VERGESSENE WELT: JURASSIC PARK

VERGESSENE WELT: JURASSIC PARK“ von Steven Spielberg (USA 1996; B: David Koepp; nach dem Roman „Die verlorene Welt“ von Michael Crichton; K: Janusz Kaminski; M: John Williams; 129 Minuten; Start D: 07.08.1997).

Als vor fast 4 Jahren, am 2. September 1993, der 15. Kinofilm des Regisseurs STEVEN SPIELBERG in die deutschen Kinos kam, setzte auch hierzulande ein gewaltiger ‚Run‘ auf dieses Dinosaurier-Abenteuer ein. Innerhalb kürzester Zeit sahen über 5 Millionen Menschen den Film. Insgesamt sollten später mehr als das Doppelte von Besuchern erreicht werden. Die amerikanische Fachzeitschrift “Variety“ meldete im Oktober 1994, dass dieser Film weltweit einer der größten Kassenerfolge überhaupt sei: Mit rund 1 ½ Milliarden Mark ungerechnet an Einnahmen, davon mehr als die Hälfte allein außerhalb der USA. Zugleich kam aus den Universal-Studios die Nachricht, dass Spielberg einen zweiten „Jurassic Park“-Film bereits plane. Die Story und vor allem die Tricks um neu geschaffene bzw. geklonte Dinosaurier auf einer Pazifik-Insel traf dank eines unglaublich aufwendigen, also teuren wie geschickten Werbefeldzuges den Nerv der Zuschauer. Mit Hilfe der Computeranimation und der Computerzeichnung entstanden faszinierende “maschinelle Dinosaurier“, genannt: Dinos, während die Geschichte drum herum eher simpel und naiv war. Dennoch: Der Profi Spielberg schuf dank einer ausgeklügelten Musikalität und mit viel neugieriger Spannung ein nicht nur technisch aufregendes, sondern auch atmosphärisch reizvolles Fantasymärchen. Das als Jahrmarktsereignis natürlich weniger mit Filmkunst und mehr mit Disney zu tun hatte.

DIE SHOW, die Illusion, der Spaß: Das waren die erfolgreichen Motive für einen Film, dessen Produkte, von Büchern, Puppen über T-Shirts, Kaugummi, Socken bis zum Computer und Kopfkissen, nochmals dieselben Einnahmen brachten wie der Film an der Kinokasse. “Jurassic Park“ war also in jeder Hinsicht d e r Markenartikel.

„Vergessene Welt“ ist nicht nur ein ganz “typischer“ Fortsetzungsfilm geworden, sondern zudem auch der wohl schlechteste Spielberg-Film überhaupt. Aber der Reihe nach: Mit dem heute 50jährigen Steven Spielberg verbinden sich die erfolgreichsten Filme der Filmgeschichte überhaupt. Unter den 20 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten gehen allein 7 auf ihn als Regisseur oder Produzent zurück. Titel wie “Der weiße Hai“, “E.T.“, die 3 “Indiana Jones“-Abenteuer, natürlich “Schindlers Liste“ und “Jurassic Park“ haben kommerzielle wie künstlerische Genre-Maßstäbe gesetzt. Mit einem Budget von 75 Millionen Dollar schuf er nun also diesen Film, was nichts anderes ist als “Jurassic Park 2“. Innerhalb von den ersten 3 Tagen übrigens war in den USA diese Summe bereits eingespielt. Doch betrachten wir den Titel:
“THE LOST WORLD.“ hieß 1912 ein Buch vom Sherlock-Holmes-Erfinder, dem Briten Sir Arthur Conan Doyle.

3 Filme wurden nach dieser Vorlage, einem Afrika-Abenteuer mit Dinosauriern gedreht. Darunter 1925 ein amerikanischer Stummfilm, den Spielberg jetzt sozusagen als Remake benutzt. Wie überhaupt die meisten Teile der Story von “Vergessene Welt: Jurassic Park“ mehr als nur Zitate sind: Man hat kurzum “geklaut“, man hat in dem Genre-Filmgeschichte herumgestöbert und geplündert, man hat sich für diesen neuen Film keine große und wesentlich neue Mühe gegeben. Der Autor David Koepp, der auch am Drehbuch für den 1. Park“-Film mitschrieb, adaptierte zwar den gleichnamigen Roman des Bestseller-Autoren Michael Crichton, übernahm aber viel lieber Bilder, Ereignisse und Motive aus Klassikern wie
“Hatari“ von John Ford, mit John Wayne und Hardy Krüger, oder “King Kong“, dem berühmten Affen-Monsterklassiker von 1933. Oder “Godzilla“, dem japanischen King-Kong-Bruder oder…oder….oder.

Aber zur Handlung von “Vergessene Welt: Jurassic Park“: Zwar wurde damals, im Original, der des von Sir Richard Attenborough dargestellten Industriellen John Hammond schließlich zerstört, doch auf einer Nachbarinsel hat “etwas überlebt“ Und dieses “Etwas“ sind natürlich wieder zahlreiche Dinosaurier. Zwei Gruppen finden sich jetzt dort ein: Eine gute, nur am Erhalt und an wissenschaftlichen Forschungen interessierte; und eine böse, die die Dinos als Vermarktungsobjekte betrachtet und entsprechend behandelt. Mal kämpft man gegeneinander, mal zwangsgebunden zusammen gegen garstige Dino-Monster. Personen, Charaktere, werden nicht vorgestellt, Stattdessen oberflächlich angelegte, beschriebene Figuren. In einer für Spielberg überraschenden Schludrigkeit dröhnt es hier nur laut und lächerlich, unlogisch und leider auch völlig humorlos, “Jurassic Park 2″ ist schlichtweg uninteressant und langweilig. Ist nur ein läppischer Horrorfilm. Dessen Inhalt auf einen Bierdeckel passt und dessen Machart nur auf möglichst schnelle und viele Einnahme-Gelder spekuliert. Denn: Steven Spielberg hat bekanntlich eine eigene Produktionsfirma gegründet und benötigt für die natürlich eine Menge Startkapital. Deshalb also dieser für ihn verblüffend Seelen- und phantasielose sowie reiz- und spannungslose neue Film.

Statt 7 Minuten nun, 4 Jahre später, rund 20 Minuten Dino-Tricks. Aber dabei: Der besondere Kitzel, die neugierige Erwartung will sich nicht mehr einstellen. Die Tricks erscheinen jetzt nur noch als gutes Mittel zum geschäftigen Zweck. Die computeranimierten Dinosaurier erscheinen nun wie plumpe Akteure in einem x-beliebigen Horrorfilm. Dieser einstmals zirsensische, phantasievolle und märchenhafte Unterhaltungswert ist futsch. Der neue Spielberg bietet nur Effekte von der Hollywood-Stange.

Die Schauspieler haben nun überhaupt keinerlei Bedeutung mehr. Gesichter wie Namen sind und bleiben anonym, unwichtig und austauschbar.
Vom Original spielt wieder JEFF GOLDBLUM mit, als Wissenschaftler sowieso, diesmal mit dummer Liebschaft und kindischer Adoptivtochter,
Jeff Goldblum deutet es erneut an: Er ist einer der unterfordertsten Schauspieler Hollywoods. Um ihn herum: Völlig unwichtige Auf- und Abtritte. Die Mitwirkenden hier sind und bleiben Schall und Rauch (= 2 PÖNIs).

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