Jetzt oder nie – Zeit ist Geld Kritik

Der deutsche Film des Kino-Jahrgangs 2000 fiel mehr durch Quantität als durch Qualität auf. Überraschenderweise kommt nun gegen Jahresende nach der
durchaus passablen Teenie-Komödie “Schule“ ein zweiter deutscher Leinwand-Neuling, welcher angenehm auffällt. Titel:
JETZT ODER NIE – ZEIT IST GELD“ von Lars Büchel (B+R; D 2000; 90 Minuten; Start D: 14.12.2000).

Der 34jährige Autor und Regisseur beschäftigt sich bei seinem Kino-Spielfilm-Debüt nicht zum ersten Mal mit Tabu-Themen wie Alter, Sterben und Tod: Zwischen 1994 und 1997 verwirklichte der aus Eutin in Ostholstein stammende Filmemacher für das Fernsehen “4 Geschichten über 5 Tote“: Episodenhafte Kurzfilme, die offen und unvoreingenommen auf Bestattungszeremonien und ihre menschlichen Folgen blickten. Nun also mit “Jetzt oder nie – Zeit ist Geld“ die große Leinwand. Auf der bewegen sich Carla, Lilli und Meta; 3 Grazien mit ‘Verfallsdatum‘, wie sie selbst ständig betonen: Carla Ist 80, Lilli 76 und Meta 74.

Eine gemeinsame Seereise ist angepeilt. Weg von den Friedhofsbesuchen, den Kahnpartien, von den vielen engen Streitereien und den Dauerzwist mit der ungehobelten, aggressiven Chefetage im Altersheim. Doch dann ist plötzlich der Luxus-Traum passé. Denn just zu d e m Zeitpunkt, als das Trio sein zusammengespartes Geld auf der Bank einzahlen will, wird selbige überfallen. Das Geld ist futsch, die Ferien sind in weite Ferne gerückt. Die Ladys sind erst Mal stinkesauer, entwickeln aber einen Plan. Eine Bank überfallen.
Der erste Entwurf für einen Überfall nimmt konkrete Formen an. Und: Ein Profi aus dem Knast, übrigens mit dem Gesicht von Til Schweiger, gibt auch noch seinen erwünschten Senf dazu.

Schließlich ist der Tag der Abrechnung gekommen. Noch ein paar lockere
Atemübungen und ab geht‘s hinein ins Überfall-Vergnügen.

Nun ja, ein filmischer “Hammer“ ist der neue Kinofilm “Jetzt oder nie – Zeit ist Geld von Lars Büchel beileibe nicht geworden. Eher so etwas wie ein Zwitter von deutscher Krimi-Komödie. Einerseits ist die Story ungeschickt wie reichlich unglaubwürdig konstruiert und zusammengezimmert. Das Timing ist oftmals hanebüchen. Während die beteiligten Stichwortgeber wie zum Beispiel ein ständig übelgelaunter Polizist: oder die klobig-fiesen Altersheim-Betreiber viel zu einsilbig und klischeehaft herumpöbeln. Andererseits aber sind da diese 3 wunderbaren alten Furien. Deren herrliche und mitteilsame Faltengesichter lauter spannend-sinnliche Alterspfiffigkeit ausstrahlen, versprechen und… auch einhalten. Und die mit faszinierend-liebevollem Anarcho-Charme ausgestattet…würdevoll-frech durch ihre späten Tage stampfen. GUDRUN OKRAS/80 als Carla, ELISABETH SCHERER/86 als Lilly und CHRISTEL PETERS/84 als Meta bilden ein prima pointiertes Damen-Kränzchen. Mit und von hohem Unterhaltungswert.

Der Film ist allein IHRE SHOW. IHNEN ALLEIN gehört hier die gesamte Film-Bühne. SIE ALLEIN sind der zündende Motor in diesem ansonsten ziemlich verfahrenen Oma-Spiel in Cinemascope. Ihre uneitle Präsenz und ihr durchtriebener Humor sorgen schließlich dafür, dass aus dem Film “Jetzt oder nie – Zeit ist Geld“ ein fein-selbstironisches Spaß-Erlebnis für Alt UND Jung wird (= 3 PÖNIs)!

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