JOHN CARTER – ZWISCHEN ZWEI WELTEN

PÖNIs: (3/5)

„JOHN CARTER – ZWISCHEN ZWEI WELTEN“ von Andrew Stanton (Co-B + R; USA/GB 2010/2011; Co-B: Mark Andrews, Michael Chabon; nach der Science-Fiction-Reihe „John Carter vom Mars“ von Edgar Rice Burroughs; K: Dan Mindel; M: Michael Giacchino; 139 Minuten; deutscher Kino-Start: 08.03.2012); selten war die Diskrepanz zwischen Story und Optik dermaßen groß/umfangreich wie hier. Dies schon mal vorab zu diesem gigantischen Hollywood-Werk, das zu den teuersten zählt, die jemals hergestellt wurden und rd. 250 Millionen Dollar Produktionskosten verschlungen haben soll. WAS man auch SIEHT. Im aktuellen 3D-Volldampf-Klima.

Aber zunächst zurück, zu den Ursprüngen. Die heute vor 100 Jahren „begannen“: Die Saga um JOHN CARTER VOM MARS oder auch der „Barsoom“- bzw. „Mars-Zyklus“ ist eine der populärsten Science-Fiction-Buchreihen des „Tarzan“-Autors EDGAR RICE BURROUGHS (*01.09.1875 – †19.03.1950). John Carter ist Held einer insgesamt 15-teiligen Serie, die heute in insgesamt elf Büchern vollständig vorliegt. Der erste Band heißt „Die Prinzessin vom Mars“, erschien erstmals von Februar bis Juni 1912 unter dem Titel „Under the Moon of Mars“ im „The All Story Magazine“ und erreichte viel Aufmerksamkeit. 1917 folgte die erste US-Buchausgabe unter dem Titel „A Princess of Mars“. (Mit bisher drei Übersetzungen, von 1925, 1972 sowie zuletzt 1996, ist dieser Roman übrigens der bis heute meistpublizierte Mars-Roman des Autors hierzulande).

ANDREW STANTON, geboren am 3. Dezember 1965 in Boston, gehört zum „Ensemble“ der Animationsfabrik von PIXAR. Räumte für „Findet Nemo“ (2004) und „WALL-E“ (2008) zwei „Oscar“-Trophäen ab. Diese erste John Carter-Adaption ist sein erster Realo-Film mit vielen Computer-„Variationen“. Anno dunnemals. Irgendwo in der staubigen Weite von Arizona. Kurz nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865). Der Konföderierten-Veteran John Carter hat die Schnauze vom Krieg und vom Kämpfen gestrichen voll. Ist völlig desillusioniert. Lässt sich nicht mehr „aktivieren“. Verweigert sich. Will sich als Goldsucher versuchen. Flüchtet vor Armee-Spezis und Apachen in eine „merkwürdige“ Höhle. Findet ein Medaillon und befindet sich Augenblicke später – auf dem Mars. Den die Einwohner selbst Barsoom nennen. Gerät hier sofort in die kriegerischen Konflikte „komischer Einheimischer“. Kommt in die Pufferzone zwischen hünenhaften Alien-Kreaturen und ihren Kontrahenten. Zwei humanoiden Völkern. Namen wie Tharks, Therns, Helumiten und Zonaganer werden genannt. Worum geht es, klar, wie immer: auch dieser Planet ist bedroht, seine Ressourcen neigen sich dem Ende zu und reichen bald nicht mehr für alle Geschöpfe hier. Carter, der plötzlich über Superkräfte wie dem meterhohen Springen verfügt, wird natürlich zum willkommenen „Soldaten“ für jede Seite. Soweit, so gerade noch übersichtlich. Die schöne Prinzessin Dejah taucht auf, „die Spiele“ können aufwendig beginnen.

Verabschieden kann man sich von einem halbwegs plausiblen Story-Überblick. Wer da gerade warum was wie vorhat… egal. Stattdessen werden wir fasziniert Augenzeugen von allem, was bombastisches, überdimensionales Abenteuer-Fantasy- und Science-Fiction-Kino technisch, also digital-visuell, heute zu leisten imstande ist: opulente, herrlich monströse, phantastische Dauerbilder zuhauf. Von sagenhaften Flugmaschinen, Gladiatorenkämpfen mit zottigen weißen Monster-Gorillas, elefantenähnlichen Reittieren, diesen grünen, vierarmigen Marsianern (unter denen sich auch WILLEM DAFOE versteckt), einem ganz und gar neuartigem fetten „Schmusehund“, diesen „verrückbaren“ halbkaputten Städte, diesen faszinierenden Wüsten-Motiven… Ausstattung, Bauten, Dekor, Gestaltung, diese phantasievolle, reizvolle „Landschaft“ und der wummernde Soundtrack (von MICHAEL GIACCHINO) dröhnen Augen und Ohren mächtig zu. Imponierend zu. Wenn man „weggeht“ von Logik, Zusammenhängen, fremdelnden Namen. Wenn man sich naiv diesem Riesen-Zirkus anschließt und ALLES einfach nur „zulässt“. Auch, weil man so vieles – nur viele visuelle Dimensionen bescheidener – irgendwann schon mal gesehen hat. Denn „Star Wars“, „Robin Hood“, „Gladiator“, „Indiana Jones“, „Tarzan“ (und Jane) und was weiß ich noch… lassen grüßen. Und aus der weiten Ferne – der unerreichbare „Avatar“-Olymp.

Die Schauspieler – reden viel Stuss und heißen (ausgerechnet) TAYLOR KITSCH. Er mimt den (zu) weißen sympathischen Bubi-Helden John Carter (war zuletzt der Gambit-Typ in „X-Men Origins: Wolverine“); LYNN COLLINS, sie gibt die exotische Bikini-Adlige Dejah (zuletzt war sie die Mutantin Kayla Silverfox in jenem „X-Men“-Drama) sowie Samantha Morton, eben der nicht zu erkennende Willem Dafoe, Mark Strong, der ewige Dauerbösewicht (z.B. in „Robin Hood“ von 2010), Thomas Haden Church („Sideways“) oder Ciarán Hinds („kürzlich“ erst in „Dame, König, As, Spion“), dessen Gesicht bekannter ist als sein Name. Sie ALLE sind bloße Stichwortgeber für eine Technik und Optik, die alles in den Schatten stellt, was man seit langem gesehen hat. Also kinematographisch toll spannend ist. Und wirkt. Wenngleich, wie gesagt, dieser erste John Carter-Film nicht mal ansatzweise etwa „Avatar“ zu streicheln vermag. Das gelingt diesem monumentalen Jux mit unübersichtlicher Story dann doch beileibe nicht. Aber immerhin – ein tolles Wow- und Show-Erlebnis bedient er allemal (= 3 PÖNIs).

P.S.: Allerdings wäre der Film im Sommer, wenn sich die „Ziemlich besten Freunde“ aus Frankreich endgültig von der Leinwand verabschiedet haben, als poppiges Super-Spektakel von und mit hohem Schauwert (gleich nach der Fußball-Europameisterschaft) besser im Kino aufgehoben. Bietet er doch typisch-„heißes“, lockeres 3D-Sommerkintopp. Als Augenschmaus-Großhappen. Derzeit, im gegenwärtigen Über-Angebot, „verpufft“ er sicherlich/wahrscheinlich – eigentlich leider – viel zu sehr.

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