It’s Kind of a Funny Story DVD-Kritik

Es ist gegenwärtig DAS gesellschaftliche Thema im Lande, obwohl es schon seit Jahren „brodelt“. Aber nun hat es auch Promis „erwischt“. Deshalb ist es jetzt auch ein Mainstream-Thema: Die totale Erschöpfung. Der Seele. Die Psyche-Erkrankung. Genannt BURN OUT. Ralf Rangnick, der bekannte Fußball-Bundesligatrainer, hat kürzlich „seine Reißleine“ gezogen. Hat überraschend bekannt gegeben – er sei völlig ausgebrannt. Ist deshalb aus seinem einkommensstarken Stress-Job beim Renommier-Club FC Schalke 04 ausgestiegen. Freiwillig.
In dem neuen – amerikanischen – Film, den ich heute empfehle, geht es auch um einen Mann, der sich leer und hohl fühlt. Depressiv ist und mit Suizid-Gedanken „hantiert“. Allerdings „Mann“ trifft es nicht ganz, denn Craig ist gerademal 16 Jahre jung. Und begibt sich freiwillig in eine Klinik, um sich zu schützen. In dem Film

IT’S KIND OF A FUNNY STORY“ von Anna Boden und Ryan Fleck (B+R; USA 2009/2010; 97 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 15.7.2011).

NED VIZZINI ist New Yorker des Jahrgangs 1981. Arbeitet heute als freier Autor und unterrichtet an einer High-School. Mit 15 Jahren schrieb er erste Stories und war Kolumnist in der New Yorker Presse-Szene. 2003 schloss er ein Informatik-Studium ab. Im Alter von 19 Jahren veröffentlichte er unter dem Titel „Teen Angst? Naaah…“ ein erstes Buch. 2004 kam bei uns sein Buch „Cool – Und was ist mit Liebe?“ heraus. Ned Vizzini verbrachte die Tage vom 29. November bis zum 3. Dezember 2004 in der Erwachsenen-Psychiatrie in einem Hospital in Brooklyn. Seine dortigen Erfahrungen verarbeitete er unmittelbar danach, innerhalb von drei Wochen, in seinem Buch „It’s a Kind Of A Funny Story“, hierzulande unter dem Titel „Eine echt verrückte Story“ 2007 veröffentlicht.

Die Verfilmung des Buches lief in Deutschland nicht im Kino, sondern hatte jetzt „Erstaufführung“ auf DVD. Vermutlich, weil in der Haupt-Nebenrolle der amerikanische Comedian und Schauspieler ZACH GALIFIANAKIS mitspielt, der seit den beiden „HANGOVER“-Hits zu einem populären Leinwand-Clown mutierte. Zur Orientierung: Der am 1. Oktober 1969 in North Carolina geborene Komiker („Stichtag“), das ist DER mit dem dicken Rauschebart. Der „Bekloppte“ von/in „Hangover“, der die anderen Kerle heimlich „betäubt“. Damit sie alle diese schön-verrückten Nacht-Flippereien tun können. Hier ist er Bobby. Ein Insasse der Klinik, in die sich Craig (KEIR GILCHRIST) „vorsichtshalber“ begibt. Es ist ein Sonntag-Morgen. 5 Uhr. In der Notaufnahme. „Ich will mich umbringen“. „Füll das aus“.

Craig ist ein „normaler Junge“. Mit „normalem“, also behütetem wie freundlichem, bemühtem Elternhaus samt einer niedlichen kleinen Schwester. Dennoch kommt er nicht mehr klar: „Mädchen, Schulnoten, Eltern, 2 Kriege, bevorstehende Umweltkatastrophen, die Wirtschaft am Boden….“, zuviel prallt(e) da auf ihn ein. Praktisch aus dem Nichts. „Check’s endlich, Dad, hier läuft was Größeres“. „Es war noch nie so real“. Aber was? „Keine Ahnung“. „Ich kriege nichts mehr auf die Reihe, mein Leben ist im Arsch“. Also eine Woche mal „`raus“. Sozusagen der freiwillige Entzug. Vom Alltag. Von dessen ganz normalem Wahnsinn. Und da die Jugendabteilung gerade renoviert wird, kommt Craig gleich auch mit den „großen Spinnern“ in Kontakt. In Berührung. Den „gestörten“ Erwachsenen. Wie eben mit diesem Bobby. Der ihn ein bisschen unter seine Fittiche nimmt. (Mit „Gegenseitigkeit“, denn manchmal sieht es gut und gern dann auch „umgekehrt“ aus). Und ihm „die Welt“ hier zeigt. Die „Player“-hier präsentiert. Die „eigentlich“ Orientierungslosen. „Du bist ein gutes Wrack“, findet Noelle (EMMA ROBERTS), mit der sich Craig anfreundet.

Was für ein fein-sensibles Stück Gut-Tun-Kino. Mit sehr viel Augenmaß, einfühlsamem Personal, originellen wie leisen, phantasievollen Gedanken. Nachhallenden Gedanken. Und diesen nicht ständig klar auszumachenden Wer-ist-bekloppt-Wer-ist-Normal-Positionen. Und Situationen. Ohne Betroffenheitssülze, Sentiment-Schmus oder Botschaftsausrufungszeichen. Im Gegenteil:
„It’s Kind of a Funny Story“ blickt auf spannende Gegenwartsmenschen und auf reizvolle Beteiligte. Ohne diese in irgendeiner Weise „hochzuhieven“. Der verrückte Held etwa. Der das „Kuckucksnest“ aufräumt. Überhaupt nicht. Ein junger kluger Bursche will „anständig“-cool im Leben mitmischen und kriegt gleich die volle Kanne Gedanken. Fragen. Zweifel. Findet zu wenige Antworten. Oder Lösungsideen. Also nimmt er von Montag bis Donnerstag seine erste Auszeit in seinem Dasein. Was ihm dann selbst „voll peinlich“ ist. Aber…., er tut es. Hat es getan.

Der (zur Drehzeit) 17jährige britische Kanadier KEIR GILCHRIST (geboren in London, lebt in Toronto), bislang weitgehend unbekannt, mimt seinen Craig angenehm zurückgenommen und mit starker Seelen-Präsenz. Während ZACH GALIFIANAKIS als Seelen-Bär zwar wieder viel BART trägt, dafür aber auch „mehr Gesicht“ zeigt. Körpersprachlich eine einfühlsame ironische Wucht ist. Ein „frivoles“ Klapsmühlen-Gespann, diese Beiden. Für die das Regie-Autoren-Duo Anna Boden + Ryna Fleck berührende wie clevere und komische Pointen zu setzen weiß. Vor allem dann ganz am Schluss: Formidabel.

Was für eine brillante DVD-Perle von „ganz anderem“, wunderbarem US-Kino. Kucken Sie sich diesen Film unbedingt an. Danach fühlen Sie sich garantiert wohler!

Anbieter: „Universal“

Teilen mit: