vegas“ (1998), „Brothers Grimm“ und „Tideland“ (beide von 2005). Gilliam ist wegen seiner „politischen Heiterkeit“, wegen seiner „exzentrischen Ideen-Vielfalt und speziellen Visualität“ bei Hollywood-Produzenten nicht beliebt, so daß geplante Projekte (mit Stars, die zugesagt hatten) nicht verwirklicht werden konnten. (Terry Gilliam war z.B. einer der Wunschkandidaten von Joanne K. Rowling als Regisseur für die Verfilmung ihrer Harry-Potter-Romane). Oder er hatte üble Schicksalsschläge zu verdauen, die schon angelaufene Produktionen zunichte machten („The Man Who Killed Don Quixote“/2000; mit Johnny Depp und Jean Rochefort, der schwer erkrankte und aussteigen mußte, woraufhin die Dreharbeiten abgebrochen wurden).

Und auch bei seinem neuesten Film waren Gilliam „die Götter“ nicht hold. Nachdem die Dreharbeiten für die 30 Millionen-Dollar-Produktion im Dezember 2007 in London begannen, verstarb Mit-Hauptakteur HEATH LEDGER, Posthum-„Oscar“-Preisträger 2009 für seinen faszinierenden Auftritt als „Joker“ in „The Dark Knight“, am 22. Januar 2008 während eines Zwischenaufenthalts in New York. Was den Abbruch der Dreharbeiten zur Folge hatte. Nachdem das Drehbuch umgeschrieben wurde, konnte im März 2008 weitergedreht werden. Mit den drei „Ersatzdarstellern“ Jude Law, Collin Farrel + Johnny Depp in den noch fehlenden Ledger-Szenen.

Herausgekommen ist ein inhaltlich „merkwürdiger“, visuell vielschichtiger, phantasievoller Stoff. Um eine abgehalfterte Schaustellertruppe, die in einer trostlosen Gegend am Londoner Themse-Ufer heute mehr schlecht als recht haust. Irgendwie wirken die „Artisten“ wie Gestalten aus einer anderen, längst vergangenen Mystery-Welt. In ihrem „unmodernen“, seltsamen Gehabe und Getue. Zudem hat ihr alter Boß, jener Dr. Parnassus“ (CHRISTOPHER PLUMMER), ziemliche Schwierigkeiten, hat er doch einst direkt mit dem Teufel einen Pakt geschlossen: Die Seele seiner hübschen Tochter Valentina (LILY COLE) wird zu ihrem 16. Geburtstag an den diabolischen Mr. Nick (TOM WAITS) übergehen. Da ist es gut, daß gerade Toby (HEATH LEDGER) auftaucht. Leblos hängt er mit einem Seil um den Hals an einer Brücke, doch er wird von den „Künstlern“ gerettet, aufgenommen, aufgepeppelt. Und er revanchiert sich, sorgt für neuen Show-Auftrieb, läßt die Kassen durch vorwiegend weibliche Interessenten erheblich klingeln. Während Dottore Parnassus bemüht ist, „Ersatz“-Seelen für sein Töchterlein aufzutreiben…..

So klar, so glatt, so überschaubar wie geschildert, laufen die Geschehnisse hier allerdings nicht ab. Gilliams Film ist vorwiegend absurd-wirr bis konfus, dafür aber bilderstark, und in seinen Haupt- wie Nebenfiguren viel zu negativ, also uninteressant besetzt. Bei der kürzlichen Münchner Premiere hieß es, dies sei „ein Kinderfilm für Erwachsene“, „am besten für nicht ganz nüchterne Erwachsene“. Na ja. Jedenfalls wird uns HEATH LEDGER nicht über dieses insgesamt flache, bemühte, kompliziert-langweilige Terry-Gilliam-Fantasy-Durcheinander in guter Erinnerung bleiben, sondern natürlich über seine besseren Filme wie „Brokeback Mountain“ (2005) und natürlich vor allem „The Dark Knight“. Dies hier ist „nur“ sein letzter Film, in dem er „etwas“ mitspielte. Und der gute Terry Gilliam hat mal wieder riesiges Pech gehabt (= schwache 3 PÖNIs).

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