IN FLAGRANTI – WOHIN MIT DER GELIEBTEN?

Habe gerade die BERLINALE „an der Backe“ (= soll ironisch, schwarzhumorig gemeint sein/klingen), das heißt – vor allem den dortigen WETTBEWERB, und DER ist bekanntlich hauptsächlich voll von filmischen Depressionen. Weltlichen wie privaten Fiesheiten, von der ganzen Palette mit schweren Problemen, schwierigen Problemen, verzweifelten Problemen. Von permanenten globalen, also politischen, gesellschaftlichen wie daraus resultierenden individuellen SchicksalsSCHLÄGEN und Gemeinheiten. Seelischen wie physischen. Deshalb ist es kein Wunder, dass die DVD-Spielfilm-Alternative in dieser extrem problembeladenen Filmwoche etwas ganz Leichtes ist. Einfaches. Überschaubares. Mit viel theatralischem Boulevard-Charme. Und natürlich aus Frankerich stammt. Die Rede ist von der ulkigen Komödie „La Doublure“, was übersetzt so viel wie „Der Vertreter/Stellvertreter“ heißt. Und heißt bei uns

IN FLAGRANTI – Wohin mit der Geliebten?“ von Francis Veber (B+R; Fr/It 2006; K: Robert Fraisse; M: Alexandre Desplat; 82 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 17.2.2011).

„In Flagranti“, also „Auf frischer Tat“, stammt von einem der renommiertesten französischen Komödienfilm-Experten: FRANCIS VEBER. Der heute 73-jährige ist seit Jahrzehnten sowohl als Produzent wie auch als Drehbuch-Autor („Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“; „Die Filzlaus“; „Le Magnifique“; „Adieu, Bulle“) und als Regisseur („Zwei irre Spaßvögel“; „Dinner für Spinner“; „Ein Mann sieht rosa“; „Der Killer und die Nervensäge“) erfolgreich unterwegs. Einer seiner Lieblingsschauspieler ist der heute 60-jährige französische Star DANIEL AUTEUIL (zuletzt überragend in den Thrillern „36 Tödliche Rivalen“ + „MR 73“; bei uns auf DVD herausgekommen).

DER spielt hier einen stinkreichen Hallodri. Genannt Monsieur President. Monsieur, mit bürgerlichem Namen Pierre Levasseur, hat ALLES: (Sehr viel) Geld, Macht, Wohlstand. Ein tolles Haus, in dem seine attraktive Ehefrau Christine (KRISTIN SCOTT THOMAS) wohnt. Und, natürlich, leistet sich Monsieur eine Geliebte. Das Top-Modell Elena (ALICE TAGLIONI). Verspricht ihr andauernd die Ehe nach baldiger Scheidung und „eiert“ kräftig herum. Bla, bla, bla. Als jedoch ein Bild von den Beiden in der Presse erscheint, hängt der eheliche Haussegen schief. Weil jedoch „irgendein Trottel“ zufällig mit auf diesem Bild drauf ist, behauptet Herr President, dieser Unbekannte sei der Partner des blonden Top-Girls. Er sei nur „zufällig“ in diese Aufnahme hineingeraten. Was es nun „praktisch“ umzusetzen gilt.

Der „Trottel“ heißt Pignon (GAD ELMALEH), ist Autoparker bei einem Edel-Hotel und soll nun, für einiges Honorar, so tun, als ob er tatsächlich der Partner von Elena ist. „Sie bezahlen mich, damit ein Top-Modell bei mir wohnt?“ In der Tat, der Anwalt vom „Presidenten“ (RICHARD BERRY) inszeniert von nun ab die burleske „öffentliche“ Show: Für die Medien, für Madame Levasseur und die vielen Schnüffler, die das alles für diverse Auftraggeber zu begleiten haben. Tür auf, Tür zu, Gardinen runter, das typische Boulevard-Verwechslungs-Getümmel, mit viel schönem Nonsens.

Das vor allem deshalb so fein funktioniert, weil das Drehbuch auf derbe Plattheiten verzichtet, mit lächelnden Schmunzel-Pointen aufwartet, und die überzeugenden Darsteller augenzwinkernd-angepikst unterhaltungslecker mitmischen. Zu denen zählt übrigens auch DANY BOON, seit „Willkommen bei den Sch´tis“ als französischer Jerry Lewis geadelt. Er mimt den fassungslosen Trottel-Kollegen von Pignon, der es überhaupt nicht fassen kann (und will), dass ausgerechnet sein „grauer“ Freund und Kollege mit „solch einer“ herummachen darf. Und dass DIE auch noch bei ihm, in dessen „simple“ Schmuddelwohnung, „gerne“ eingezogen ist. Während Rock ´N´Rollige Chuck Berry-Klänge die gesamte Lockerheit hier stimmungsvoll anführen und schließlich sogar KARL LAGERFELD höchstpersönlich mit seinen „herben“ Modells zwischendurch für das mondäne Ambiente sorgt.

„In Flagranti“ oder: Es macht Spaß, es bereitet ein ganz schönes Vergnügen, sich diese charmante Farce ´reinzuziehen. Zumal die „Funken“ zwischen dem in Casablanca geborenen 35-jährigen französischen Komiker Gad Elmaleh („Zug des Lebens“) als einfacher Bursche mit stolzem wie melancholischem Prekariats-Selbstbewußtsein und der cleveren Modell-Blonden Alice Taglioni („Der rosarote Panther“) hübsch „stimmen“. Und drumherum Prima-Stichwortgeber stimmungsangemessen auftauchen, agieren, mittun.

Wie gesagt, wer es mal filmisch nett-leicht haben möchte, wird hier, mit „IN FLAGRANTI“, angenehm-kurzweilig bedient (= 3 PÖNIs).

Anbieter: „EuroVideo“.

 

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