JOJO RABBIT

PÖNIs: (4/5)

„JOJO RABBIT“ von Taika Waititi (B; Co-Produktion + R; nach dem Roman „Caging Skies“ von Christine Leunens/2004; USA 2018; K: Mihai Malaimare Junior; M: Michael Giacchino; 108 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.01.2020); ER ist ein neuseeländischer Autor, Regisseur, Produzent, Schauspieler, Maler und Comedian. Dass er den Schalk im Nacken besitzt, bewies er 2014 mit seiner Vampir-Groteske „5 Zimmer Küche Sarg“. 2016 erreichte uns sein Film „Wo die wilden Menschen jagen“ übers Heimkino (s. Heimkino-KRITIK). Für seinen ersten Hollywood-Streifen, „Thor: Tag der Entscheidung“ (s. Kino-KRITIK), bekam Taika Waititi, gute Noten. Bei seinem neuen, 6-fach „Oscar“-nominierten Werk beginnt „der Jux“ sofort: Anstatt der berühmten FOX-Fanfare hören wir deutsches Liedgut. Begleitet von den 1964er Beatles: „Komm, gib mir deine Hand“. Währenddessen NS-Propaganda aus alten Wochenschau-Aufnahmen mit frenetischen Massen und „Sieg Heil“-Rufen schaudert. P.S. mal schon hier: Während der Abspann läuft, ertönt der Song „Helden“ von David Bowie. Zudem wird eine Texttafel gezeigt, die Rainer Maria Rilkes „Stundenbuch“ zitiert: „Lass dir Alles geschehn: Schönheit und Schrecken. Man muss nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste“.

Wieder im Fokus: Kann man über Adolf lachen. Antwort: aber ja doch. Hier jedenfalls mal wieder. Wenngleich – ersetzen wir besser lachen durch: gemeines Schmunzeln. 1944. Johannes „Jojo“ Betzler ist ein 10-jähriger Nazi-Bub (ROMAN GRIFFIN DAVIS). Aus einer deutschen Kleinstadt. Fanatisch-begeistert nimmt er am Ertüchtigungslager der Hitler-Jugend teil. Gemeinsam mit seinem Freund Yorki (ARCHIE YATES), einem treu-pfiffigen Mitläufer. Wo sich Johannes lautstark vor dem verantwortlichen Hauptmann Klenzendorf (SAM ROCKWELL), einem notorischen wie resignierten Säufer, „kämpferisch“ gibt. Allerdings – als er, als Mutaufgabe, einen niedlichen lebenden Hasen vor versammelter Gruppe töten soll, kriegt er das nicht hin. Was ihm den Filmtitel-Spitznamen einbringt. Dann allerdings hantiert er mit einer Handgranate. Leider auch ungeschickt. Dass dadurch sein Gesicht entstellt ist, nimmt er als Hitler-gegeben hin. Denn DER Führer, gespielt vom Regisseur höchstpersönlich schön-albern, befindet sich ständig in seinem Schlepptau. Imaginär, natürlich. Als „nützlicher Ratgeber“. Was prompt des Öfteren, eigentlich dauernd, zu „Missverständnissen“ führt. Und Auflösungserscheinungen. Besser: Zersetzungserscheinungen. Was diese Nazi-Parolen betrifft. Und „die Praktiken“ dazu.

Zuhause aber entdeckt Jojo „Schlimmes“. Die sich sonst ständig „gleichgesinnt“ gebende Mama (SCARLETT JOHANSSON) hat eine Jüdin namens Elsa (THOMASIN McKENZIE) versteckt. Was Johannes auf die Idee bringt, mit Elsa „trotzdem“ heimlich Kontakt aufzunehmen, um ein Buch über die letzten Wahrheiten der Juden zu schreiben. Doch der Kontakt zur „seltsam sympathischen“ jungen Frau beschert Jojo ungeahnte Überraschungen. Und merkwürdige Gefühlsregungen.

„Kinder werden nicht mit Hass geboren, es wird ihnen beigebracht zu hassen“ (Taika Waititi im Presseheft): Jojo oder: das Weltbild eines kleinen bemühten Nazis. Inmitten von listigen Wirrungen. Und komischen Irrungen. Als eine Art Anti-Nazi-Satire. Was diese cartoonalen Rechtsarmigen ad absurdum führt. Nazis als vertrottelte Arschgeigen, in denen böse Banalitäten stecken. Die einem kleinen Jungen zu schaffen machen. Eine filmische Gratwanderung, die lakonisch-originell „Braun“ zersetzt. Natürlich stehen hierbei Chaplin („Der große Diktator“), Ernst Lubitsch („Sein oder Nichtsein“) oder Mel Brooks („Frühling für Hitler“) Pate. Oder auch: „Das Leben ist schön“ von Roberto Benigni.

Slapstick mit kitzligem Augenzwinkern: „Jojo Rabbit“ krachledert vom Ideen-Feinsten (= 4 PÖNIs).

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