JE SUIS KARL

PÖNIs: (3/5)

„JE SUIS KARL“ von Christian Schwochow (D 2019; B: Thomas Wendrich; K: Frank Lamm; M: Tom Hodge; 126 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.9.2021);

ZWIESPÄLTIG. Titel = „JE SUIS KARL“. Ist eine Anspielung auf den Schlachtruf und die Solidaritätsbekundung, mit der Mitarbeiter der französischen Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo auf den 2015 verübten islamistischen Anschlag reagierten. Regie: CHRISTIAN SCHWOCHOW; B: THOMAS WENDRICH; D/Tschechien 2019; 126 Minuten. „Wir sind das neue Europa!“ Ich mag keine Filme, die mir von vornherein signalisieren, sagen, was Sache ist. Was gemeint ist. Wie hier. Dabei schuf Christian Schwochow zuvorletzt einen der besten deutschen Kinofilme des Jahrgangs 2019: „Deutschstunde“ (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs). Hier aber verhaspelt er sich. Trägt drecks-politisch viel zu dicke auf. Wo doch vieles klar und deutlich ist und nicht „staunend“ erst aufgelistet werden muss. Ein Bombenattentat. Vermeintlich von Islamisten. In der Hauptstadt. Berlin. Weil Papa Alex (MILAN PESCHEL) ein Paket für die Nachbarin angenommen und bei sich abgestellt hat, bevor er die Wohnung verließ, geht bei ihm die Bombe im Paket hoch. Anstatt bei der vorgesehenen „Empfängerin“. Seine beiden kleinen Kinder sowie seine Frau werden getötet. Seine erwachsene Tochter Maxi (LUNA WEDLER) war ebenfalls nicht zu Hause anwesend und hat überlebt. Ist fix und fertig. Wird von Journalisten bedrängt und „landet“ bei einem „verständnisvollen“ jungen charismatischen Burschen namens Karl (JANNIS NIEWÖHNER). Man trinkt einen Kaffee zusammen, während er sich im Gespräch sehr einfühlsam für ihre schreckliche Situation zeigt. Im Übrigen, erzählt Karl später nebenbei, sei er Mitglied des Jugend- und Studentennetzwerks „Re/Generation“. Morgen will er nach Prag reisen, um an dem Treffen „Summer Academy“ teilzunehmen. Er möchte sie gerne einladen. Diese Abwechslung würde ihr bestimmt gut-tun. Bei den vielen Qualen, mit denen sie sich gerade auseinanderzusetzen hat. Und wo ihr Vater doch momentan „ausfällt“. Sich in Trauer vergraben hat. Maxi wankt erst, sagt dann aber zu. Vor Ort ist schnell – für uns Zusehenden jedenfalls – ersichtlich, dass hier Faschisten und Attentäter ihre extreme Netzwerk-Gemeinschaft wüst und poppig vorantreiben. Die Songs- und Gesprächstexte klingen eindeutig. Nur für Maxi nicht. Die tatsächlich lange annimmt, sich hier inmitten einer „guten“-sozialen Polit-Organisation aufzuhalten. Von Menschenverachtung, vom aggressiven Rassismus und von der, sich in Verlautbarung und aktiver Vorbereitung befindenden brandgefährlichen Rechts-Revolution spürt Maxi nichts. Stattdessen hat sie sich in Karl verliebt. Und er wohl auch in sie. Sagt er jedenfalls und zeigt es auch. Als Maxis Vater Alex plötzlich am Veranstaltungsort in Prag auftaucht, eskaliert das Geschehen. Unter dem widerlichen Lügen-Motto: „Eine sichere Heimat ist bald möglich“. 

Hier die betroffene, in Schmerzen verharrende, nach Halt suchende Blonde, die eigentlich erst mit den fürchterlichen häuslichen Vorkommnissen aufräumen will, sich aber dann manipulieren/einfangen lässt; dort der verführerische, gemeingefährliche Rechtsaußen-Redner-Typ. Nach wenigen Filmminuten sind die Positionen eigentlich annonciert. So dass der bekannte aggressive Nationalsozialismus, der aus eklig-fröhlichem Hass besteht und sich mit Rassismus und Antiislamismus verbrüdert hat, in dieser Beschreibungsausführlichkeit und Detailtreue wie-hier keine solch ausführliche Nähe und Schilderung bedarf. Um damit zu zu (er-)klären, um filmisch zu beweisen, wehret solchem widerlichen rechtsradikalen Populismus. Das dann sogar Maxi Baier – endlich – kapiert. Währenddessen: Wir, vor der Leinwand, längst das Ende herbeisehnen. Auch, weil auch ich inzwischen ziemlich betäubt bin von dieser viel zu viel-wackelnden= nervenden Kamera.

Ein zwiespältiger Streifen. Bei dem Thema und Aktionen nur begrenzt eine spannende aufklärerische Kino-Einheit bilden (= 3 PÖNIs).

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