DAS VORSPIEL

PÖNIs: (1/5)

„DAS VORSPIEL“ von Ina Weisse (Co-B + R; D/Fr 2018; Co-B: Daphne Charizani; K: Judith Kaufmann; M: Klassik; 99 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.01.2020); Anna könnte eine Schwester von Lara (Corinna Harfouch; s. Kino-KRITIK) sein. Wir erinnern uns. Anfang November letzten Jahres kam mit „Lara“ ein enttäuschender, verbiesteter deutscher Film (von Jan-Ole Gerster) über eine 60-jährige Frau in die Kinos, die ihre Karriere als Pianistin verpeilte, um als störrische Alte zu enden. Ein nur nervender deutscher Problem-Streifen. Sozusagen: „Lara 2“ folgt. Hier.

Anna Bronsky (NINA HOSS). Geigenlehrerin an einem Musik-Gymnasium. Gegen den Willen des Kollegiums setzt sie die Aufnahme und Förderung eines jungen Violinisten durch (ILJA MONTI als Alexander Paraskevas). Eines (zu) oft aufgeregten, nervösen Schülers, den sie persönlich unter ihre beruflichen Fittiche nimmt. Dessen „Aufstieg“ sie als persönliche Herausforderung betrachtet.

Dann beobachten wir, wie Anna mit gleich fünf männlichen Wesen mehr oder weniger „zurecht-kommt“: 1.) Sohn Jonas, der Geige wie auch Eishockey spielt; 2.) eben jener neue Schüler Alexander, den sie unbedingt zu einem Spitzen-Geiger dressieren will, nachdem ihr eigener Sohn sich mehr und mehr musikalisch abnabelt; „abspringt“; 3.) der gutmütige französische Ehemann Philippe (SIMON ABKARIAN), der in seinem kleinen Laden Musikinstrumente liebevoll restauriert; 4.) mit einem Cellisten-Kollegen (JENS ALBINUS) hat sie eine Affäre; 5.) und: der biestige, autoritäre Großvater Walter (THOMAS THIEME), der seinen Enkel schon mal züchtigt und im Übrigen Pinkel-Probleme, also was an der Prostata hat; einer muss ja immer auch „offiziell“ krank sein. Im deutschen Problem-Entertainment.

Sie spielt im Team. Streichquintett. Vor Publikum. Patzt. Natürlich. Au Backe.

Sie hat ‘ne Macke. Bestellt beim Griechen mehrmals, um, und wechselt auch mehrmals dort den Sitz-Platz. Signal für uns: Aha, offensichtlich gestört; hochgradig neurotisch. So was in der Art.

Apropos Essen: Dauernd wird auch zu Hause der Tisch gedeckt, gefuttert, mit den obligatorischen (An-)Spannungen im Raum. Aber so richtig kommt keiner raus mit den Befindlichkeiten, mit der Sprache. Was denn so los ist. Extrem spannend.

Wie auch das dauernde Geigespielen-Üben. Wir sollen spüren: Hier wird Disziplin trainiert. Im Übermaß. Zwang ist annonciert. Dennoch sagt keiner was. Dazu. Richtig. Apropos: der deutsche Dialog: eine Frage, mindestens 12 Sekunden Pause, vielleicht dann eine Antwort. Oder irgendwas Verbales wird vorgetragen.

Der Sauerstoff eines drögen Fernsehspiels. Die ewigen Depri-Launen. Als Stimmungskiller. Furztrocken. Sagt einmal der Großvater über den Käse, den ihm seine Frau auftischt. So ist auch der Film.

Der Sohn sagt: „Ich möchte einen Hund“. Sie antwortet: „Dein Hund ist die Geige“. Wahnsinnig ulkig. Dazu knarren natürlich Dielen und Türen quietschen. Warum müssen eigentlich im deutschen Kino ständig die Türen quietschen? Apropos: Deutscher Film oder: Sehen heißt Leiden. Müssen.

Ihr Sohn „schaltet“ sich ein. „Klärt“ die Positionen. Ziemlich rabiat. Ist danach wieder „der einzige Sohn“. In diesem gestressten Familienverbund.

Fazit: Die gute NINA HOSS im Kunst-K(r)ampf. Stress, Streit, Tränen bei der Bürger-Sippe oder: Neurotisch geht die einheimische (Familien-)Welt zugrunde. Oh je (= 1 PÖNI).

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