DER JUNGE IM GESTREIFTEN PYJAMA

DER JUNGE IM GESTREIFTEN PYJAMA““ von Mark Herman (B+R/GB/USA 2008; Start D: 07.05.2009); einem britischen Filmemacher, der nach einem Graphikdesign-Studium von 1983 bis 1986 in London Film studierte. Sein erster Spielfilm war 1991 die Verwechslungskomödie „Irren ist mörderisch“ („Blame It On The Bellboy“), mit Dudley Moore und Bryan Brown. Seine beiden international bekanntesten Filme sind die vielgepriesene sozialkritische Bergarbeiterkomödie „Brassed Off – Mit Pauken und Trompeten“ (1996) sowie die Adaption des Erfolgsmusicals „Little Voice“ (1998; mit Jane Horrocks, Brenda Blethyn und Michael Caine). „Der Junge im gestreiften Pyjama“ ist ein Buch des irischen Schriftstellers JOHN BOYNE aus dem Jahr 2006.

Es handelt vom 8jährigen Bruno, dessen Vater Offizier der SS ist und Anfang der 40er Jahre von Berlin aus in/an einen Ort namens „Aus-Wisch“ (Auschwitz) geschickt wird. Bruno ist zu jung, um die Tragödie dieses Ortes zu begreifen. Von Langeweile und Neugier getrieben, schlägt er die Anweisungen seiner Mutter in den Wind, er solle auf keinen Fall den Garten und den Wald hinter dem Haus erkunden. Er schleicht sich heimlich zu einer seltsamen Ansammlung von Gebäuden und zu Menschen, die er von seinem Zimmerfenster aus gesehen hat. Aha, ganz offensichtlich handelt es sich hier um einen großen Bauernhof. Mit vielen Arbeitern. Die alle gestreifte Schlafanzüge tragen, auf denen sich Nummern befinden. Ein gewaltiger Maschendrahtzaun verwehrt zwar den Eingang dort hinein, aber Bruno trifft am Zaun auf einen etwa gleichaltrigen Jungen namens Shmuel. Endlich hat er einen Spielgefährten an diesem trostlosen Ort gefunden, den er fortan täglich besucht. Eine intensive Freundschaft entwickelt sich. Mit Rissen, aber sie hält an. Doch dann sollen Mutter und Kind zu einer Tante nach Heidelberg weggeschickt werden, die „Anspannungen“ innerhalb der Familie sind zu groß geworden. Bruno ist verzweifelt, wird er doch dadurch von seinem besten Freund getrennt. Also entschließt er sich, Shmuel auf der anderen Seite des Zaunes zu besuchen, um ihm noch zu helfen, nach seinem verschwundenen Vater zu suchen. Ein Freundschaftsdienst, der in die Tragödie führt.

Eine böse Fabel. Über die Unschuld und Naivität von Kindern, die dem Holocaust „begegnen“ und denen nicht klar wird, inmitten welch unmenschlichen Horrors sie sich direkt befinden. Indem WIR aber natürlich längst wissen, worum es sich hier handelt und an welch grauenvollem Ort wir uns-hier befinden, ist die Verstörung wie die Wut und die Trauer groß. Mit seiner konsequent-kindlichen Erzählperspektive erinnert dieser nur am Ende musikalisch viel zu unangenehm-lauthals aufbrausende Film (Musik: JAMES HORNER) ein wenig an Roberto Benignis KZ-Drama „Das Leben ist schön“, wo sich ein Vater dem Holocaust auf spielerische Weise näherte, um seinen Sohn zu schützen. Auch hier wieder: Ein aufwühlender, erschütternder, ein verstörender Film. Der eine vollkommen neue, aber nicht minder und in jeder Hinsicht berührende, unter die Haut gehende Herangehensweise an die Schrecken des Holocaust bedeutet. Und der mit dieser „neuen Wirkung“ viel erreicht: Der Film ist für Kinder in Begleitung Erwachsener ebenso zu empfehlen wie für den ständigen schulpädagogischen Dauereinsatz. Ich habe selten einen neuen Film erlebt, der SO schließlich erschrecken läßt, betroffen macht, noch lange, sehr lange nachhallt. Eine „Reaktion“, die gewollt, wichtig und „sehr zu empfehlen“ ist (= 4 PÖNIs).

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