THE INTERNATIONAL

THE INTERNATIONAL“ von Tom Tykwer (GB/D 2008; 118 Minuten; Start D: 12.09.2009); der 1965 in Wuppertal geborene „Berliner“ Tom Tykwer war viele Jahre Programmkinomacher + Vorführer in einem Kreuzberger Kiez-Kino („Moviemento“). Seit 1993 hat er die Seiten gewechselt und sorgt seitdem für Zelluloid-Futter auf der Leinwand. Nach „Die tödliche Maria“ (1993); „Winterschläfer“ (1997); dem kultigen Spaß „Lola rennt“ (1998/mit Franka Potente/“Deutscher Filmpreis in Gold“); „Der Krieger und die Kaiserin“ (2000); „Heaven“ (2002) sowie neulich „Das Parfum“ (2006) ist nun sein neues, teures Stück der Versuch/das Bemühen um einen coolen, intellektuellen Kopf-Thriller.

Dabei im Mittelpunkt: Der Interpol-Agent Louis Salinger (CLIVE OWEN, 44, „Shoot´ Em Up“). Der gibt sich jähzornig, unbeherrscht, ständig wütend. Sieht meistens, mit 5-Tage-Bartstoppeln, „wie ausgekotzt“ aus und ermittelt bzw. KÄMPFT (beinahe) allein gegen eine der mächtigsten Banken der Welt (IBBC). Deren Chef-Banker leisten sich die ganze Palette von voller krimineller, mörderischer Energie in Sachen Geldwäsche, hochkarätigem Waffenhandel, Unterstützung diktatorischer Militär-Herrscher in der Dritten Welt. Man ist weltweit mächtig wie gewinnorientiert UM JEDEN PREIS, hat ein eigenes System im globalen Polit- und Herrschaftssystem entwickelt; fühlt und hält sich für unangreifbar/unantastbar, hat überall in den Chef-Etagen von Politik, Polizei und Industrie seine (notfalls mörderischen) „Lobbyisten“ und Helfershelfer, begreift sich als „souveräner Staat“ innerhalb der großen Staatengemeinschaften. Gegen diese ganze korrupte, gefährliche Bande tritt nun Agent Louis an. Obwohl dies seinen Vorgesetzten ein Dorn im Auge ist. Die New Yorker Staatsanwältin Eleanor Whitman steht ihm bei, wo und wie es nur geht, aber auch sie wird ständig von ihrem Chef zurückgepfiffen. Doch auch ihr ist das egal. Man düst also durch die Welt, um Beweise heranzuschaffen, damit „dieses Pack“ dingfest gemacht werden kann. Von Berlin (-Hauptbahnhof) geht es über Lyon in Frankreich, dem Sitz von Interpol, gen Mailand, dann in Richtung Türkei, Luxemburg, New York und zurück. Ein tapferer, couragierter, wütender Fanatiker des Rechts und sein Kampf gegen die bösen „Kapitalismus-Windmühlen“ in der Welt.

DAS hört sich imgrunde toll an, nicht wahr? Nur, was ich hier so vollmundig aufzähle, sehen wir nur begrenzt, fühlen es eigentlich gar nicht, weil es nur behauptet wird. „The International“ ist ein BEHAUPTUNGS-KRIMI. Permanent wird „darüber“ geplappert, genaseweist, berichtet, zusammengefasst, spekuliert, taktiert, aber SEHEN, FÜHLEN, ERLEBEN, GLAUBEN, NACHVOLLZIEHEN, AKZEPTIEREN können wir DAS nie. Die Figuren-hier besitzen weder eine Identität noch Charakter noch Seele, es sind Marionetten, ausgedacht auf einem Stück Papier und NIE LEBENDIG werdend. „Spannung“ soll eine elendig lärmende Musik-Suppe bringen, die uns immer „rechtzeitig“ wie aufdringlich darauf verweisen will, daß jetzt wieder „etwas Spannendes“ im bildlichen Anmarsch ist…, doch denkste bzw. von wegen. Irgendwann wird dann das ständige Hin-und-Her-Gewusel-Gequatsche-Getue-Getöne durch eine rd. 12minütige Ballerei unterbrochen. Man duelliert sich im feinen New Yorker Guggenheim-Museum, das in Brandenburg nachgebaut und dann zur Zerstörung freigegeben wurde. Danach ist wieder reichlich Zeit, Platz und Raum für weiteres Gerede und Jagd-Gedöns ala „bockiges Klein-Fritzchen gegen den Rest der schäbigen Finanz-Welt“.

Dabei ist es schon völlig unerheblich, wer da gegen wen wie wo warum wann antritt, wir wissen ja sowieso: ER, „Django“ Louis, gegen die fiesen Nadelstreifen-Fuzzis von der bösen Bank-Global, Ein Ach-Gottchen-Krimi mit philosophischen Schüben: „Sollte man seine Ideale opfern zum Wohle der Welt?“, fragt der ausgelaugte ARMIN MUELLER-STAHL-Mafiosi-Typ, der, wie wir erfahren, früher 30 Jahre lang DDR-Kommunist und Stasi-Bonze war, bevor er in das „lukrativere Ideologie-Lager“ wechselte. Wie gesagt, DAS wird alles erklärt, nie gezeigt. Hörspiel-Kino eben. Das mit der Finanzkrise soviel zu tun hat wie ein Lama mit Toilettenpapier. Aber weil es sich halt derzeit so gut macht, wird behauptet: Dies hier sei der tolle Film zur schlimmen Krise. Quatsch. Blödsinn. Bullshit. „The International“ ist mit 5,8 Millionen EURO vom „Deutschen Filmförderfond“ teuer gefördertes langweiliges Kasperle-Krimi-Theater um Viel-Laufen/Fahren/Reden/Erklären/Entsetzt-Sein/Schießen; mit personellem Wirrwarr und Logik-Defiziten so groß wie das Ozonloch. Dabei natürlich auch völlig humorlos. Neben Clive Owen, Naomi Watts und dem matt, dünn und erschöpft aussehenden/auftretenden Armin Mueller-Stahl mischt auch der Dänen-Schurke“ ULRICH THOMSEN („Lulu & Jimi“) noch mit. „Bei Bond krieg ich das Kotzen“, bemerkte kürzlich Tom Tykwer im „Stern“-Interview lauthals (auch dicke Interview-Überschrift). Nun, bei seinem neuesten Film kriege ich zwar keineswegs das Kotzen, dafür aber das GAAANZ laute GÄHNEN (= 2 PÖNIs).

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